Quotencheck

UEFA Europameisterschaft 2016

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Im Schnitt sahen deutlich weniger Menschen die Fußball-Übertragungen als bei den vorangegangenen EMs. Doch als die Spiele hochklassiger und relevanter wurden, stiegen auch die Quoten erheblich.

Die erste Fußball-Europameisterschaft mit gleich 24 teilnehmenden Mannschaften war aus fußballerischer Sicht gewiss nicht immer ein Leckerbissen - und fand letztlich mit Portugal einen Sieger, der ebenfalls nicht unbedingt für zarte Gourmet-Kost stand. Vor allem die überladene Vorrunde, nach der gerade einmal ein Drittel aller Teams ausschied, wurde gemeinhin als Wurzel des fußballerischen Übels betrachtet - und hatte auch durchaus erkennbare Quotenverluste gegenüber den jüngsten Turnieren zu beklagen. Doch mit zunehmender Wertigkeit der Spiele stieg auch die Zuschauerbeteiligung signifikant, wenn man einmal vom Finalspiel absieht.

Da wir vor einigen Wochen bereits die Quoten der Vorrunde ausführlich analysiert hatten, seien sie an dieser Stelle nur noch einmal kurz zusammengefasst: Durchschnittlich sahen 10,81 Millionen Menschen die insgesamt 30 Übertragungen bei ARD und ZDF, was einem ohne jeden Zweifel tollen Marktanteil von 42,3 Prozent entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen kamen derweil 44,6 Prozent bei 4,19 Millionen zustande. Damit lag man um etwa drei Millionen Fernsehende im Schnitt unterhalb des Niveaus der beiden vergangenen Europameisterschaften vor vier bzw. acht Jahren, auch die Marktanteile orientierten sich ein wenig nach unten. Allerdings hatten die öffentlich-rechtlichen Partner eben auch 30 statt nur 20 Spiele zu zeigen und dürften damit unterm Strich sogar noch von der neuen Spiele-Inflation profitiert haben.


Das neue Achtelfinale: Quoten steigen auf verhaltenem Niveau


Zumal es eben nicht bei dem Mehr von zehn Partien blieb, sondern zusätzlich auch noch ein Achtelfinale installiert wurde, das an drei zusätzlichen Tagen die Ausstrahlung von EM-Livebildern ermöglichte. Unter neun Millionen blieben hiervon einzig die ersten beiden am Samstag den 25. Juli gezeigten Partien, wobei Schweiz gegen Polen trotz der weniger lukrativen Sendezeit von 15 Uhr sogar minimal mehr Zuschauer erreichte als der anschließende Grottenkick zwischen Wales und Nordirland. Die Folge: Während es für erstere Partie in Anbetracht von 52,6 Prozent des Gesamtpublikums und 53,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen richtig stark lief, generierte das anschließende Spiel doch schwächere 40,9 bzw. 48,2 Prozent. Am Ende des Abends lief dann noch das erst in der Verlängerung entschiedene Spiel zwischen Kroatien und Portugal, das 43,8 und 47,4 Prozent bei 12,54 Millionen verzeichnete.

Am Sonntag dann ging die deutsche Nationalelf an den Start und setzte sich problemlos mit 3:0 gegen die Slowakei durch. Mit 28,10 Millionen Zuschauern und 81,2 bzw. 85,3 Prozent Marktanteil wurden neue Turnier-Rekorde eingefahren - es sollten nicht die letzten bleiben. Zuvor um 15 Uhr kam das letzte der ungeliebten 15-Uhr-Spiele (Frankreich gegen Irland) auf 9,50 Millionen Zuschauer und damit auf diesem Slot ebenfalls auf einen neuen Rekord, die Marktanteile lagen in beiden Zuschauergruppen bei gut 51 Prozent. Am Abend dann hatte sich das sehr einseitige Spiel zwischen Ungarn und Belgien mit 11,35 Millionen Fernsehenden zu begnügen, in Anbetracht von nur 36,5 und 41,1 Prozent wurden die schwächsten Marktanteile des Achtelfinals verzeichnet.

Zwei knackige Spiele liefen dann noch am Montag, wobei insbesondere das Topspiel zwischen Italien und Spanien zu begeistern wusste: Die bis hierhin quasi einzigartige Kombination aus einem nominell reizvollen als auch spielerisch hochklassigen Aufeinandertreffen lockte um 18 Uhr im Schnitt 14,39 Millionen Menschen an, was 55,5 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Bei den Jüngeren standen 57,6 Prozent bei einer Reichweite von 5,11 Millionen zu Buche. Und um 21 Uhr wurde dann endgültig der Island-Hype geweckt, als die Wikinger ein pomadiges, einfallsloses England ganz ohne Referendung zwangsgebrexit hat. Die Zuschauerzahl war zwar mit 15,02 Millionen sogar noch etwas höher als zuvor, die Marktanteile fielen jedoch mit 47,0 und 52,2 Prozent etwas weniger hoch aus. Durchschnittlich wurden die acht Spiele von 13,58 Millionen Sportfreunden gesehen, damit einher gingen 51,2 Prozent aller bzw. 54,6 Prozent der jüngeren Konsumenten - also schon deutlich mehr als zur Vorrunde.


