Sportrechte werden für Fernsehsender wichtiger und wichtiger: Große Events haben auch heute noch die Kraft, ganze Familien und Cliquen zum Live-Erlebnis vor den Fernseher zu holen. Doch auch hier befindet sich das Medium Fernsehen im Wandel: Rechte werden teurer und teurer und neue und innovative Player drücken auf den Markt. Eines haben alle gemeinsam: Ihre Sendungen lassen sie von Menschen machen, die ihren Sport leben, lieben und so emotional begleiten wie es sonst selten ist in der TV-Landschaft. Die, die lieben und leiden, wollen wir in dieser neuen Reihe zu Wort kommen lassen.
Stationen eines Sportreporters
Heute: Marco Hagemann2000 - 2004: Sport1 (Bundesliga, int. Fußball)
2004 - 2014: Premiere/Sky (Bundesliga, Champions League, WM, Tennis)
2006 - 2012: Eurosport (Tennis, U-19-Fußball)
Seit 2014: RTL (Nationalmannschaft), Eurosport (Fußball, Tennis)
Die verfolgt Marco Hagemann auch in diesen Tagen ganz genau – und zwar als Privatmann. Beim zweiten Auftritt von Jogis Jungs gegen Polen war er selbst Gast im Stadion in Paris, das 1:0 gegen die Nordiren vor ein paar Tagen sah der Kommentator wie ein ganz normaler Fußballfan beim Public Viewing. „Andere Spiele dieser Europameisterschaft habe ich aber auch schon alleine daheim geschaut“, verrät der 39-jährige Sportjournalist, der für den neuen Modus dieser EM nicht nur positive Worte findet. Die UEFA hat die EM heuer um acht Teams auf 24 aufgestockt. Sie wird nun in vier, statt in drei Wochen gespielt – und nach der Gruppenphase scheiden gerade einmal acht Mannschaften aus. „Es ist ja kein Geheimnis: Die bisherige Spielqualität war nicht so hoch wie noch vier Jahren, als mit 16 Mannschaften gespielt wurde und schon in der Gruppenphase echte Klassiker stattfanden“, sagt Hagemann.
Weg mit den Achtelfinals
„Man hat also zurecht das Gefühl, dass kaum jemand nach der Gruppenphase ausgeschieden ist“, meint er. Die Grundidee, in die EM mit 24 Mannschaften und somit auch mit Exoten wie Island oder Nordirland zu starten, bezeichnet er aber dennoch als richtig und schlägt in der Mitte des Turniers eine Kürzung vor. „Die kleinen Mannschaften haben absolut ihre Daseinsberechtigung, nicht zuletzt nach starken Leistungen in der Qualifikation. Ich würde nach der Gruppenphase aber dennoch direkt ein Viertelfinale spielen und deshalb nur die sechs Gruppenersten und die beiden stärksten Zweiten weiterkommen lassen“, meint Hagemann.
Jetzt aber steht am Wochenende doch das Achtelfinale für Jogi Löw und seine Spieler an. An Kritik an der Mannschaft mangelte es zuletzt ja nicht. Zu harmlos im Sturm, zu wenige Chancen oder zu wenige davon genutzt. Die Medien waren im Hyperventilationsmodus. „Das ist legitim und auch normal, das gab es schon immer“, meint Hagemann. Er aber glaubt auch einen Trend zu erkennen. „Jeder versucht da eigene Themen zu finden. Das wird gerade für Zeitungen immer schwerer, weil sie erst am nächsten Tag erscheinen. Medien brauchen eben gute Schlagzeilen.“ Um die Nationalmannschaft jedenfalls steht es längst nicht so schlimm wie manche denken. „Wir haben sieben Punkte geholt, stehen als Gruppensieger im Achtelfinale und sind zudem dafür bekannt, dass wir uns im Verlauf eines Turniers noch steigern“, meint Hagemann und unterstreicht damit die positiven Gesichtspunkte. „Hinzu kommt: Keine Mannschaft war bisher konstant überragend, auch Italien und Spanien nicht.“
"Buschi ist einfach Buschi"
