Filmfacts «Wiener-Dog»
- Regie und Drehbuch: Todd Solondz
- Produktion: David Distenfeld, Megan Ellison, Jillian Longnecker, Derrick Tseng, Christine Vachon
- Darsteller: Ellen Burstyn, Kieran Culkin, Julie Delpy, Danny DeVito, Greta Gerwig, Tracy Letts, Zosia Mamet
- Musik: James Lavino, Nathan Larson
- Kamera: Edward Lachman
- Schnitt: Kevin Messman
- FSK: ab 12 Jahren
- Laufzeit: 88 Minuten
Erzählt werden, unterbrochen von einer musikalischen Einlage, vier Geschichten, die sich im Leben der Besitzer einer Dackeldame ereignen. Zunächst wird dieser «Wiener-Dog» von einer Familie der gehobenen Mittelschicht adoptiert, doch da die Titelheldin noch nicht stubenrein ist, wird sie vom zornigen Familienvater alsbald aus dem geliebten, klinisch sauberen Heim verbannt. Tierarzthelferin Dawn Wiener (Greta Gerwig) übernimmt die kleine Vierbeinerin, kümmert sich kurz darauf aber mehr darum, ihrer Jugendliebe (Kieran Culkin) zu gefallen. Anschließend findet die Hündin erst bei einem grantigen Filmemacher (Danny DeVito) und letztlich bei einer übellaunigen Rentnerin (Ellen Burstyn) ein Zuhause.
Solondz macht es denjenigen im Publikum, die noch nie mit ihm in Berührung gekommen sind, ausnahmsweise einfach: Er stellt die freundlichste Episode voran und gibt so Unerfahrenen eine faire Chance, sich mit der dargebotenen Weltsicht anzufreunden. Die von Julie Delpy mit großartigem Gespür für spröde Komik gespielte Mutter (man achte auf ihr wiederkehrendes „Habe ich das meinem Sohn gerade wirklich so gesagt?“-Gesicht) zeigt sich sowohl ihrem erst kürzlich von Krebs geheiltem Kind (Keaton Nigel Cooke) gegenüber fürsorglich, als auch im Umgang mit der Dackeldame. Auch die entnervten Reaktionen des Patriarchen Danny (Tracy Letts) auf die noch zu erziehende Hündin könnten aus zahllosen Familienkomödien stammen – abgesehen von der harschen Wortwahl.
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Sobald die Titelhündin erstmals den Besitzer wechselt, ist es aber selbst mit der vermeintlichen Idylle vorbei. Die weiteren Menschen, die der «Wiener-Dog» kennenlernt, interessieren sich wenig für sie und ihr Umgang mit ihrem zweibeinigen Umfeld ist zumeist noch nachlässiger. Greta Gerwig, die die pseudo-erwachsene Version einer «Willkommen im Tollhaus»-Figur spielt, rennt treudoof jemandem hinterher, der zu Schulzeiten grausam war und den sie damals trotzdem heiß fand. Ihr (etwas schleppender) gemeinsamer Road-Trip ist denkbar unromantisch, nicht zuletzt dank Kieran Culkins herrlichem, dauer-angewidertem Gesichtsausdruck, und dreht sich letztlich mehr um eine bittersüße Familiengeschichte. DeVitos Episode dagegen ist ein jegliche Subtilität aufgebender Kommentar auf Solondz‘ Stand im Filmgeschäft, was wegen der zahlreichen Hollywood-Referenzen viele Filmfans begeistern sollte, selbst wenn die Episode eigentlich nahezu durchweg auf der Stelle tritt.
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Dessen ungeachtet hat «Wiener-Dog» in seiner kurzen, und dennoch manchen Leerlauf beinhaltenden, Laufzeit genügend Schmankerl für Freunde des bitteren Humors zu bieten, das diese einen Blick wagen sollten. Freundlicher wird ihnen Solondz‘ wohl nie erklären, dass die USA wie ein dicker Elefant sind, der in einem Meer der Verzweiflung ertrinkt.
Fazit: Eine gewollt freudlose Ensemblekomödie über unfähige, egozentrische und kantige Menschen.
«Wiener-Dog» ist ab dem 27. Juli 2016 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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