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Laura Wontorra – Mehr als Spielerfrau und Reportertochter

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Die Europa League und die zweite Bundesliga ist ihr Zuhause. Mit erst 27 Jahren ist Laura Wontorra das Fußballgesicht von Sport1. Dass ihr Vater viele Jahre den «Doppelpass» moderiert hat, hat es für sie manchmal schwerer gemacht.

“Auch mal 90 Minuten Spielerfrau zu sein macht mir nichts aus.“ Laura Wontorra über ihre Zeit im Stadion, wenn Freund Simon Zoller für den FC kickt.


Sportrechte werden für Fernsehsender wichtiger und wichtiger: Große Events haben auch heute noch die Kraft, ganze Familien und Cliquen zum Live-Erlebnis vor den Fernseher zu holen. Doch auch hier befindet sich das Medium Fernsehen im Wandel: Rechte werden teurer und teurer und neue und innovative Player drücken auf den Markt. Eines haben alle gemeinsam: Ihre Sendungen lassen sie von Menschen machen, die ihren Sport leben, lieben und so emotional begleiten wie es sonst selten ist in der TV-Landschaft. Die, die lieben und leiden, wollen wir in dieser neuen Reihe zu Wort kommen lassen.

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Mal vorgestellt...*

  • Wunsch-Verein: „Es spielen da viele Faktoren eine Rolle für einen Wechsel. Unter anderem der Trainer, der unglaublich wichtig für die Profis ist. Ich glaube, ich als Spieler würde – wenn ich mich von allem freimache – zum FC Liverpool wechseln. Die Atmosphäre dort hat es mit einfach angetan.“
  • Wunsch-Trainer: „Da würde ich meinen Sport1-Experten Pele Wollitz nehmen. Wir sitzen nach Sendungen oft zusammen und Pele begeistert mich immer wieder. Er spricht so leidenschaftlich über Fußball und Taktik. Ich hänge förmlich an seinen Lippen.“
  • Wunsch-Position: „Ich würde Zweikämpfe scheuen, deshalb sicher nicht in der Abwehr. Ich würde auch nicht so viel laufen wollen, deshalb bin ich auch nichts für Außen. Vielleicht wäre ich ein guter Libero, jemand, der die Bälle verteilt.“
  • Wunsch-Rückennummer: „Natürlich die 11, die auch mein Verlobter trägt.“
Laura Wontorra, auf die Frage, wie sie als Fußball-Profi antworten würde
Das Klischee. Laut Duden eine eingefahrene Vorstellung von etwas, eine Schablone, gerne mal abwertend benutzt. Für (Boulevard)-Medien aber immer wieder gerne Mittel zum Zweck. Etwa, um Sachverhalte vereinfacht darzustellen oder zu emotionalisieren. Gerne bedient man sich gängiger Klischees daher auch im Fußball. Da ist einer der Feingeist, einer der Treter, ein anderer der Wankelmütige. So einfach lassen sich mediale Geschichten kreieren. Laura Wontorra weiß das – und sie weiß damit umzugehen. In diesem Bilde ist sie Spielerfrau und Sportreporter-Tochter in einem.
Mehr Schablone geht kaum. „Ich kann damit leben“, sagt die 27-Jährige Moderatorin von Sport1. Das gelingt ihr auch deshalb, weil Papa Jörg, von allen liebevoll „Wonti“ genannt, seine Tochter lange genug darauf vorbereitet hat. Es ist bekannt, dass das Vorbereitung und Warnung zugleich war. Dass seine Tochter es noch schwerer als andere Frauen im Bundesliga-Geschäft haben werde, mahnte er die damals noch junge Laura. „Er hat mir immer gesagt, dass ich mit blöden Sprüchen rechnen muss“, erinnert sie sich zurück. Natürlich: Als Sprössling des einstigen «ran»-Frontmanns und langjährigen «Doppelpass»-Gastgebers ist es ein Einfaches im Medienbereich Fuß zu fassen.

Denkste. Laura Wontorra entschied sich, nicht zuletzt auf Anraten von Papa Jörg, für ein Volonariat bei Sky – und machte ihrer Einschätzung nach damit alles richtig. „Natürlich war das manchmal hart, wenn man nachts um zwei noch das letzte Robben-Tor in die MAZ schneiden musste. Aber das ist der Job einer Volontärin.“ Laura schrieb Ablaufpläne, fertigte Beiträge – ein ganz normales Volo eben. Dadurch habe ich eine Menge gelernt“, sagt sie mit berechtigtem Stolz. Die fundierte journalistische Ausbildung helfe ihr heute auch, genau zu verstehen, warum ihre Redaktion um sie herum den Ablauf einer Live-Sendung aus dem Stadion baut wie sie ihn eben baut.