Italien etwa bestritt sein letztes Gruppenspiel im deutschen Fernsehen übrigens bei einem gut befreundeten Kollegen von Marco Hagemann: Frank Buschmann, der zuletzt regelmäßig von schlechten Quoten seiner «ran»-Übertragung lesen musste. Da dürften die lobenden Worte von Hagemann umso mehr gefallen. „Ich habe die Sendungen teilweise komplett verfolgt. Buschi ist einfach Buschi, wobei er sich da teilweise sogar sehr zurückgenommen hat. Mir hat das Zusammenspiel mit Marcel Reif richtig gut gefallen“, urteilt er, sagt aber auch: „Natürlich waren die Sendungen jetzt nicht die Neuerfindung der Sportberichterstattung im TV. Aber was willst du da auch neu erfinden. Ich bin sicher, dass das für Sat.1 eine gute Sache gewesen ist.“
Um die EM und ihre Themen kümmert sich Hagemann derzeit übrigens nicht nur aus privatem Interesse. Üblicherweise montags um 18.15 Uhr, kommende Woche aber ausnahmsweise dienstags, moderiert er für seinen Sender Eurosport den neuen «kicker.tv»-Talk mit jeweils drei bis vier prominenten Gästen aus der Fußballbranche. Die Besonderheit: Die Debatte dreht sich komplett um ein größeres Thema. „Wir wollen da nicht die Frage stellen, ob der Elfmeter von gestern in der 80. Minute einer war oder nicht“, sagt Hagemann und meint, sich somit von anderen Gesprächssendungen klar abzugrenzen. „Das ist ganz wohltuend und bisher auch auf überaus positive Resonanz gestoßen – egal ob bei Kollegen oder den Zuschauern“, sagt er. Eurosport – das ist quasi die zweite (oder gar die erste?) Heimat von Marco Hagemann. Dort ist er sogar häufiger präsent als bei RTL, hat bis Anfang des Jahres regelmäßig Tennis kommentiert und ist bei verschiedenen Fußballübertragungen (MLS, Frauen- oder Jugendfußball) zu hören.
Marco Hagemann als Top-Spieler
Wunsch-Rückennummer: 7.Wunsch-Position: Achter.
Wunsch-Trainer: „Ich glaube nicht, dass man aufgrund meiner begrenzten technischen Fähigkeiten um mich buhlen würde. Es gibt viele tolle Trainer, aber wenn, würde ich mich wohl für Jürgen Klopp entscheiden.“
Wunsch-Liga: "Jeder kennt mein Faible. Natürlich würde ich die Premier League wählen. Wobei das ist vielleicht zu hoch gegriffen ist. Die Championship, also die zweite Liga in England, wäre auch super."
Marco Hagemann auf die Frage, für welche Optionen er sich als aktiver Fußballer entscheiden würde.
Verdient hätten derweil auch einige Tennis-Herren einen etwas größeren Erfolg. Wie schon gesagt: Hagemann kennt sich in der Sportwelt auch rund um die kleinen gelben Bälle bestens aus und wird die All England Championships, auch Wimbledon genannt, ab Montag bei den Kollegen von Sky intensiv verfolgen. Wie erfolgreich aber die deutschen Teilnehmer dort abschneiden würden, sei für den 39-Jährigen ziemlich schwer einzuschätzen. Erstaunlicherweise könnten diesmal die Männer für größere Schlagzeilen sorgen als die Frauen. Bei den Mädels nämlich räumt Hagemann nur Angelique Kerber wirkliche Chancen ein, in die zweite Turnierwoche einzuziehen. „Alle anderen hatten zuletzt doch recht enttäuschende Ergebnisse“, meint er. Bei den Herren setzt er natürlich auf den zuletzt für Furore sorgenden Alex Zverev („er ist aber noch jung“) sowie auf Florian Meyer und Philipp Kohlschreiber. Dass bei den Grand Slams im Modus „Best Of 5“ gespielt wird, könnte für die genannten aber eine Erschwernis sein.
Fest steht: Es wird nicht langweilig im Spitzensport – vor allem nicht für Marco Hagemann, einem, von dem man annehmen kann, dass er derzeit mehr Angebote und Möglichkeiten hat, als es ihm recht sein kann.
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
26.06.2016 16:51 Uhr 1
Ich kann mit Hagemann garnix anfangen....geschweige denn mit den RTL Übertragungen....
26.06.2016 17:42 Uhr 2
26.06.2016 18:50 Uhr 3
26.06.2016 20:53 Uhr 4
26.06.2016 23:22 Uhr 5
26.06.2016 23:27 Uhr 6
Der eine liebt die Mutter, der andere die Tochter ...
27.06.2016 00:57 Uhr 7