Die Kino-Kritiker

«Mullewapp - Eine schöne Schweinerei»

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Für die ganz kleinen Kinogäste halten die deutschen Lichtspielhäuser ab Donnerstag eine charmante Alternative zum seelenlosen CGI-Spektakel-Einheitsbrei bereit. Mit an Bord: Ralf Schmitz, Carolin Kebekus und Christian Ulmen.

Filmfacts: «Mullewapp - Eine schöne Schweinerei»

  • Kinostart: 14. Juli 2016
  • Genre: Animationsfilm
  • FSK: o.A.
  • Laufzeit: 72 Min.
  • Kamera: Olaf Aue
  • Buch: Jesper Møller, Armin Völckers
  • Regie: Theresa Strozyk
  • Synchronsprecher: Ralf Schmitz, Michael Kessler, Axel Prahl, Christian Ulmen, Carolin Kebekus
  • OT: Mullewapp - Eine schöne Schweinerei (DE 2016)
Helme Heines beliebte Kinderbuch-Serie «Mullewapp» wurde bereits im Jahre 2009 für die große Leinwand adaptiert. Damals konnte man der Geschichte um die drei besten Bauernhof-Freunde Waldemar, Franz von Hahn und Johnny Mauser noch in klassisch zweidimensional gezeichneter Form folgen. Doch schon sieben Jahre später wirkt dieser Animationsstil für viele Kinderaugen antiquiert. Kein Wunder also, dass sich Regisseurin Theresa Strozyk, die auch schon für die Episoden der TV-Serie «Geschichten aus Mullewapp» verantwortlich zeichnete, nun dazu entschloss, ihren neuen Film ganz auf der Höhe der Zeit in 3D-Optik zu realisieren. Dass die visuellen Qualitäten von «Mullewapp – Eine schöne Schweinerei» in ihren minimalistischen Ausführungen nie auch nur annähernd an den Ideenreichtum großer Hollywoodproduktionen heranreichen, ist anders als etwa im Falle des ebenfalls jüngst gestarteten «Ice Age – Kollision voraus!» hier durchaus als Pluspunkt zu verstehen. Trotz CGI-Animation behalten die neuesten «Mullewapp»-Eskapaden aufgrund ihrer simplen Hintergründe und der bisweilen nur schemenhaft ausgeführten Figurenzeichnung jenen nostalgischen Charme bei, mit dem die Bauernhofabenteuer bisher schon immer auftrumpfen konnten.

Verfressene Wildschweine gegen abenteuerlustige Bauernhoftiere


Einen Tag vor Waldemars großer Geburtstagsparty steigt die Aufregung in Mullewapp. Waldemar kann sich kaum zurückhalten, die schokoladig-sahnige Erdbeertorte, die es zur Feier geben soll, schon jetzt zu vernaschen Aber dann taucht unerwarteter Besuch auf dem beschaulichen Bauernhof auf. Das rüde Wildschwein Horst von Borst und seine Bande haben ein Auge auf die Geburtstags-Leckereien geworfen und nehmen die Mullewapp-Bewohner in Beschlag. Die drei Freunde Waldemar, Franz von Hahn und Johnny Mauser ahnen sofort: Hier stimmt was nicht! Doch sie werden vom windigen Wildschwein-Chef Horst reingelegt und mit einem Trick schickt er sie dabei ungewollt auf eine ganz besonders abenteuerliche Fahrrad-Tour. Wie können sie ihr geliebtes Zuhause jetzt bloß von den Eindringlingen befreien?

Jener Minimalismus des Animationsstils findet sich auch in der Geschichte wieder. Die drei Freunde müssen sich und ihren Hof gegen eine Horde fieser Wildschweine verteidigen, die es auf die Geburtstagstorte von Hausschwein Waldemar abgesehen hat. Die mit ihren rund 70 Minuten ideal auf die junge Zielgruppe abgestimmte Laufzeit kommt für das filmerfahrene Publikum dabei nur leidlich überraschend daher, folgt zugunsten der kleinen Zuschauer aber nicht immer dem einfachsten Weg. Geht es in der ersten Hälfte darum, wie es sich durch gezielte Täuschungen das Vertrauen seiner Mitmenschen erschleichen lässt, wird die zweite Hälfte zu einer temporeichen Reise, auf der Waldemar, Franz und Johnny orientierungslos nach ihrem Zuhause suchen.