Die dicken Fische: Ab dem Viertelfinale gehts rund


Dieser Trend setzte sich dann im Viertelfinale fort, wo die Partien über vier Tage verteilt und jeweils um 21 Uhr ausgestrahlt wurden. Selbst das schwächste Spiel, Wales gegen Belgien, kam hier noch auf 14,47 Millionen Fernsehende und 49,0 Prozent, während Polen gegen Portugal bzw. Frankreich gegen Island auf jeweils rund 55 Prozent zu verweisen hatten - allerdings bei deutlich divergenten Reichweiten (15,77 bzw. 18,99 Millionen). Dass die Polen-Partie so viel weniger Menschen anlockte, lag einerseits daran, dass sie eben nicht am zuschauerstarken Sonntag über die Bühne ging und andererseits an dem Umstand, dass sie erst kurz vor Mitternacht im Elfmeterschießen entschieden wurde. Das dramatische und letztlich auch historische Italien-Spiel der Deutschen hingegen erreichte mit 28,47 Millionen zwar einen neuen Turnier-Rekord, lag allerdings mit nur 79,7 und 83,2 Prozent überraschend sogar hinter dem zuvor gezeigten Slowakei-Sieg. Im Schnitt verbuchten die vier Spiele 59,7 und 62,8 Prozent bei durchschnittlich 19,43 Millionen Fernsehenden.

Im Halbfinale dann konnten sich 17,78 Millionen für das Duell zwischen Portugal und Wales begeistern, was immerhin 55,0 und 59,8 Prozent in den beiden wichtigen Konsumentengruppen entsprach. Besonders erfreulich lief jedoch - aus Sicht der Einschaltquoten, nicht des Ergebnisses - das Aufeinandertreffen von Deutschland und Frankreich. Angesichts von 29,82 Millionen ließen sich so viele Zuschauer mobilisieren wie nie zuvor im Rahmen eines EM-Spiels, der Marktanteil von 80,6 Prozent lag jedoch trotzdem hinter der Slowakei-Partie. Bei den Jüngeren gingen 12,27 Millionen mit 85,6 Prozent einher. Das Finale (Portugal gegen Frankreich) schließlich kam trotz abermaliger Verlängerung nicht über 18,80 Millionen Zuschauer und 59,7 bzw. 61,5 Prozent Marktanteil hinaus - Spanien gegen Italien hatten vor vier Jahren noch über 20 Millionen Menschen gesehen.


Fazit: Übermut tut selten gut - schadet aber auch nicht in der Spitze


Alles in allem sahen die 45 bei ARD und ZDF ausgestrahlten Spiele im Schnitt 12,82 Millionen Menschen, was mit einem Marktanteil von 46,9 Prozent einherging. Beim jungen Publikum gingen die erzielten 5,02 Millionen sogar mit einem noch etwas höheren Marktanteil von 49,6 Prozent einher. Mit anderen Worten: Wenn in den vergangenen Wochen ein EM-Spiel zu sehen war, mobilisierte ein einziger Sender beinahe die Hälfte aller fernsehenden Menschen - und alle anderen hatten sich um die andere Hälfte zu streiten. Dennoch: Nicht nur die Zuschauerzahlen lagen mit jeweils durchschnittlich über 15 Millionen bei den EMs 2008 und 2012 deutlich höher als diesmal, sondern auch die damit verbundenen Marktanteile mit 50 bis 55 Prozent.

Die Hauptschuld an den gesunkenen Werten trägt dabei eindeutig das neue Überangebot an Spielen, denn vergleicht man lediglich die letzten vier Spielrunden des Turniers, lassen sich keine signifikanten Divergenzen ausmachen. Mit 20,43 Millionen kamen die Partien ab dem Viertelfinale sogar auf eine minimal höhere gemittelte Reichweite als vor vier Jahren, wo 20,21 Millionen zu Buche standen. Auch die Marktanteile fielen mit 62,1 statt 60,4 Prozent des Gesamtpublikums sowie 65,5 statt 62,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen etwas höher aus als zuvor. Was also bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich das Publikum nun auch nicht jede fußballerische Rohkost in den Magen haut und in den vergangenen Wochen durchaus den einen oder anderen Langweiler-Kick ausgelassen hat. Als es dann aber wirklich um die Wurst ging, fanden die Fans allerdings auch rasch zurück zum runden Leder, sodass sich die übertragenen Sender unterm Strich zufrieden geben können mit der Resonanz ihrer Berichterstattung.

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