Eine Kolumne verpasst?
Die qualitative Streuung solcher Sequels ist jedoch enorm. Da gibt es solche, die ihre Vorgänger sogar noch übertreffen, solche die gut aber auch irgendwie überflüssig erscheinen und natürlich auch die, die von niemandem geliebt werden und nachträglich gar irgendwie den guten Erstling zerstören. Manchmal entstehen auch ganze Filmreihen über Jahre oder Jahrzehnte – im Guten wie im Schlechten.
Bevor ich mich dem Thema etwas globaler nähere, hier erst einmal stellvertretend zwei Vertreter, die für mich zur Creme de la Creme der Sequel-Geschichte oder eben doch eher in die berühmte Tonne gehören.
Böses Sequel: Zu wenig Speed um wahr zu sein
Keanu Reeves. Sandra Bullock. Dennis Hopper. Ein Bus und Regisseur Jan de Bont. Mehr brauchte es 1994 nicht, um dem Kinopublikum den Atem zu rauben und die Adrenalinproduktion in ungeahnte Höhen zu schrauben.
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Gutes Sequel: Indiana Jones zum Ersten, Zweiten uuuund Dritten!
Es gibt auch Kinoreihen, die einfach immer besser werden. Bereits die ersten beiden Abenteuer rund um Henry Jones jr. genannt Indiana Jones hatten vor abenteuerlichen Geschichten, knackigen Charakteren und viel Humor gestrotzt. Dennoch war erst 1989 und mit dem dritten Teil der Reihe «Indiana Jones und der letzte Kreuzzug» der Moment gekommen, dass ein zeitloser, nahezu in jeder Hinsicht perfekter Film geschaffen wurde.
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Wir erhielten einen Rückblick in die Jugendjahre des Indy (was zudem einen wunderbaren Rahmen für den Film darstellte), konnten uns an John Rhys-Davies, Julian Glover und River Phoenix erfreuen, erlebten eine mitreißende Geschichte, die eine Brücke zwischen Glaube, fiktiver und echter Geschichte spannte und erlebten Kreuzritter, Abenteuer in der Kanalisation von Venedig, Bootverfolgungsjagden, einen Abstecher auf eine Burg in Österreich und schließlich sogar noch einen Besuch bei der Bücherverbrennung in Berlin, wo Indy sich vom Führer persönlich ein Autogramm in das Gralstagebuch seines Vaters schreiben lassen musste – samt anschließender Flucht mit einem Zeppelin.
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Sequels zwischen Himmel und Hölle
Sequel sein ist schwer. Und neben dem zitierten Fehlschlag und Gewinner gibt es auch Reihen, die über die Jahre mit den verschiedenen Teilen alle qualitativen Seiten bedienen konnte. Die «Alien»-Reihe zum Beispiel legte mit «Aliens» einen famosen zweiten Teil nach. Der dritte sackte dann schon eine Ecke ab, der vierte war schließlich eher lachhaft. Ob man mit den aktuellen Versuchen (nach dem mittelprächtigen «Prometheus») nochmal in die Spur finden wird?
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Die alte «Batman»-Reihe hatte zuerst zweimal geglänzt. Als dann jedoch im dritten Teil Jim Carrey als Riddler kasperte und Val Kilmer einen blassen Batman gab, begannen die Alarmglocken zu läuten. Im vierten Teil schließlich ließ Regisseur Joel Schumacher die Reihe zu einer albernen Nummernrevue verkommen, deren Negativhighlight neben der erneut unpassenden Batman-Wahl (George Clooney) Arnold Schwarzenegger als Mr. Freeze war (It´s cool man). Es bedurfte eines Neustarts, Mastermind Christopher Nolan und Christian Bale in der Hauptrolle, um Batman wieder zu einer ernstzunehmenden Reihe zu machen. Die in dieser Phase entstandenen drei Filme liegen übrigens auf einem erstaunlich gleichmäßig hohen Niveau – Kontinuität bei den Main Playern sei Dank.
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Tja – und was die andere Seite der Medaille angeht, gibt es dann noch Reihen, die zwar unfassbar viele Fortsetzungen heraufbeschworen, diese jedoch schon ab dem zweiten Teil eigentlich durchweg nicht mehr verdient hatten. Die schlimmsten Beispiele in dieser Kategorie sind «Eis am Stiel» (8 Filme), «Police Academy» (7 Filme), «Wrong Turn» (6 Filme) oder «Der weiße Hai» (4 Filme). Hier hätte durchweg nach dem Auftakt Schluss sein dürfen.
Apropos Schluss sein – gutes Stichwort.
Conclusio
Egal in welchem Bereich, meist steht die Gier der Verantwortlichen wirklich sinnvollen Folgeprodukten im Wege. Billig zu produzierende Reihen («Saw», «Paranormal Activity», «The Purge») werden zu wahren Goldgruben, ermüden aber inhaltlich schnell und werden mit jedem Teil redundanter. Ohnehin auf Langlebigkeit ausgelegte Reihen («Star Trek», «Star Wars», «Bond») ächzen gerne unter Ideenarmut und Wiederholungen. Und Romanverfilmungen («Herr der Ringe», «Harry Potter») können es den lesenden Fans ohnehin nie Recht machen.
