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Unter der Moderation von Oliver Geissen, der aktuell etwas überraschend seinen zweiten Frühling in der RTL-Gruppe feiert und künftig auch als Moinmoin-Oli vom Dienst die Neuauflage von «Ruck Zuck» betreuen soll, lassen sich zehn mehr oder minder prominente Menschen auf den totalen Kontrollverlust ein, den der im Fernsehen bereits diverse Male zuvor in Erscheinung getretene Hypnotiseur Jan Becker verantwortet. Kernpunkt des Konzepts: Die Promis müssen unter Hypnose verschiedene Spiele absolvieren, die allesamt von keinerlei sportlicher Relevanz sind, sondern viel mehr dazu dienen, sie in amüsante bis peinliche Situationen zu bringen. Mit der finalen Umsetzung ist Endemol Shine beauftragt worden - die übrigens am Samstagabend auch die Katzenberger-Hochzeit bei RTL II sowie das «ProSieben Länderspiel» in Szene setzten und damit wohl kaum gänzlich ohne Quoten-Enttäuschungen über die Runden kommen dürften.
Wie aber lief die Sendung nun ab? Nunja, zunächst einmal mit einem mäßig ambitionierten Versuch, den kritischen Zuschauer davon zu überzeugen, dass er doch bitte all das, was ihm in der Folge präsentiert werden wird, für bare Münze nehmen soll. Das Problem daran: Gesichter wie Joey Heindle, Walter Freiwald oder Patricia Blanco haben eine derart... nennen wir es einschlägige TV-Geschichte hinter sich, dass man ihnen doch relativ viel zutraut, wenn am Ende des Abends eine saftige Gage und bestenfalls noch eine Folgeverwertung in einer anderen Show winkt. So taugen weder die "Gruppenhypnose" zu Beginn noch die zum Teil abstrusen Handlungen während der Spiele zur Authentisierung. Und dass sich beim "Hypnose-Casting" kein Einziger der 40 Prominenten der Strahlkraft Jan Becker entziehen konnte, erscheint doch reichlich unwahrscheinlich, wenn auf der anderen Seite doch mehrfach darauf verwiesen wird, dass Hypnose nicht in jeder Situation bei jedem Menschen funktioniert.
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Seien wir fair: Ja, manche dieser Aktionen haben durchaus ihren Unterhaltungswert. Beispielsweise bei nahezu jeder Joey-Aktion oder dann, wenn sich Walter Freiwald aufdringlich ins Kamerabild rückt, ein Mehrwert ist damit allerdings mitnichten verbunden. Das dürfte RTL weitaus besser verschmerzen können als die Problematik, dass die Show ihre über drei Stunden andauernde, und somit viel zu üppig angesetzte Sendezeit nicht zu tragen imstande ist. Durch Publikumshypnosen, Einspielfilmchen und der generellen Zelebrierung einer jeden Hypnose durch Becker bemüht man sich zwar darum, die Zeit möglichst subtil und wenig offensichtlich zu schinden, aber dieser Plan geht nur sehr bedingt auf.
Neben der generellen Problematik, dass der Privatsender hier wieder einmal zu ängstlich ist, seinem Publikum einmal mehr als sein bekanntes Show-Einerlei mit den üblichen Protagonisten, Kulissen und strukturellen Elementen anzubieten, kommt hier noch hinzu, dass die große Zeit der Uri Gellers und David Copperfields weitgehend vorbei scheint und es keinen mehr hinter dem Ofen hervorlockt, wenn der nächste TV-Zauberer, -Mentalist oder -Illusionist seine Kunst vollführt. Becker darf man gegenüber anderen Gestalten in diesem Genre zwar zugute halten, dass er sich nicht als irgendeine übersinnliche Lichtgestalt stilisiert, die von Rigel 7 zur Erde geschickt wurde, um im werbefinanzierten Fernsehen C-Promis alberne Grimassen schneiden zu lassen. Aber ob das Prinzip "Hypnotiseur manipuliert Stars und Sternchen so, dass sie bescheuerte Dinge tun" wirklich noch der Stoff ist, mit dem sich im Jahr 2016 die Massen faszinieren lassen? Es darf angezweifelt werden.
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
05.06.2016 07:51 Uhr 1
05.06.2016 08:28 Uhr 2