Cast & Crew
- Autoren: Mitch Hurwitz, Pam Brady
- Executive Producers: Mitch Hurwitz, Pam Brady, Maria Bamford
- Cast: Maria Bamford, Fred Melamed, Mary Kay Place, Ana Gasteyer, Lennon Parham, Bridget Everett
- Gaststars: Patton Oswalt, Jon Cryer, Judd Apatow, James Corden, Seth Meyers
- Musik: David Schwartz
- Produktion: The Hurwitz Company, Wounded Poodle, Netflix
Hierzulande ist Maria Bamford kaum bekannt. Die 45-jährige US-Amerikanerin ist Stand-Up-Komikerin und Schauspielerin, wurde in Kalifornien geboren und wuchs in Duluth (Minnesota) auf – dieser Ort dürfte dem geneigten «Fargo»-Fan geläufig sein. Bekannt ist Maria Bamford vor allem aufgrund ihrer selbstironischen, wenngleich schonungslosen Witzen über ihre dysfunktionale Familie und eigene psychische Krankheiten. Bei ihr selbst wurde eine bipolare Persönlichkeitsstörung festgestellt – etwas, das sie in ihren Stand-Up-Programmen aufgreift und verarbeitet. So ist Bamfords Webserie, die später als „wahnsinnig innovativ“ bezeichnet werden sollte, durchaus als autobiographisches Werk anzusehen.
Die Lebensgeschichte von Maria Bamford?
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Auch wenn Maria Bamford behauptet, dass die Single-Camera Serie nur sehr lose auf ihrem Leben basiere, so sind die Parallelen unbestreitbar. Denn im Jahr 2011 erlitt die Komikerin selbst einen psychischen Zusammenbruch und musste sich wieder ins normale Leben zurückkämpfen. „Viele Menschen gestalten ihre Ziele nach jeglicher Art von Krise neu. Sie merken ‘Oh, meine bisherherigen Ambitionen entsprechen vielleicht nicht dem, was mich wirklich glücklich macht‘.“ So sehr sich Real-Maria und Fiction-Maria diesbezüglich auch ähneln, andere Charakterzüge wurden in «Lady Dynamite» deutlich übertrieben – so wie es die Serie in vielerlei Hinsicht tut. „Ich bin viel ängstlicher als der Charakter. Und ich habe deutlich mehr Energie in der Serie. Wenn es irgendetwas gäbe, das ich ergänzen würde, dann wären es Szenen, in denen ich schlafe.“ Ihr Kollege Fred Melamed, der in der Serie die Rolle ihres Agenten Bruce Ben-Bacharach übernimmt, ergänzt: „Obwohl Maria sehr verletzlich ist, ist sie gleichzeitig auch äußerst stark.“
Mit nichts bisher Gezeigtem vergleichbar
„
Die Show ist experimentell. Wir haben es mit drei verschiedenen Zeitebenen zu tun, die wir nicht unbedingt miteinander verknüpfen, sodass «Lady Dynamite» aus erzählerischer Sicht herausfordernd ist. Ich denke nicht, dass es die Serie hätte irgendwo anders als bei Netflix geben können.
”
Autorin Pam Brady
Spence erklärt die Serienwelt
Die Serie ist in weiten Teilen ziemlich experimentell. Nur zu gerne durchbrechen die Macher die vierte Wand und heben Szenen und Dialoge auf eine oder auch mehrere Metaebenen. Ein Beispiel: die Pilotfolge beginnt mit Maria als Protagonisten einer bizarren Werbung für Haarprodukte, durchbrochen von der Realität, die ihren Tagtraum beendet. „Maria, das ist keine Haar-Werbung. Das ist deine Show.“ Daraufhin schaut sie direkt in die Kamera und spricht zum Zuschauer: “I’m a 45-year-old woman who’s clearly sun-damaged! My skin is getting softer, yet my bones are jutting out, so I’m half-soft, half-sharp!”
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„Eine Anspielung auf Maria Bamford. Ich habe sie auf Netflix gesehen.“
Drei verschiedenen Zeitebenen repräsentieren Marias eigene Geschichte und ihr jeweils vorherrschender psychischer Zustand. Die extrem bunte und ekstatische Vergangenheit, als ihre Karriere auf dem Höhepunkt war. Die in Grau- und Blautönen gehaltene Zeit nach dem Zusammenbruch in ihrem Elternhaus. Und die Gegenwart, in der Maria vorsichtig wieder in ihr Leben zurückkehrt und gelernt hat, mit ihrer bipolaren Störung umzugehen. Dabei macht Maria Bamford das, was sie in ihren Stand-Ups schon lange verfolgt: der Brandmarkung psychischer Krankheiten als Schwäche entgegenwirken.
„
Es war meine eigene Entscheidung, keine Autorin der Serie zu sein. Ich habe hierzu nicht die nötigen Fähigkeiten und bin nicht hartnäckig genug. Ich habe den Autoren gesagt: ‘Macht, was ihr wollt. Das ist eure Serie! Träumt euren eigenen kleinen Traum!‘
”
Maria Bamford
Doch auch die Nebencharaktere überzeugen fast durch die Bank weg, wenngleich sie ziemlich eindimensional gezeichnet sind – eine Zuspitzung typischer Hollywood-Figuren. Vor allem die Auftritte von Agentin Karen Grisham sind jedes Mal ein absolutes Highlight. Das liegt in erster Linie an der wunderbaren Ana Gasteyer («Die Goldbergs», «Suburgatory»), die selbst über die Rolle sagt: „Sie ist die unflätigste, schamloseste Frau in der ganzen Welt; verabscheuungswürdig und jenseits jeglicher Moral. Was beim Spielen einfach nur unglaublich Spaß macht.“
Warum empfiehlt man eine Comedyserie, die man nicht lustig findet?
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Das bewegte Leben der Maria Bamford hat in merkwürdiger fiktionaler Form endlich seinen Weg in die Wohnzimmer gefunden. Vor zehn Jahren stelle Maria Bamford in ihrer Webserie noch resignierend fest: „Ich war eine wenig erfolgreiche Komikerin, die 14 Jahre lang Stand-Up in Los Angeles machte, aber nie ihre eigene Sitcom bekommen hat.“ So können sich die Zeiten ändern.
Die erste Staffel «Lady Dynamite» ist bei Netflix abrufbar. Die 12 Episoden umfassen jeweils 30 Minuten.
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