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Da wir vor einigen Wochen bereits die Quoten der Vorrunde ausführlich analysiert hatten, seien sie an dieser Stelle nur noch einmal kurz zusammengefasst: Durchschnittlich sahen 10,81 Millionen Menschen die insgesamt 30 Übertragungen bei ARD und ZDF, was einem ohne jeden Zweifel tollen Marktanteil von 42,3 Prozent entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen kamen derweil 44,6 Prozent bei 4,19 Millionen zustande. Damit lag man um etwa drei Millionen Fernsehende im Schnitt unterhalb des Niveaus der beiden vergangenen Europameisterschaften vor vier bzw. acht Jahren, auch die Marktanteile orientierten sich ein wenig nach unten. Allerdings hatten die öffentlich-rechtlichen Partner eben auch 30 statt nur 20 Spiele zu zeigen und dürften damit unterm Strich sogar noch von der neuen Spiele-Inflation profitiert haben.
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Das neue Achtelfinale: Quoten steigen auf verhaltenem Niveau
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Am Sonntag dann ging die deutsche Nationalelf an den Start und setzte sich problemlos mit 3:0 gegen die Slowakei durch. Mit 28,10 Millionen Zuschauern und 81,2 bzw. 85,3 Prozent Marktanteil wurden neue Turnier-Rekorde eingefahren - es sollten nicht die letzten bleiben. Zuvor um 15 Uhr kam das letzte der ungeliebten 15-Uhr-Spiele (Frankreich gegen Irland) auf 9,50 Millionen Zuschauer und damit auf diesem Slot ebenfalls auf einen neuen Rekord, die Marktanteile lagen in beiden Zuschauergruppen bei gut 51 Prozent. Am Abend dann hatte sich das sehr einseitige Spiel zwischen Ungarn und Belgien mit 11,35 Millionen Fernsehenden zu begnügen, in Anbetracht von nur 36,5 und 41,1 Prozent wurden die schwächsten Marktanteile des Achtelfinals verzeichnet.
Zwei knackige Spiele liefen dann noch am Montag, wobei insbesondere das Topspiel zwischen Italien und Spanien zu begeistern wusste: Die bis hierhin quasi einzigartige Kombination aus einem nominell reizvollen als auch spielerisch hochklassigen Aufeinandertreffen lockte um 18 Uhr im Schnitt 14,39 Millionen Menschen an, was 55,5 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Bei den Jüngeren standen 57,6 Prozent bei einer Reichweite von 5,11 Millionen zu Buche. Und um 21 Uhr wurde dann endgültig der Island-Hype geweckt, als die Wikinger ein pomadiges, einfallsloses England ganz ohne Referendung zwangsgebrexit hat. Die Zuschauerzahl war zwar mit 15,02 Millionen sogar noch etwas höher als zuvor, die Marktanteile fielen jedoch mit 47,0 und 52,2 Prozent etwas weniger hoch aus. Durchschnittlich wurden die acht Spiele von 13,58 Millionen Sportfreunden gesehen, damit einher gingen 51,2 Prozent aller bzw. 54,6 Prozent der jüngeren Konsumenten - also schon deutlich mehr als zur Vorrunde.
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Die dicken Fische: Ab dem Viertelfinale gehts rund
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Im Halbfinale dann konnten sich 17,78 Millionen für das Duell zwischen Portugal und Wales begeistern, was immerhin 55,0 und 59,8 Prozent in den beiden wichtigen Konsumentengruppen entsprach. Besonders erfreulich lief jedoch - aus Sicht der Einschaltquoten, nicht des Ergebnisses - das Aufeinandertreffen von Deutschland und Frankreich. Angesichts von 29,82 Millionen ließen sich so viele Zuschauer mobilisieren wie nie zuvor im Rahmen eines EM-Spiels, der Marktanteil von 80,6 Prozent lag jedoch trotzdem hinter der Slowakei-Partie. Bei den Jüngeren gingen 12,27 Millionen mit 85,6 Prozent einher. Das Finale (Portugal gegen Frankreich) schließlich kam trotz abermaliger Verlängerung nicht über 18,80 Millionen Zuschauer und 59,7 bzw. 61,5 Prozent Marktanteil hinaus - Spanien gegen Italien hatten vor vier Jahren noch über 20 Millionen Menschen gesehen.
Fazit: Übermut tut selten gut - schadet aber auch nicht in der Spitze
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Die Hauptschuld an den gesunkenen Werten trägt dabei eindeutig das neue Überangebot an Spielen, denn vergleicht man lediglich die letzten vier Spielrunden des Turniers, lassen sich keine signifikanten Divergenzen ausmachen. Mit 20,43 Millionen kamen die Partien ab dem Viertelfinale sogar auf eine minimal höhere gemittelte Reichweite als vor vier Jahren, wo 20,21 Millionen zu Buche standen. Auch die Marktanteile fielen mit 62,1 statt 60,4 Prozent des Gesamtpublikums sowie 65,5 statt 62,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen etwas höher aus als zuvor. Was also bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich das Publikum nun auch nicht jede fußballerische Rohkost in den Magen haut und in den vergangenen Wochen durchaus den einen oder anderen Langweiler-Kick ausgelassen hat. Als es dann aber wirklich um die Wurst ging, fanden die Fans allerdings auch rasch zurück zum runden Leder, sodass sich die übertragenen Sender unterm Strich zufrieden geben können mit der Resonanz ihrer Berichterstattung.
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