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Die Kinobesucher in China haben im Regelfall einen Collegeabschluss und sind White-Collar-Workers. Und sie gehen so häufig ins Kino, dass dort derzeit die Multiplexe aus dem Boden schießen. Außerdem verlangen sie zwar Entertainment, haben dabei aber auch ein gewisses Qualitätsverständnis.
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«Love of Alps»-Produzent Helmut Hartl
Auch die filmwirtschaftliche Brücke zwischen China und Deutschland soll in den kommenden Jahren gestärkt werden. Daran ist insbesondere die deutsche Embassy of Dreams Filmproduktions GmbH beteiligt, die unter anderem in Zusammenarbeit mit der China Film Group und Flying Color Motion Picture eine chinesische Blockbusterproduktion verwirklicht – und zwar in Deutschland. Der Arbeitstitel des Projekts lautet «Love of Alps» und die Dreharbeiten sollen im April 2017 in der Bundesrepublik loslegen. Das Drehbuch stammt aus der Feder der in Deutschland studierten Chinesin Dan Tang, die auch die Regie führen wird. Produzent Helmut Hartl erklärt: „Wir drehen nicht nur den größten Teil des Films hier, sondern machen in Deutschland auch die Post-Produktion. Die Erwartung unserer chinesischen Partner ist dabei, dass ein Film entsteht, der sich ans dortige Publikum richtet, der auch den Qualitätsstandards der westlichen Branche entspricht.“
Die Handlung klingt nach einem leicht skurrilen Aufeinanderprallen diverser Blockbusterströmungen: Eine bildhübsche, chinesische Erbin eines Bäckerimperiums reist nach Bayern, um dort mit einem deutschen Adeligen anzubandeln, der als meisterlicher GT-Rennfahrer berühmt ist. Da seine Ex noch immer Gefühle für ihn hat und obendrein eine eifersüchtige Furie ist, bedeutet das aber jede Menge Ärger – erst recht, da er zudem eine spielsüchtige, kunstliebende Touristenführerin kennenlernt … Noch mehr Ärger entsteht aufgrund einer Gruppe chinesischer Meisterdiebe, die das Blaublut auszurauben versucht, um daheim in Fernost sterbenskranke Verwandtschaft pflegen zu können … Hartl dazu: „Wir wollen nicht «Fast & Furious 9» machen. Wir verbinden in dem Film mehrere Welten. In China entscheiden mehrheitlich die Frauen, in welchen Film man geht. Und durch die Welt der Royals, die in unserem Film angerissen wird, kommt ein Hauch von Märchen dazu, der uns für den chinesischen Markt sehr geeignet scheint.“
Die chinesische Zensurbehörde hat das Projekt bereits abgesegnet, an der Finanzierung wird derzeit noch gearbeitet. Ein Budget steht aber bereits fest: 16 Millionen Euro sind vorgesehen – ein ordentlicher Batzen für eine chinesische Produktion. Aktuell versuchen die deutschen Produzenten Helmut Hartl und Tom Wommer, auch die deutsche Filmförderung ins Boot zu holen, auch wenn der Film klar auf das Publikum in China zugeschnitten ist und nicht zwangsweise in Deutschland funktionieren muss.
Hinter den Kulissen von «Love of Alps»
- Actionregie: François Doge («Unkown Identity»)
- Produktionsdesign: Grant Major («King Kong»)
- Musik: Howard Bernstein («Lost in Thailand»), Gong Linna and Lao Luo
- Casting: Bonnie Timmerman («Armageddon»)
Laut Hartl könnte «Love of Alps» nur den Anfang eines Franchises markieren: „In China denken die Investoren nicht kleinteilig, sondern haben immer gleich die nächsten Schritte im Kopf. Es wird über Sequels gesprochen und eine mögliche TV-Prequel-Serie. Und über Möglichkeiten in der Cross-Promotion in der GT-Rennszene. Und vieles mehr, in hoher Schlagzahl. Wir müssen da manchmal etwas auf die Bremse steigen: ‚Wartet mal, fokussieren wir uns darauf, einen guten Film zu drehen.‘“
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