Laura schaffte noch während ihres Volos den Sprung vor die Kamera. Dass sie ein gewisses Talent dafür habe, das wusste sie. Papa Jörg hatte das hin und wieder gesagt. Sky machte sie zum Teil seines Frauen-Trios am Montagabend. Nach einem Jahren folgte der Wechsel zu Sport1, wo sie seitdem die zweite Liga live am Montagabend im Free-TV und seit zurückliegender Saison auch die Europa League moderiert. „Ich gehöre zu einer neuen Generation der Sportreporter. Das ist eine Generation kompetenter Frauen, wenn ich an Esther Sedlaczek oder Anna Kraft denke“, sagt sie. Von den genannten ist Laura mit ihren 27 Jahren die Jüngste. „Ich bin schon etwas stolz darauf, wie es bisher gelaufen ist“, gibt sie zu. Sie weiß: Ihr wurde es nicht geschenkt, auch wenn das aus den Köpfen mancher kaum wegzukriegen ist. Und auch ans viele Reisen und daran, immer dann zu arbeiten, wenn Freunde frei haben – nämlich am Wochenende – hat die 27-Jährige sich inzwischen gewöhnt.

Man könnte sagen: Laura Wontorra ist abgehärtet und kümmert sich nicht so viel darum, das über sie sagt wird. Vielleicht auch deshalb hat sie kein Problem damit, sich bei Spielen des 1. FC Köln auf die Tribüne zu setzen – und zwar in den Spielerfrauenbereich. Laura hat sich kürzlich mit Stürmer Simon Zoller verlobt, und versucht natürlich jedes Match des angehenden Ehemanns zu verfolgen. „Auch mal 90 Minuten Spielerfrau zu sein macht mir nichts aus“, lacht sie.

Die Tücken der Sportberichterstattung im TV hat sie von klein auf an kennengelernt. „Seit ich fünf Jahre alt bin erlebe ich das“, erklärt sie. „Eine Zeit lang ist bei meinem Vater beruflich alles toll gewesen und jeder war begeistert. Dann hat «ran» die Bundesliga verloren und die «Sportschau» ist wieder gekommen. Dann herrschte Trauer und er musste sich nach etwas anderem umschauen. So ging für ihn die Tür zu Sport1 und zum «Doppelpass» auf.“

Achterbahn Bundesliga-Business. Dort, wo es vor der Kamera nur in ganz seltenen Fällen einen sicheren Job mit Renten-Garantie gibt. „Ich kenne diese Kehrseite und glaube, mit ihr umgehen zu können.“ Mal sei man auf der Sonnenseite, mal nicht. Wo bei Sport1 vor einigen Wochen noch über knapp sieben Millionen Europa League-Zuschauer gejubelt wurde, wird nun der Verlust der Live-Rechte der zweiten Liga am Montagabend ab Sommer 2017 betrauert. „Das ist eine Institution, die es dann nicht mehr geben wird. Natürlich bedaure ich dass, aber so ist nunmal nicht zu ändern“, sagt die 27-Jährige und freut sich daher auf die kommende Saison, die in wenigen Wochen startet.

Sie weiß: An Themen mangelt es dann nicht. Was passiert mit der Wundertüte Würzburg? Wie ergeht es Stuttgart und Hannover im Unterhaus? „Wenn man sich die vergangenen Jahre anschaut, dann haben sich die Vereine in der zweiten Liga am besten geschlagen, die den Abstieg sofort angenommen und akzeptiert haben“, sagt Wontorra und führt Freiburg an, das 2015/2016 am ersten Spieltag direkt mit einem 6:2-Sieg startete. Andere, etwa Kaiserslautern, die zulange vergangenen Zeiten hinterher trauen, haben hingegen ihre Ziele nicht erreicht. „Kaiserslautern ist ein schlafender Riese und ich bin gespannt in welcher Tabellenhälfte sich der Verein am Ende der Saison wiederfindet“, sagt sie. Gespannt ist sie somit auf den VfB Stuttgart, der „hoffentlich einige Male montags spielt“. Aber auch auf Jens Keller, („aus heutiger Sicht Erfolgstrainer auf Schalke“), der nun bei Union Berlin arbeitet, sei sie gespannt. Die Eisernen könnten die positive Überraschung der neuen Saison werden. „Und natürlich bin ich gespannt, was bei den Münchner Löwen passiert: Vielleicht gelingt es Kosta Runjaic ja, die 60er mal in die obere Tabellenhälfte zu führen.“

An Tradition jedenfalls mangelt es der zweiten Liga jedenfalls nicht. Und somit auch nicht an Schablonen und Klischees. Vielleicht macht genau das den Fußball für den Otto-Normal-Bürger so schön. Und vielleicht ist es auch deshalb einfach eine ziemlich schöne Geschichte, die man über Spieler-Frau, Reportertochter und Moderatorin Laura Wontorra erzählen kann.


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