Zum letzten mal dürfen die fünf, nachdem sie endlich alle zusammengefunden und sich gegenseitig auf ihre Schwachstellen abgetastet haben, noch einmal ein richtiges Männer-Essen gönnen. Andreas darf genussvoll von der unheiligen Beziehung zwischen Männern und Monsterburgern erzählen. Bürger, Fleisch, Bier - das Ganze wirkt tatsächlich wie ein furchtbar ungesundes, letztes Abendmal. Und so wird es auch inszeniert, denn Gott, das Universum bzw. die Fernsehproduzenten lassen die Bestrafung für die Völlerei auf dem Fuße folgen: Denn Fitnesscoach Helge, studierter Sportwissenschaftler, lässt die fünf schon am nächsten Tag zum morgendlichen, lockeren Joggen antreten, dabei hat man sich zuvor noch so schön über die armseligen „Büromenschen“ lustig gemacht, die sich am frühen Morgen aus dem Bett quälen, um den Sprint der Selbstgerechten anzutreten. Ebenso studiert wirkt übrigens Helges selbstzufriedenes Grinsen und seine gekünstelte, überdramatische Art und Weise, seinen Text aufzusagen.
Davon abgesehen, ist es vielleicht nicht die beste Idee, konstant unsportliche Menschen, die einen Abend zuvor noch ein exorbitantes Mahl zu sich genommen haben, auf eine Tour de Force durch die Wälder zu schicken, 220 Stufen und daraufhin noch einen Steilhang hinauflaufen zu lassen. Es scheint fast so, als sei der anschließende, akkute Sauerstoffmangel und die erschöpften Zusammenbrüche mit kitschiger Popmusik-Untermalung geplant gewesen. Ein abschließendes Resümee:
Gewinner des Abends: Softie-Väter überall
Unversehens stolpert «Echte Männer» abseits der dreckigen Witze, dem echten Männer-Gelabere und allgemeinem Poser-Gehabe in die ein oder andere Wahrheit hinein. Denn wahrscheinlich gibt es weder sogenannte echte Männer noch echte Frauen. Denn wir sind, was wir sind, wir tun, was wir tun und müssen letztendlich vor allem mit uns selbst klar kommen. Dort, wo diese Kandidaten anscheinend sie selbst sein können, ist in Anwesenheit ihrer Familien, als verantwortungsvolle, liebevolle, und ja, sensible Familienväter.
Auf dem Prüfstand: Gruppenzwang
Schon unsere Eltern wussten es immer: Gruppenzwang ist schlecht. Wenn alle anderen eine Brücke hinunter springen, springst du dann auch? Wahrscheinlich hat auch der ein oder andere «Echte Männer»-Kandidat durch Gruppenzwang mit dem Rauchen angefangen. Vielleicht gibt es auch positiven Gruppenzwang und irgendwie ist auch ganz nett, dass man sich gegenseitig den steilen Berghang hinauf hilft, aber vielleicht ist es trotzdem nicht die richtige Entscheidung, sportlich von null auf hundert von einem Tag auf den nächsten aufzudrehen, auch wenn das alle andere in der Gruppe machen.
Überraschende Stimme der Vernunft: Andreas
Als den Kandidaten eröffnet wird, dass sie am Ende diese Experiments einen CrossFit Triathlon mit einer nicht unerheblichen Lauf-, Schwimm- und Mountainbike-Strecke absolvieren müssen (weil… warum nochmal?), ist Andreas der einzige, der nicht sofort mit überschwänglichen Enthusiasmus die Hand hebt und zögerlich einige wichtige Fragen dazu stellt. Denn, wie schon oft erwähnt, ist es auch hier wieder nicht die gesündeste Entscheidung, sich für ein kräftezehrendes Sportevent anzumelden, welches nur fünf Monate entfernt ist, für das andere aber mehrere Jahre trainieren. Vielleicht ist es Angst, die Andreas zögern lässt. Vielleicht Bequemlichkeit. Vielleicht aber auch gesunder Menschenverstand. Was ihn letztendlich trotzdem dazu bewegt, ist - man erahnt es vielleicht - Gruppenzwang. Hat sonst noch jemand Bedenken oder Einwände, die er gern äußern möchte? Irgendjemand!? Wirklich niemand!? Ein studierter Sportwissenschaftler vielleicht!? Das bringt uns zu…
Nervigste Person des Abends: Fitnesscoach Helge
Das selbstzufriedene Grinsen wurde vorhin schon erwähnt. Allerdings nutzt er dies nicht nur, um seine Protegés zu gesundheitlich zweifelhaften Höchstleistungen anzuspornen, sondern auch um niederschmetternde, medizinische Nachrichten zu überbringen. Denn unsere Protagonisten sind dank ungesunden Lebenswandel bestehend aus Rauchen, Bier trinken und alles essen, was schwer und fettig ist, rein biologisch gesehen, alle rund zehn Jahre älter als sie in Wirklichkeit sind. Okay Helge, wir haben es verstanden. Du bist fitter als alle anderen. Aber niemand mag Angeber, vor allem keine, die untermalt vom „Django Unchained“-Soundtrack über Zäune hüpfen und in Zeitlupe durch die Gegend joggen. Ach ja, das ganze mörderische und sportliche Experiment zu Beginn war nur dazu da, den Kandidaten deutlich zu machen, dass Rauchen schlecht und ungesund ist. Als wäre das noch nicht genug, lässt er die übergewichtigen Kandidaten zusätzlich noch mit nackten Oberkörper von einer Modefotografin abfotografieren. Es geht doch nichts über Bodyshaming, auch wenn es mal interessant ist, wenn nicht nur Frauen das Ziel solcher Angriffe sind. Trotzdem: Helge, you are the worst!
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel