Steven Spielbergs drei Regiearbeiten mit den wenigsten Kinobesuchern in Deutschland
Der heimliche "Gewinner"
Der Episodenfilm «Unheimliche Schattenlichter» von Steven Spielberg, John Landis, George Miller und Joe Dante aus dem Jahr 1984 lockte in Deutschland bloß ca. 250.000 Menschen in die Kinos. Da der Film nur zu einem Viertel von Spielberg ist, haben wir ihn für die Flopliste aber "disqualifiziert".Eine polarisierende Station in Spielbergs Schaffen: Hollywood-Klassizismus mit altmodischer Sentimentalität, gehüllt in beeindruckenden Bildern? Oder den Zuschauer erstickender Kitsch? Die Academy lobte die Adaption eines Jugendbuchs unter anderem mit einer Oscar-Nominierung in der Hauptkategorie, gleichwohl lief «Gefährten» für solch eine zugänglich erzählte, an alle Altersschichten gerichtete Geschichte an den Kinokassen ungewöhnlich bescheiden.
Platz 2: «Amistad» (1998, 269.559 Besucher)
Das zweieinhalbstündige Sklavendrama sticht aus Spielbergs Vita hervor: Der Regisseur überwachte die Postproduktion nur beiläufig, weil er parallel bis über beide Ohren in die Arbeit von «Der Soldat James Ryan» vertieft war. Dennoch erhielt das Projekt in den USA solide Kritiken, auch wenn der ständig wechselnde Tonfall einigen Journalisten missfiel. Bei den Oscars ergatterte der Film vier Nominierungen, darunter für den besten Nebendarsteller.
Platz 1: «Das Reich der Sonne» (1988, 259.368 Besucher)
Spielbergs Adaption des gleichnamigen Romans aus der Feder des britischen Autors J. G. Ballard vermengt eine Coming-of-Age-Geschichte mit dem Schrecken der japanischen Internierungslager während des Zweiten Weltkrieges. Während Spielberg dieses Epos als seinen besten Film aus der „Das Verlieren der Unschuld“-Sparte erachtet, und die zeitgenössischen Kritiken recht positiv ausfielen, kam es an den Kinokassen und bei den großen Filmpreisen nur sehr verhalten an.
Meine Flop 3 Steven-Spielberg-Regiearbeiten
Platz 3: «Indiana Jones und der Tempel des Todes» (1984)
Wie die allgemeine Stimmung doch kippen kann. Ich weiß noch, wie ich bis in den Sommer 2008 hinein Dutzende Gespräche geführt habe, in denen mir Leute zustimmten: „Ja, also, es gibt ja letztlich nur zwei gute Indiana-Jones-Filme. Der ohne die Nazis, neee, also, der hat seine Momente, aber insgesamt …“ Dann gelang «Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel» in die Kinos. Wurde mit positiven Kritiken begrüßt. Lief stattlich an den Kinokassen. Bespaßte sein Publikum, selbst wenn einzelne Szenen Augenrollen auslösten. Und urplötzlich kippte die Stimmung. Der vierte Indy wurde auf einmal von Hass erdrückt, mit einer legendär gewordenen «South Park»-Episode endgültig zum Witz abgestempelt. Und auf einmal reden sie alle von „der guten, alten, perfekten «Indiana Jones»-Trilogie“ … Wenn ihr mich fragt: Ihr habt sie doch nicht mehr alle, da draußen. Dieser laute, grelle Film mit zwei unausstehlichen, quengelnden Sidekicks und einem verschwindend geringen Grad an Freude, dem man anmerkt, dass die federführenden Kreativköpfe Steven Spielberg und George Lucas ihren Scheidungsfrust abgearbeitet haben, soll gut sein? Ja, die Lorensequenz im Finale ist genial. Aber sonst? Nein! Ehe ich mir diese Nervensäge von einem Film nochmal anschaue, sehe ich mir lieber sogleich zwei Mal den durchwachsenen, aber alles in allem wenigstens angenehmen vierten Teil an!
Platz 2: «Always» (1990)
Steven Spielberg kann vieles. Er beherrscht mehrere Genres. Aber Romantik? Das hat er einfach nicht drauf. In keinem einzigen seiner Filme zählt die obligatorische Liebesgeschichte zu den Höhepunkten. Öfters ist sie sogar einer der Schwachpunkte. Wenig überraschend, dass Spielbergs einzige Romantikkomödie eine durch und durch lahme und mitunter in Sachen Charakterzeichnung fragwürdige Angelegenheit darstellt.
Platz 1: «BFG» (2016)
Was für ein Nerven zehrender, spannungsarmer, bemühter und somit keinerlei Magie aufkommen lassender, schwachsinniger Film … Mehr dazu demnächst in der Quotenmeter.de-Filmkritik!
Schnell das Popcorn zur Seite gestellt und in die Tasten gehaut: Was sind eure Top 3 und Flop 3 aus Spielbergs Regiekanon?
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
18.07.2016 10:42 Uhr 1
18.07.2016 11:08 Uhr 2
18.07.2016 15:58 Uhr 3
19.07.2016 13:41 Uhr 4
Überflüssig würde ich den Film nicht nennen. Ich finde sogar, dass er zu den Remakes gehört, denen ihre Legitimation überdeutlich anzumerken ist, wandelt es doch die Kalter-Krieg-Paranoia des 50er-Films in eine inszenatorisch treffende, bedrückende 9/11-Antwort. Die Zerstörungsszenen gehören für mich zu den intensivsten dramatischen Momenten in Spielbergs Schaffen. Der hektische Schluss, eine etwas gekünstelte Cruise-Performance und die ungeheuerlich nervige Dakota Fanning ziehen den Film insgesamt leider sehr runter, aber durch die tonalen Unterschiede zum 50er-Film und Spielbergs sonstigen Alien-Erzählungen hat er für mich klar eine Daseinsberechtigung.