Tore pro Spiel bei EM-Vorrunden
- 2016: 1,92 (69 Tore in 36 Spielen)
- 2012: 2,50 (60 in 24)
- 2008: 2,38 (57 in 24)
- 2004: 2,67 (64 in 24)
- 2000: 2,71 (65 in 24)
- 1996: 2,29 (55 in 24)
- 1992: 1,75 (21 in 12)
Tolles Eröffnungsspiel, konstant über 40 Prozent: Der Auftakt passt
Die ersten Tage zumindest liefen noch genau so ab, wie sich die öffentlich-rechtlichen Sender das erhofft haben dürften: Das Eröffnungsspiel der Franzosen gegen Rumänien kam auf eine spektakuläre Zuschauerzahl von 15,47 Millionen, was mal eben einem Reichweitenplus von etwa fünf Millionen gegenüber den ersten Spielen 2008 und 2012 entsprach. Da diesmal allerdings im Gegensatz zu den beiden vorherigen Turnieren das erste Duell nicht schon um 18 Uhr, sondern erst um 21 Uhr angepfiffen wurde, lagen die Marktanteile mit 50,0 Prozent aller und 54,1 Prozent der jüngeren Zuschauer dennoch "nur" auf ähnlichem Niveau - allerdings eben auch zu einer deutlich härter umkämpften und quotenrelevanteren Sendezeit. Die Verantwortlichen des Mainzer Senders dürften also sehr zufrieden gewesen sein mit dem Startschuss dieser XXL-EM. Und erstmal ging das Glück ja dann auch weiter.
So erreichte das erste Spiel um 15 Uhr - diese Anstoßzeit kam übrigens neu hinzu, da eben deutlich mehr Spiele untergebracht werden mussten - durchschnittlich immerhin 5,23 Millionen Zuschauer und 40,0 Prozent des Gesamtpublikums. In Anbetracht des Umstands, dass hier Albanien und die Schweiz aufeinander trafen, konnte sich dies ebenso sehen lassen wie die 42,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Danach stiegen die Werte sogar noch deutlich, sodass um 21 Uhr immerhin 12,35 Millionen die Partie zwischen England und Russland sehen wollten. Die Folge waren tolle 42,5 respektive 49,2 Prozent. Der Sonntag begann dann sogar mit spektakulären 8,40 Millionen im Rahmen der Partie Türkei gegen Kroatien, was bis zum Ende der Vorrunde von keinem anderen 15-Uhr-Spiel auch nur ansatzweise mehr erreicht wurde. Einzig das Spiel der deutschen Gruppengegner Polen und Nordirland fiel mit 39,7 Prozent bei 10,73 Millionen minimal unter die 40-Prozenthürde. Und dann kam eben die deutsche Mannschaft - doch dazu später mehr.
Die schwächeren Spiele mehren sich - und dann kommt auch noch Sat.1
Quoten-Vergleich Spieltag 1 & 2
- ST 1: 11,19 Mio. (43,5%) / 4,45 Mio. (47,2%)
- ST 2: 9,60 Mio. (41,2%) / 3,59 Mio. (42,5%)
Gründe gegen einen 1:1-Vergleich des dritten Spieltags: Die 15-Uhr-Partien fielen weg, mit Sat.1 ging ein Konkurrent ins Rennen und das deutsche Spiel hätte einen doppelt so hohen Anteil an der Durchschnittsquote gehabt (1/6 statt 1/12).
Erstmals etwas mehr Spannung versprach dann der ab dem 19. Juni ausgetragene dritte Spieltag, entschied dieser doch über Weiterkommen und Ausscheiden bei den allermeisten Teams. Für ARD und ZDF trat allerdings mit Sat.1 nun auch noch ein Mitbewerber in den Ring, der zumindest ein paar Krümel vom Quotenkuchen einforderte. So kam es, dass nun ohne deutsche Beteiligung beinahe überhaupt nicht mehr die Marke von 40 Prozent geknackt wurde. Das stärkste Spiel war hiervon gleich das erste zwischen der Schweiz und Frankreich, das auf immerhin 11,85 Millionen Zuschauer zu verweisen hatte, während sich zwei weitere Partien um 21 Uhr mit 10,66 und 10,09 Millionen zu begnügen hatten - bevor dann das ZDF mit seinem allerletzten Vorrundenspiel (Schweden gegen Belgien) sogar angesichts von 9,02 Millionen erstmals zu dieser Zeit klar unter die Zehn-Millionenmarke rutschte. Die Marktanteile waren mit 33,2 Prozent insgesamt bzw. 34,3 Prozent der Jungen ebenfalls so niedrig wie bei keiner anderen 21-Uhr-Präsentation.
Doch auch Sat.1 kann nicht wirklich zufrieden mit der Resonanz seiner Spiele sein: Im Schnitt sahen diese nämlich gerade einmal 1,58 Millionen Menschen, die Marktanteile betrugen dürftige 6,0 Prozent bei Allen sowie 7,1 Prozent bei den Umworbenen. Immerhin am letzten Vorrundentag gab es einen Achtungserfolg am Abend, als man mit Italien gegen Irland immerhin 2,61 Millionen Menschen erreichte und auf gute 9,7 bzw. 11,7 Prozent gelangte. Die Ausstrahlung von Ukraine gegen Polen, das parallel zum dritten Gruppenspiel Deutschlands über den Äther ging, hätte man sich allerdings auch gleich sparen können: Nur 0,26 Millionen Zuschauer reichten noch nicht einmal für ein Prozent des Publikums.
