In jeder MA fließen letztlich zwei Befragungswellen ein. Heißt: Wenn am Dienstag nun die neuen Quoten kommen, wurden diese zum einen im vergangenen Herbst und zum anderen im vergangenen Frühjahr ermittelt. Die konkreten Ergebnisse der einzelnen Herbstwelle von 2015 kennen die Sender schon. Sie können also grob abschätzen, in welche Richtung es geht. Standen im Herbst 2015 große Gewinne zu Buche, wird man sich wohl auch nun auf eine Feier einstellen können. Gab es aber massive Verluste bei der nun „ersten Welle“ muss man auf eine klare Steigerung hoffen, um den Status Quo halten zu können.
Die zweite Media-Analyse, die im Sommer eines jeden Jahres veröffentlicht wird, ist zudem die wichtigere der beiden. Auf Grundlage dieser Zahlen errechnen sich die Werbepreise, die die Sender dann für das komplette Jahr (in diesem Fall 2017) verlangen.
Entsprechend gibt es für die kommende MA drei große Brennpunkte.
Wohin steuert antenne 1 in Baden-Württemberg?
Einer der spannendsten Radiomärkte in Deutschland ist Baden-Württemberg mit gleich drei auf Mainstream ausgerichteten Sendern, die in etwa auf Augenhöhe agieren. Radio 7, Radio Regenbogen und antenne 1. Jenes antenne1 war vor 15 Jahren, als Valerie Weber (später Antenne Bayern, jetzt WDR) noch das Sagen hatte, zum Marktführer geworden. Davon ist man nun ein gutes Stück entfernt. Im März wies die MA I im Jahr 2016 ein Minus von mehr als 16 Prozent aus, die Morgen-Schiene gab teilweise um 20 Prozent nach. Mit noch 171.000 Hörern in der Durchschnittsstunde liegt man nur noch auf Platz drei, ganz knapp vor BigFM. Radio 7 und Radio Regenbogen sind mit 190.000 und 229.000 Hörern längst weggezogen.
Das Problem für antenne1: Die Tatsache, dass man vor genau einem Jahr noch Gewinne eingefahren hat und bei mehr als 200.000 Hörern lag, ist ein eindeutiges Indiz auf eine ordentlich in den Sand gesetzte Herbstbefragungswelle 2015. Die aber zählt nun noch in die MA II hinein – ergo müssen die Hörerwerte von diesem Frühjahr enorm gut sein, um weitere Verluste zu verhindern. Tendenziell aber wird es für den einstigen Primus aus Stuttgart noch ein Stück bergab gehen. Davon könnte Radio7 profitieren, das zuletzt wuchs, wenn auch langsam.
Das Daniel-Fischer-Gewusel
Kuriose Geschichte: Eigentlich war Daniel Fischer seit vielen Jahren das Aushängeschild des Privatsenders FFH. Als Morgenmann zählte er zu den Radiomachern in Hessen mit den besten Quoten. Und dann kam der öffentlich-rechtliche Konkurrenz hr3, bei dem schon vor einem Jahr einiges im Umbruch war und kaufte dem privaten Sender einfach seinen wertvollsten Mann weg. Seit Anfang 2016 macht Fischer nun eine nach ihm benannte Morning-Show im öffentlich-rechtlichen Radio. Irgendwas aber schien nicht so zu laufen – wegen unterschiedlicher Auffassungen geht man nun wieder getrennte Wege. Fischer kehrt zu FFH zurück, dort allerdings nicht mehr in den Morgen. Erste Auswirkungen dieser Personalie können aus der neuen MA ablesbar sein. Zuletzt hatte FFH mit einem Plus von 8,3 Prozent an Hörern und 586.000 klar die Nase vorn in Hessen. Hr3 landete bei 321.000 und freute sich über rund fünf Prozent mehr Zuhörer.
Der Turbo-Sender aus Berlin
Ja, da haben einige in Berlin zwei Mal hingeschaut: Richtig: Der Berliner Rundfunk 91.4 war im März einer der großen MA-Gewinner. Von 98.000 Hörern in der durchschnittlichen Stunde ging es auf 139.000 nach oben – das war ein Plus von 41,8 Prozent. Weil die Werte zuvor zwar leicht steigend, aber doch halbwegs stabil waren, lässt das auf eine extrem starke Herbstwelle 2015 schließen, die den Kanal nun noch zusätzlich weiter beflügeln könnte. Kommt hier also die nächste Überraschung? Radio Berlin 88,8 hatte man schon überholt, Spreeradio und rs2 auch. BB Radio hingegen, das binnen einem Jahr rund 300.000 Hörer verlor, lag zuletzt mit 145.000 Hörern noch klar vor der 91.4 – bleibt das auch so? Oder kann der Berliner Rundfunk sogar auf Tuchfühlung mit den ganz großen gehen? 104.6 RTL, das binnen eines Jahres knapp 500.000 Hörer verlor, kam zuletzt noch auf 161.000 in der durchschnittlichen Stunde, Antenne Brandenburg landete mit Verlusten bei noch knapp 200.000.
Es gibt 11 Kommentare zum Artikel
17.07.2016 20:42 Uhr 1
Zumindest war das so zum Relaunch, ob es immer noch so ist. kA. Höre den Sender nicht
17.07.2016 23:45 Uhr 2
Bester Sender, beste Moderatoren, beste Informationen, beste Musik und vor allem kaum Werbung.
18.07.2016 00:10 Uhr 3
18.07.2016 00:19 Uhr 4
Ich würde mir so einen Sender anhören.
Aus den 70ern kommt, neben den 60ern, schließlich die beste Musik.
18.07.2016 08:16 Uhr 5
Die Spannung in Baden-Württemberg ist ja insofern gering, als dass das Land eh in der Hand vom SWR ist. Sowohl SWR1 als auch SWR3 sind weitverbreitet und haben eine ziemliche Übermacht. Da müssen die privaten Radios noch lange für stricken.
18.07.2016 10:10 Uhr 6
Was ist denn nicht eine Kopie? Heutzutage wird alles kopiert. Auch im Fernsehen wo RTL von Sat1 kopiert und anders. Kopieren von anderen macht heutzutage eigentlich jeder.
Aber ich höre lieber antenne 1 als die ganzen SWR Sender...(so zumindest meine Meinung ich finde SWR nicht besonders gut)
18.07.2016 10:54 Uhr 7
Und gerade der SWR kopiert auch gerne mal. Aber ist leider die einzige hörbare Alternative in Baden-Württemberg, weil es da jedenfalls teilweise noch moderierte und vor allem immer mal wieder echt intelligente Sendungen gibt. Gleichwohl hört man gerade im SWR einen ziemlich engen Mainstreammix wie bei den anderen Radiostationen auch.
18.07.2016 13:06 Uhr 8
Das mag für SWR 3 stimmen, für SWR 1 doch weniger.
18.07.2016 13:09 Uhr 9
Was ist denn bei SWR1 anders im Gegensatz zu den anderen Radios für die schon sehr erwachsene Zielgruppe?
18.07.2016 13:14 Uhr 10
Ich habe lange Zeit SWR 3 gehört um das unterscheiden zukönnen.
Bei SWR 3 laufen gefühlt zu 90 % aktuelle Chart-Hits.
SWR 1 dagegen hält sich stark an seinen Slogan "Die größten Hits aller Zeiten".
Hier hört man auch mal Musikk der 50er, 60er und 70er-Jahre.
Bei anderen Sendern hat man oft das Gefühl, vor 1980 gab es noch keine Musik.