Steckbrief
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Der Autor, Journalist, Podcaster, Moderator und Hörbuchsprecher ist Fachmann in Sachen Star Trek und schreibt seit 25 Jahren über das langlebige Franchise. Für sein Buch Es lebe Star Trek gewann er 2019 den Deutschen Phantastik Preis.
Er ist Headwriter & Experte bei SYFY sowie freier Mitarbeiter bei Serienjunkies, der GEEK! und dem FedCon Insider und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und des Corona Magazine.
Seine Homepage erreicht ihr hier, seine Veröffentlichungen als Autor auf seiner Autorenseite.
Generell ist es natürlich nicht verkehrt, uns mit immer mehr von dem zu versorgen, was uns gefällt. Und ein paar Fortsetzungen wären sicher auch kein Grund für Diskussionen – die aktuelle Reboot/Remake/Rewamp/Prequel/Sequel-Politik der Kreativen zeigt jedoch ein großes Maß an Ratlosigkeit. Vielleicht weiß man schlicht nicht mehr, was der Konsument sich wünscht? Vielleicht sind die großen Studios aber auch einfach mutlos, risikoscheu oder schlicht zu pleite, um wirklich kreative Stoffe zu genehmigen, bevor nicht mindestens zehn neue Sequels parallel starten.
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Der Sülter hat für heute Sendepause, ihr aber bitte nicht – Wie sind eure Erfahrungen? Welche Sequels taugen? Welche waren überflüssig? Gibt es Filme, die Fortsetzungen verdient aber nie erhalten haben? Welche Reihen wurden irgendwann durch die schiere Flut an Fortsetzungen qualitativ getötet? Und woran liegt der Trend zu immer mehr Alten und immer weniger Neuem? Denkt darüber nach und sprecht mit anderen drüber. Gerne auch in den Kommentaren zu dieser Kolumne. Ich freue mich drauf.
«Sülters Sendepause» macht nun Sommerpause und ist ab 10. September wieder am Start.
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Für konkrete Themenwünsche oder -vorschläge benutzt bitte die Kommentarfunktion (siehe unten) oder wendet euch direkt per Email an bjoern.suelter@quotenmeter.de.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
30.07.2016 10:46 Uhr 1
Der Film war sehr gut!!
01.08.2016 09:39 Uhr 2
Zu dem Nolan'schen Batman-Rotz: was habt ihr nur alle?? Das ist der letzte Schund! Ich habe selten so eine miese Performance der Schauspieler und so eine krude und grottige Stoffumsetzung gesehen... (ok, BvS schlägt in die selbe Kerbe).
Independence Day: Wiederkehr war aber tatsächlich wider Erwarten richtig gut. Natürlich weiß man vorher, was einen erwartet, aber überraschen kann einen der Film dennoch. Ist also sehenswert.
Und Ghostbusters.....tja, ich hoffe, der Film wird ausserhalb der USA ein desaströses Ende finden. Es geht dabei in keinster Weise um die Frauenmannschaft. Nein, es werden die ersten beiden Teile einfach komplett ignoriert, es gibt nicht mal Kameos oder Erklärungen, warum es nun nicht mehr die alten Ghostbusters sind - jaja, ich weiß, es ist ein Reboot. Aber genau da ist doch die Frage: warum ein Remake anstatt einer Fortsetzung - auf die die Fans seit Jahrzehnten warten? Warum nicht Ray Stantz und Winston Zeddemore als "Lehrer" mit ins Boot holen? Das hätte wenigstens Authentizität und weitaus weniger Unmut zur Folge gehabt.
01.08.2016 16:12 Uhr 3
Zustimmung. Ich sitze da ja etwas abseits des Konsens. Ich empfand ihn, nach holprigem Start, als akzeptable Unterhaltung. Da gibt es deutlich grausigere Fortsetzungen - finde ich.
Sofern es keine rhetorische Frage war: Wir beantworten die sowohl
Nun, der Neuanfang kam bekanntlich auch nicht ohne hitzige Reaktionen davon. Aber das ist ja die Sache: Egal, wie Hollywood mit alten Stoffen umgeht, nahezu durchweg sind irgendwelche Teile der Fanbase wütend. Hätte man die Marke "Ghostbusters" für immer begraben, wären viele Fans enttäuscht, weil die Idee doch Material für mehr hergeben würde. Durch einen Neuanfang sind manche Fans zufrieden, weil die Grundidee weiterlebt. Andere wütend, weil die alten Figuren keine neuen Abenteuer erleben.
Und eine Weitererzählung, die ja nun praktisch nur noch in der von dir vorgeschlagenen und zwischendurch von Sony angedachten "Staffelübergabe"-Version funktioniert hätte? Naja. Als das letzte Mal ein ikonischer 80er-Filmstoff einen alten Helden rausgekramt hat, um einen möglichen Generationenwechsel vorzubereiten, kam "Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" bei heraus. Auch nicht gerade unumstritten, wie man auch im obigen Artikel sieht.
Klar: "Star Wars" ging kürzlich denselben Weg und kam damit gemeinhin betrachtet deutlich besser weg. Aber auch da gibt es Fans, die auf die Barrikaden gehen, weil sie "Staffelübergaben" für unkreativ halten.
Daher: In einem Paralleluniversum würde hier über "Ghostbusters 3" diskutiert werden, und jemand anderes würde fragen, weshalb man nicht lieber rebootet hat. :lol: