Hard Facts
Ende der 90er gab die ProSiebenSat.1-Gruppe ihre Versuche auf, n-tv zu übernehmen und gründete stattdessen selbst einen Nachrichtensender. So entstand die N24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen mbH, die am 24. Januar 2000 ihren Nachrichtensender N24 in Betrieb nahm. N24 übernahm dabei in einigen Kabelnetzen des früheren analogen Premiere. Über ein Jahr lang wurde N24 von München aus produziert, ab Mitte 2001 entstehen die Nachrichten des Kanals in Berlin – es ist quasi der 15. Hauptstadtgeburtstag, den N24 in diesen Tagen feiert. Seit Oktober 2008 ist die Redaktion übrigens an Ort und Stelle – die Nachrichten kommen aus dem debis-Haus am Potsdamer Platz – der Umzug kostete damals rund zehn Millionen Euro, die ProSiebenSat.1 damals noch investierte. Im Sommer 2010 aber stieß die AG den Nachrichtensender ab, es folgte ein Management-Buy-Out. Ende 2013 wurde dann bekannt, dass Axel Springer den Sender übernimmt und in die WELT-Gruppe integrieren wird. Vor rund einem Jahr wurde dann publik, dass mittelfristig auch der Name N24 verschwinden soll – hier wurde der Zeitplan mehrmals aber gestreckt, sodass aktuell eher unklar ist, wann aus N24 WELT wird.
Die Rekorde
Im Zuge der zunehmenden Fragmentierung profitiert N24 von besonderen Nachrichtenlagen heutzutage mehr als noch früher. Als am vergangenen Wochenende lange unklar war, was in München wirklich genau passiert, führte das zu sehr hohen Zuschauerzahlen beim Berliner Newskanal. Nachts zwischen drei und sechs Uhr etwa generierte der Kanal 3,7 Prozent, zwischen sechs und neun Uhr, also nach dem Aufstehen, wurden daraus sogar 10,7 Prozent. Erstmals in seiner Historie war N24 zeitweise sogar Marktführer bei den 14- bis 49-Jährigen. Zwischen neun und 13 Uhr standen schließlich noch 7,5 Prozent Marktanteil auf dem Zettel. Am Freitag, dem Tat der Amoktat von München, generierte der Kanal einen Tagesmarktanteil von 4,6 Prozent – nur der Tag von Michael Jacksons Trauerfeier war mit 5,2 Prozent stärker nachgefragt.
Hinter den Kulissen
Von Tag eins an lag das Schicksal des Senders in den Händen von Torsten Rossmann, der heute nicht nur Programmchef sondern auch Geschäftsführer ist. Den Geschäftsführer-Posten teilt er sich mit Stephanie Caspar.
Schwarzes 2010?
Durch richtig schwere Zeiten ging N24 im Jahr 2010, quasi zu dem Zeitpunkt, als der Sender aus der ProSiebenSat.1-Gruppe herausgelöst wurde. Knapp 70 Mitarbeiter mussten damals gehen, darunter auch gefragte Reporter wie die im politischen Berlin fest verankerte Michaela May (die man wenige Monate zuvor von n-tv her gelotst hatte), aber auch Tanja Samrotzki oder Anke Stessun.
Wer erinnert sich noch?
In den 16 Jahren auf Sendung hat N24 unzählige Magazine probiert: Etwa «Die Markus Frick Show», «Bärel Schäfer», «Koschwitz», «Was erlauben Strunz?», «Standort Deutschland» und und und. Weiterhin herausragend aus dem Programm ist «Studio Friedman», eine donnerstags gezeigte Talksendung mit Michel Friedman, die seit nun mehr zwölf Jahren wöchentlich On Air geht.
Alles auf die Quote
Ausgangsfrage: Hat sich die Lage von N24 durch die Sparmaßnahmen damals im Jahr 2010 verschlechtert? Die Antwort: Nein. Die Zahlen sprechen hier eine überraschende Sprache. Nachdem der Sender in der Saison 08/09 auf 1,3 Prozent kam, war es eher das Jahr 09/10, das zu eine Verschlechterung führte – das war aber noch vor den Sparmaßnahmen. Die Quoten fielen auf 1,0 Prozent. In der TV-Saison 10/11 ging es dann wieder nach oben; auf 1,4 Prozent – die damals durchaus Kritik hervorrrufenden Maßnahmen also griffen. In den Jahren 11/12 und 12/13 hielt man sich stabil bei 1,4 Prozent Marktanteil, 13/14 wurden etwas niedrigere 1,3 Prozent ausgewiesen. 14/15 sah mit 1,2 Prozent etwas schlechter aus, dafür beendete N24 die gerade zu Ende gegangene TV-Saison mit 1,5 Prozent und somit dem besten Wert aller Zeiten. Der erfolgreichste Monat bisher war der März 2011, der Monat der atomaren Katastrophe in Fukushima. N24 generierte damals zwei Prozent Monatsmarktanteil bei den Umworbenen.
Was bringt die Zukunft?
Bittere Sache: Die Tatsache, dass die Welt derzeit aus den Fugen zu geraten scheint und ein Anschlag auf den nächsten folgt, führt dazu, dass das Informationsbedürfnis der Menschen hoch ist wie lange nicht mehr. Davon profitieren Seiten im Web, freilich aber auch die klassischen Fernsehprogramme – unter anderem eben N24. Entsprechend ist nicht damit zu rechnen, dass die Quoten einbrechen. Eher im Gegenteil: Neue Rekorde sind durchaus denkbar - nicht zuletzt auch, weil man seine Doku-Schiene mit dem Start von N24 Doku Mitte September noch stärken wird.
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