Zur Person
Dennis „Br4mm3n“ Brammen wurde am 28. März 1988 in Goch geboren und wuchs in Weeze. Nach dem Abitur verließ er Deutschland, um in den Niederlanden International Business zu studieren und im Anschluss als Personalberater zu arbeiten. Mit seinen fünf Freunden: Peter Smits, Jonathan Apelt, Sebastian Lenßen, Christian Stachelhaus und Denis Hartwig gründete er den YouTube-Kanal PietSmiet, auf dem das Team seit 2011 Videos hochlädt.Das ist echt krass, da fasst man sich selbst manchmal an den Kopf und fragt sich: „Wie konnte das eigentlich passieren, wer hat das zugelassen?“ Aber geändert hat sich eigentlich nichts, natürlich stehen wir mehr im Rampenlicht aber man ist trotzdem immer dem Content verpflichtet. Das ist für uns das Wichtigste. Der Content ist immer King, wir versuchen unsere Videos immer in bestmöglicher Qualität zu produzieren, das sind wir einfach den Zuschauern schuldig. Es hat sich höchstens in die Richtung verändert, dass wir heute nicht mehr 20 Videos produzieren, sondern eher weniger und gleichzeitig versuchen jedes mit einem höheren Aufwand zu erstellen. Dafür haben wir durch die Veränderung einfach mehr Zeit als früher, aber die Einstellung, dem Zuschauer die coolsten und bestmöglichen Videos anzubieten, die im Einklang mit der persönlichen Überzeugung stehen, hat sich nicht gewandelt.
Gerade der Production-Value ist doch enorm gestiegen. In Videos, die Sie vor drei Jahren oder noch mehr hochgeladen haben, haben sie deutlich weniger gesprochen, gleichzeitig lag die Qualität der Produktion nicht auf dem Level wie heute.
Natürlich, das ist ein Erfahrungsprozess, den man durchmachen muss. Vor anderen zu reden ist nun mal nicht immer so einfach. Ähnlich ist es ja auch bei Präsentationen in der Schule, Uni oder im Büro. Da ist man am Anfang eben auch noch nervös, aber nach 200 Präsentation kehrt eine gewisse Routine ein, das freie Reden wird selbstverständlicher und man entwickelt mehr Mut. Da achtet man dann gar nicht mehr so drauf. Ich habe kürzlich mein erstes Video zu „Orcs must die“ angesehen und habe mir gedacht: „Oh wow. Dennis, du redest ja fast alle 30 Sekunden mal ein Wort.“
Sie sind als sechs Freunde gestartet, die Lust hatten Videospiele zu zocken, sich dabei zu filmen, das Geschehen zu kommentieren und das Ganze schließlich ins Netz zu stellen. Wieso?
Das kam eher aus einer Laune heraus, wir wollten mal ausprobieren wie das so ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte selbst Gronkh gerade einmal 9.000 Abonnenten. Eine Szene, wie sie heute besteht, war damals noch nicht existent, egal in welchem Bereich. Es gab vereinzelte Kanäle, die bereits etwas größer waren, aber die Anzahl der YouTuber ist heute um ein Vielfaches höher als noch vor fünf oder sechs Jahren. Wir haben damals die Möglichkeit gesehen, uns aufzunehmen und die Videos hochzuladen, also warum nicht einfach mal machen?
Für viele Jugendliche besteht der Reiz an einer Karriere auf YouTube darin, Geld mit seinen Videos zu verdienen. Um dauerhaft davon leben zu können, vergeht logischerweise eine gewisse Zeit. Diese mussten auch Sie durchmachen, wie wirkt sich dies auf die Motivation aus?
Am Anfang war es für uns ja nur ein Hobby, wenn wir eh zocken, können wir das auch aufnehmen. Heute produzieren wir Videos gezielt für YouTube und zocken dennoch privat. Die Herangehensweise von wegen „Ich will damit Geld verdienen“ ist ja so als würde man sagen: „Ich werde jetzt Musiker oder Schauspieler, um damit Geld zu verdienen“ und das ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Ich werde Schauspieler, weil ich eine Leidenschaft für die Schauspielerei habe oder ich werde Musiker, weil mir der Beat im Blut hängt und genauso sollte man YouTuber werden, weil man Lust hat coole Videos zu produzieren, subjektiv gesehen zumindest. Wenn dann der Glücksfall eintritt, dass andere Leute sich die Videos ebenfalls ansehen und sie ihnen gefallen, ist das doch super. Wenn nicht, muss man damit eben auch leben. Bevor wir angefangen haben Geld mit den Videos zu verdienen, verging ja einige Zeit, Wir haben ja bereits ein Jahr lang Videos hochgeladen, bevor es überhaupt die Möglichkeit der Monetarisierung gab. Das war ja nicht vom ersten Tag an möglich. Mit der gleichen Leidenschaft sollte man da auch heute rangehen und nicht mit dem Gedanken des Geldverdienens, sondern mit der Einstellung ein cooles Video für die Zuschauer zu produzieren.