Eingeleitet wird dieser dynamischere Teil von «Mullewapp» durch eine fein animierte (und tatsächlich auch ziemlich spannende) Luftballonfahrt – wie es dazu kommt, wollen wir an dieser Stelle aber nicht verraten, denn selbst wir fanden diesen Schwerpunktwechsel innerhalb der Handlung gar nicht so leicht vorauszusehen. Auf ihrem Weg aus dem Nirgendwo nach Hause begegnen die drei Freunde allerhand interessanten Geschöpfen, von denen der supercoole, Norddeutsch brabbelnde Biber Benny Blauholz das Highlight des gesamten Films darstellt. Christian Ulmen (demnächst auch in «Antonio, ihm schmeckt’s nicht!» zu sehen), drückt dem urkomischen Nager seinen ganz eigenen Stempel auf, sodass spätestens an dieser Stelle auch die lediglich als Aufsichtsperson fungierenden, erwachsenen Zuschauer ordentlich schmunzeln dürfen. Schade, dass seine Figur nur einen kurzen Auftritt hat.

Ein Kinderbuchklassiker in dreidimensionalem Gewand


Auch die anderen Synchronsprecher erweisen sich für ihre Rollen als hervorragende Besetzung. Die Gemütlichkeit von «Tatort»-Kommissar Axel Prahl passt wie die Faust aufs Auge zum Schwein Waldemar, Michael Kessler («Er ist wieder da») scheint in Franz von Hahn einen Zeitgenossen auf Augenhöhe gefunden zu haben und mehr noch gilt das für Comedian und Buchautor Ralf Schmitz («Kung Fu Panda 3»), dessen flotter Erzählstil gut zum aufgedrehten Johnny Mauser passt; von der Körpergröße einmal ganz abgesehen. Auch Carolin Kebekus darf sich nach «Minions» einmal mehr als Synchronsprecherin beweisen. In «Mullewapp» sticht sie nicht ganz so exzentrisch hervor wie in der Illumination-Produktion über die kleinen gelben Kultwichtel, doch dass sie mittlerweile ein gern genommener Starsprecher in Animationsfilmen ist, ist angesichts ihrer erneut absolut soliden Leistung nachzuvollziehen.

Zwischen all den aufgedreht-pompösen Animationsfilmen der letzten Monate, wirkt der vollkommen geerdete «Mullewapp – Eine schöne Schweinerei» nicht nur aufgrund seiner simplen Geschichte wie ein Bilderbuch-Pendant zu Effektspektakeln wie «Ice Age 5», «Einmal Mond und zurück» oder sogar dem demnächst startenden, qualitativ aber definitiv ordentlichen «Pets». Simpler Slapstick, ein klar definierter Gut-Böse-Konflikt und ein kreatives Finale dürften aber gerade für Kindergarten- und Vorschulkinder ausreichen, um von diesen 72 Minuten Animationsunterhaltung ausreichend bespaßt zu werden. Da das Skript von Jesper Møller und Armin Völckers darüber hinaus nicht damit geizt, die Wichtigkeit von Freundschaft, Zusammenhalt und Ehrlichkeit unaufdringlich zu propagieren, macht Theresa Strozyk bei aller inhaltlichen Simplizität alles richtig.

Auch die Bösewichte sind nicht zu bestialisch gezeichnet, um wirklich Schrecken zu verbreiten. Die Wildschweine und ihr Handlanger, eine Fledermaus, sind eher verplant-dämlich, als allmachtsfanatisch. Ein familientaugliches Erlebnis ist «Mullewapp» dadurch zwar nicht ganz – dafür richten sich die Macher einfach zu gezielt an die ganz Kleinen, doch gerade als Einführung in die spannende Welt des Kinos ist dieser Film genau richtig. Es muss eben nicht immer ein auf die Erde herabstürzender Meteorit, um Kinderaugen strahlen zu lassen.

Fazit


«Mullewapp – Eine schöne Schweinerei» ist (Klein-)kindgerechte Kinounterhaltung mit süßen Figuren und einer einfach zu folgenden Geschichte. Optik und Länge dürften auch die Kleinsten nicht überfordern. Für die Erwachsenen gibt’s außerdem einen fantastischen Kurzauftritt von Christian Ulmen zu hören.

«Mullewapp – Eine schöne Schweinerei» ist ab dem 14. Juli in den deutschen Kinos zu sehen – auch in schönem 3D!

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