Der VPRT
Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) ist die Interessenvertretung der privaten Sender. Der Arbeitskreis Pay-TV stellte am Donnerstag zum vierten Mal die Jahreszahlen der Pay-TV-Sender Deutschlands vor. Die zentralen Themen des AK sind die Digitalisierung, Übertragungswege, EPG, Reichweitenmessung und Vermarktung.Demnach stiegen die Umsätze laut eigenen Angaben in Deutschland im abgelaufenen Jahr im Vergleich zu 2014 um 12 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro. Im deutschsprachigen Raum generierten die Anbieter insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr erwarte man zum ersten Mal das Überschreiten der 3 Milliarden-Marke im gesamten deutschsprachigen Raum – für Deutschland prognostiziert der VPRT einen Umsatz in Höhe von knapp 2,8 Milliarden Euro.
Dabei ist der Video-on-Demand-Bereich (VoD) derzeit der dynamischste Wachstumsmarkt. Man erwarte eine Steigerung von 20 bis 30 Prozent auf diesem Gebiet – in absoluten Zahlen ist das Wachstum jedoch nicht ganz so hoch wie beim linearen Pay-TV, das 2016 laut Prognose um sechs bis acht Prozent steigen soll. Derzeit machen die Paid-VoD-Einnahmen nur knapp 12 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Marktanteile im Aufwind
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Man erwarte in Zukunft weiter Rekordwerte, meinte neben Disney-Vice President Lars Wagner auch Hannes Heyelmann, Geschäftsführer von Turner in Zentral- und Osteuropa – jenes Unternehmen, in dem unter anderem die deutschen TNT-Sender beheimatet sind. Für Turner in Deutschland stehen demnächst Projekte wie die dritte Eigenproduktion «4 Blocks» oder die zweite Staffel der Comedyshow «Ponyhof» im Fokus. Man wolle die Qualität der bestehenden Sender weiter ausbauen – wobei die Qualität Vorrang vor der Quantität habe. Bis Ende 2017 werde man gemeinsam mit Turner International „mehr als zehn neue Serien bzw. neue Staffeln bereits angelaufener Serien produzieren, die wir exklusiv auf unseren Sendern TNT Comedy und TNT Serie als Deutschlandpremiere zeigen werden“, so Heyelmann.
Paid oder Free? „Es geht nur darum, den Nutzer zu erreichen“
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Angesprochen auf die kommende Freischaltung von Sky Sport News HD kündigte Schmidt an, dass Sky keine weiteren Pläne in Richtung Free TV habe. Im Allgemeinen gibt es bei den Pay-TV-Sendern keine Ambitionen, sich stärker auf das frei empfangbare Fernsehen zu fokussieren oder gar die Mauern zwischen Bezahl- und freiem Fernsehen einzureißen – vor allem Turner-Geschäftsführer Heyelmann und NBC-Universal-Chefin Katharina Behrends äußerten sich diesbezüglich deutlich. Nur FOX-Geschäftsführer Marco de Ruiter war etwas zurückhaltender: „Wir haben das nicht in den nächsten drei Monaten vor, würden es aber auch nicht ausschließen.“ Man dürfe zwischen Paid und Free TV keine allzu scharfen Grenzen ziehen – siehe die steigenden Einnahmen aus HD+ bei den frei empfangbaren Sendern. Letztlich ginge es nur darum, die Nutzer zu erreichen, so de Ruiter.
„Wir wollen in Qualität investieren und sie messbar machen.“
Carsten Schmidt von Sky erneuerte darüber hinaus seine Kritik an der Quotenmessung der AGF thematisierte das für 2017 geplante eigene Marktforschungs-Panel mit 15.000 Sky-Nutzern. Die bisherige Quotenmessung sei nicht zufriedenstellend, da vor allem auch die Reichweite von VoD bisher nicht berücksichtig wird. Beispielsweise hätten 45 Prozent der Zuschauer die sechste Staffel «Game of Thrones» nicht linear gesehen – bei «Downton Abbey» und «House of Cards» lägen diese Werte gar bei 72 bzw. 76 Prozent. Ziel des Panels seien höhere Werbeeinnahmen und eine verbesserte Akquisition, wobei man jedoch gegenüber der AGF „dialogorientiert“ bleibe und kein Konkurrenzmodell etablieren wolle. „Wir wollen in Qualität investieren und sie messbar machen.“
Lineares TV oder Streaming?
Die gefragtesten Programme 2015 im Pay-TV
- Live: Borussia Dortmund - FC Bayern (Sky BuLi, 1,30 Mio.)
- Serie: «The Walking Dead» 6x02 (FOX Serie, 0,43 Mio.)
- Film: «Guardians of the Galaxy» (Sky Cinema, 0,54 Mio.)
Jedoch seien Quoten nicht alles, vielmehr müsse man auf eine gute Mischung mit Neuentdeckungen setzen. „Wir wollen die Qualität einer Serie herausstellen.“ Vor allem klar positionierte Sender seien das Erfolgsrezept. Die Zuschauer erhielten mit den Universal-Angeboten „speziell auf ihren Fernsehgeschmack zugeschnittenes Qualitätsprogramm.“ In den kommenden Monaten beginnt beispielsweise die Comedyserie «Superstore», die erste Scripted Virtual Reality-Serie «Halcyon» oder die von Annette Reeker auf eigene Faust produzierte Krimiserie «Cape Town». Außerdem sei derzeit eine Miniserie für 13th Street in Produktion, über die Behrends noch nicht allzu viele Worte verlieren wollte. Geplant sei die Ausstrahlung für das Frühjahr 2017. Die Investition in Eigenproduktionen war für alle Teilnehmer des Gesprächs in München zentral.
Dank Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime ist jedoch auch die Debatte rund um die Konkurrenz zwischen linearer Ausstrahlung und non-linearen Streaming-Möglichkeiten ein zentrales Thema. Eine gute Mischung aus beidem werde die Zukunft der Pay-TV-Sender weiterhin bestimmen. Carsten Schmidt von Sky kündigte an, dass man in beide Wege investieren werde. Hannes Heyelmann ergänzte, dass man die Diskussion nicht schwarz-weiß sehen dürfe. Nutzer sollten schlichtweg die Entscheidungsfreiheit zwischen linear und non-linear haben, wobei man sich als Anbieter jedoch nicht nur auf das lineare TV-Angebot konzentrieren dürfe. Gottfried Zmeck, Vorstandsvorsitzender von Mainstream Media (u.a. Heimatkanal, Romance TV) ist der Ansicht, dass man sich „nicht kirre machen lassen“ solle und plädierte dafür, mittels klassischem Fernsehen Gewohnheiten beim Zuschauer zu schaffen.
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