Noch vor einigen Jahren war es ja eine richtige Ehre, von YouTube ausgewählt zu werden, um Partner zu werden. Erst dadurch war eine Monetarisierung der Videos möglich. Content-Creator mussten sich also bereits bewiesen haben, ehe sie die Möglichkeit hatten Geld mit ihren Produktionen zu verdienen. Heute ist das ja viel schneller möglich, wie sehen Sie diese Entwicklung?
Da bin ich ganz ehrlich, das ist eine finanzielle Entscheidung, die YouTube selbst getroffen hat. Ich weiß nicht, ob die relevant ist zu sagen, dass einige kleinere Kanäle vielleicht nicht gekommen wären. Fakt ist jedoch, dass die Firmen, die erst später einstiegen, sofort Partner gewesen wären, beziehungsweise waren und sind. Das betrifft somit nur kleinere Kanäle mit niedrigeren Reichweiten und da kann ich es nicht einschätzen. Ob ein Kanal mit vielleicht 1.000 Abonnenten seine paar Euro im Monat verdient, dann soll er sie doch bitte haben. Es sind sich aber wohl alle einig, dass so ein Kanal nicht wegen drei Euro mehr im Monat seine Videos macht. Da muss man ja ganz ehrlich sein und erkennen, dass sich der Arbeitsaufwand damit vorne und hinten nicht rechnet, sondern dass die Lust am Videodrehen überwiegt.
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Wenn es anders gelaufen wäre, hätten wir vielleicht nur 10.000 Abonnenten und würden trotzdem unsere Videos machen
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Dennis Brammen
Viele sehen immer Battlefield 3 als den großen Boost, allerdings kam Skyrim im selben Zeitraum raus, was sogar das erfolgreiche von beiden Projekten ist. Ich würde sagen, dass man irgendwann einfach diesen Punkt erreicht, an dem Zuschauer im Freundeskreis von uns erzählen oder unsere Videos häufiger in den sozialen Medien teilen. Das trägt natürlich enorm zum Wachstum eines Kanals bei. Da aber erstmal hinzukommen ist deutlich schwieriger. Aus meiner Sicht gab es bei uns allerdings nie diesen einen Faktor, der die Grundlage für einen deutlichen Zuschaueranstieg bildete. Wenn es anders gelaufen wäre, hätten wir vielleicht nur 10.000 Abonnenten und würden trotzdem unsere Videos machen, einfach, weil es Spaß macht. Dann würde ich aber in einem anderen Job arbeiten und die Videos in meiner Freizeit aufzeichnen.
Eine Empfehlung durch einen anderen YouTuber war quasi nicht möglich, da es einfach noch keinen sooo großen Kanal gab, der entsprechenden Einfluss hatte. Die Zahlen waren einfach ganz andere. Damals dachten wir, 10.000 Abonnenten seien der Hammer und bei 100.000 dachten wir, das wäre das Ende der Fahnenstange. Da gab es immer die Frage: „Wie viele Leute kann es denn bitte in Deutschland geben, die YouTube gucken?“ Das ging halt immer so weiter und dann dachte man sich das bei einer Million oder zwei Millionen Abos. Wahrscheinlich auch bei fünf oder zehn Millionen Abonnenten, irgendwann muss ja Schluss sein und dann schauen wirklich nicht mehr Leute zu, weil es einfach nicht mehr gibt.
Wie ging ihr Umfeld damit um, als Sie sagten, Sie verdienen ihr Geld mit YouTube? Gab es da gemischte Reaktionen?
Ehrlich gesagt, nein. Das steht so ein bisschen für die Mentalität von uns und ich kann es nur jedem als Ratschlag mit auf den Weg geben: „Wenn du etwas machen willst, mach es einfach.“ Wenn es gut geht und du hast Erfolg mit damit, hast du gewonnen. Sollte der Erfolg ausbleiben, hast du dennoch nichts verloren, außer der Zeit, die du reingesteckt hast. Und letztlich hast du auch in diesem Fall an Erfahrung gewonnen. Das sollte man nicht vergessen. Gerade junge Leute, die vielleicht noch im Studium stecken oder es gerade beendet haben, haben ja keine Verpflichtungen oder größeren Druck. Man lebt dann ja meistens noch in etwas kleineren Wohnungen oder gar im Studentenwohnheim, was hat man also zu verlieren? Wenn man eben gerne Videospiele spielt, kann man diese doch auch aufnehmen und die Videos danach bei YouTube hochladen. Man befindet sich ja nicht in der Situation, dass man hochgradig verschuldet ist oder auf ein festes Einkommen angewiesen ist, um seine Familie zu ernähren, sondern man hat die Freiheit Dinge auch mal auszuprobieren. Im schlimmsten Fall hast du keinen Erfolg und meldest dich später arbeitssuchend oder trittst erst dann in ein Berufsverhältnis ein. Der Arbeitgeber wird es wahrscheinlich noch positiv ansehen, dass du das Risiko eingegangen bist und versuchst hast, dich selbstständig zu machen.
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