Zumindest die Deutschen liefern verlässlich
Ohne jede Frage war der Hit-Lieferant Nummer eins einmal mehr die deutsche Nationalelf, die bereits sehr respektabel ins Turnier startete: Den 2:0-Sieg gegen die Ukraine verfolgten durchschnittlich 26,57 Millionen Menschen um 21 Uhr, was bereits mit spektakulären 68,5 Prozent einherging. Vier Tage später kam dann das Aufeinandertreffen mit Polen sogar auf die höchste Reichweite der gesamten Vorrunde, mit 27,63 Millionen gingen 73,3 Prozent einher. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren Jogis Jungs sogar jeweils noch gefragter: 74,9 und 79,1 Prozent waren bei bis zu 11,92 Millionen drin. Das dritte und letzte Gruppenspiel ging dann bereits um 18 Jahr auf Zuschauerjagd, einer weniger lukrativen Sendezeit, da hier generell noch deutlich weniger Menschen fernsehen als am Abend. Angesichts dessen waren die 25,48 Millionen Zuschauer höchst respektabel und brachten dem Ersten am 21. Juni die Top-Marktanteile ein: 78,5 Prozent beim Gesamtpublikum sowie 82,2 Prozent bei den Jüngeren standen auf dem Papier.
Fazit: Die Quoten sinken deutlich - und doch gewinnen ARD und ZDF
Vorrunden-Schnitts ohne Deutschland
- 2016: 9,04 Mio. (38,9%) / 3,38 Mio. (40,8%)
- 2012: 11,12 Mio. (42,5%) / 4,54 Mio. (44,5%)
- 2008: 11,87 Mio. (45,1%) / 5,02 Mio. (45,8%)
Da die Partien der Deutschen bei diesem Turnier nur noch zehn Prozent aller bei ARD und ZDF übertragenen Spiele ausmachen, 2008 und 2012 jedoch noch 15 Prozent, sind sie potenzielle Verzerrungsfaktoren für die im Fließtext thematisierte Gesamtbilanz.
Dass im Gegensatz zu den vorherigen Turnieren insgesamt sieben Spiele zur deutlich weniger zuschauerfreundlichen Sendezeit um 15 Uhr liefen, hat die Durchschnittswerte ein gutes Stück nach unten gezogen, hätte aber den Marktanteilen aufgrund der angenehmeren Konkurrenz-Situation am Nachmittag eher zugute kommen müssen. Hat es aber nicht: Auch der durchschnittliche Anteil am Gesamtmarkt fiel von 50,0 und 47,0 Prozent in den Jahren 2008 und 2012 auf nur noch 42,3 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen standen 44,6 Prozent zu Buche - vor vier Jahren wurden noch 49,5 Prozent generiert, vor acht sogar 51,0 Prozent. Und auch bei Herausnahme der deutschen Spiele, die diesmal einen geringeren Einfluss auf die Gesamtwerte hatten, ist noch immer ein klarer Abwärtstrend evident (siehe Infobox).
Auf der anderen Seite sollte allerdings auch bedacht werden, dass die beiden Sender nun mal eben zehn Spiele mehr ausstrahlen durften als bei den Europameisterschaften zuvor. Fokussiert man sich also nicht in erster Linie auf die durchschnittlichen Zuschauerzahlen, sondern trägt auch der deutlich erhöhten Gesamtzahl an Partien Rechnung, dann stiegen die Zahlen sogar auf eine kumulierte Reichweite von 323,4 Millionen statt rund 280 Millionen, die noch vor acht Jahren zugesehen hatten. Wer bei dieser Rechnung (Anzahl der Spiele mal durchschnittliche Reichweite) ausgestiegen ist oder verwirrt nach der Einwohnerzahl Deutschlands sucht (gut 80 Millionen), dem sei gesagt: Eine Einzelperson kann nach dieser Rechnung bis zu 30 Mal (2016) bzw. 20 Mal (2008) gewertet werden, wenn sie jedes Spiel verfolgt hat. Klingt unsinnig, soll aber in erster Linie darauf verweisen, dass es für ARD und ZDF eben auch eine höhere Wertigkeit besitzt, wenn Person X 30 statt nur 20 Mal innerhalb der knapp zwei Wochen ein Spiel schaut.
Insofern können die ausstrahlenden Sender also nicht einfach als Verlierer des neuen EM-Modus bezeichnet werden. Zwar sind auf der einen Seite die durchschnittlichen Zuschauerzahlen ebenso signifikant gesunken wie die damit verbundenen Marktanteile, was darauf hindeutet, dass sich viele Menschen einfach hin und wieder einmal das eine oder andere Spiel gespart haben. Von dem Mehr an Live-Fußball profitiert man allerdings zur gleichen Zeit auch wieder, da man sich noch öfter auf die Zugkraft von König Fußball verlassen kann. Und durch das brandneue Achtelfinale gibt es summa summarum sogar 18 EM-Spiele mehr, weshalb sich gewiss damit leben lässt, wenn nicht jede Partie zweistellige Millionenreichweiten verbucht.
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