Sportrechte werden für Fernsehsender wichtiger und wichtiger: Große Events haben auch heute noch die Kraft, ganze Familien und Cliquen zum Live-Erlebnis vor den Fernseher zu holen. Doch auch hier befindet sich das Medium Fernsehen im Wandel: Rechte werden teurer und teurer und neue und innovative Player drücken auf den Markt. Eines haben alle gemeinsam: Ihre Sendungen lassen sie von Menschen machen, die ihren Sport leben, lieben und so emotional begleiten wie es sonst selten ist in der TV-Landschaft. Die, die lieben und leiden, wollen wir in dieser neuen Reihe zu Wort kommen lassen.
Mal vorgestellt...*
Wunsch-Ausstrahlungs-Ort der Spiele: „Als Sportler wäre mir Budapest am liebsten für Olympia. Das ist eine sehr schöne Stadt. Ich war kürzlich mit der ungarischen Nationalmannschaft dort. Ich spreche zudem die Sprache.“Wunsch-Trainingspartner: „Moritz Oeler, denn wer würde nicht gerne mit dem Besten trainieren? Zudem ist er ein Netter.“
Wunsch-Ziel für die deutschen Wasserballer bei Olympia 2016: „Einfach Spaß haben, der Rest kommt.“
Tibor Meingast antwortet, als wäre er ein Profi-Wasserballer kurz vor Olympia
Natürlich hätte Wasserball eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Meingast sei es auch, der immer wieder versucht, diesen Sport auch im ZDF-Programm unterzubringen. Meistens ohne Erfolg. Seine Leidenschaft hat der Bottroper von den Wasserfreunden in seiner Geburtsstadt Fulda, die ihn einst für den Wasserball sozialisierten, wie er sagt. „Entsprechend kenne ich mich mit der Sportart gut aus, was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht auch noch vorbereiten muss.“ Genau das aber ist manchmal schwerer als man denkt. Die Arbeit stapelt sich – und Zeit sich in ein neues Gebiet einzulesen gibt es kaum. Praktisch jede Stunde werde da gezählt. Und so führt ihn der Weg auch heute immer noch hin und wieder zum OSC ins nahe gelegene Duisburg – etwas Wasserball-Luft schnuppern, bevor es dann in die Vollen geht.
Dass Wasserball kaum eine Lobby hat und im TV so gut wie nicht präsent ist, hat seine Gründe. Die kennt auch Meingast. „Es fehlt auch an guten TV-Übertragungen und das wird bei Olympia nicht anders sein“, sagt er. „Ich kenne niemanden, der richtig gut Wasserball übertragen kann. Es mangelt hier auch am nötigen Know-How“, meint er. So sei es in der Tat ein Rätsel, dass die vorhandene Unter-Wasser-Kamera, die schöne Bilder und auch Aufklärung über mögliche Fouls geben könnte, kaum eingesetzt wird. Manchmal nur während Pausen, um auf diese Bilder dann Ergebnistafeln zu legen. Ähnliche Probleme hat auch der Schießsport, der zweite Wettbewerb, den Meingast für das ZDF betreuen darf. „Wenn ich Zeitungen aufschlage und es gibt dort Berichte über Schießen, dann sehe ich immer nur Leute von hinten – maximal seitlich.“ Dabei gäbe es heute doch die Möglichkeit die Sportler – etwa durch unbemannte Kameras – auch von vorne abzubilden.
Aber so ist das nun mal in der Nische. „Man muss sehen: Es gibt vermutlich 10.000 Mal mehr Menschen, die sich beruflich mit Fußball im Fernsehen auseinander setzen als mit Wasserball oder Schießen“, meint Meingast. Immerhin: Die grundsätzliche Vorbereitung auf Olympische Spiele sei sehr angenehm. Den TV-Reportern wird umfangreiches Material über die Athleten zur Verfügung gestellt, mit wenigen Klicks könne man ganze Karrieren detalliert verfolgen. Vor Ort in der Olympiastadt in den vom IOC gespeisten Datenbanken sei der Wettbewerb wahrlich erstklassig vorbereitet. Auch über eventuelle Regeländerungen sei man als Reporter vorbildlich informiert.
Und auch die Bedingungen für die Reporter, die Beiträge schneiden und Fragen stellen, seien vor Ort perfekt. Alle Sportler würden in der Sportkleidung Interviews geben, was die Gefahr auf Verwechslungen gerade bei unbekannteren Aktiven deutlich minimiert. „Ich erwarte mir drei Wochen großen Spaß“, sagt Meingast, der sich vor allem auf sein Team beim ZDF wieder freut. Mit der hohen Arbeitslast, die anfällt in dem Zeitraum, kommt er gut klar. Er kennt das von der EM in Frankreich, über die der knapp einen Monat lang berichtet hat. Auch hier sei es vor allem das Zusammentreffen mit sonst über ganz Deutschland verteilten Cuttern und Kameraleuten gewesen, die das Salz in der Suppe ausmachten. So blickt Meingast, der vor allem in den drei Turnierwochen zahlreiche Beiträge für seinen Sender fertigte, auf ein gelungenes, vor allem aber in der Anfangsphase doch einen sportlichen Reiz vermissen lassendes Turnier zurück. Danach hieß es Urlaub und Durchatmen. Zwischen EM und Olympia standen nur drei Bürotage an.
Rio führt nicht zu Freudensprüngen
Eine Sportredaktion zwischen EM und Olympia. Dass es nach Rio geht, führt für Meingast nicht zu Freudensprüngen. Vor zwei Jahren, bei der Fußball-Weltmeisterschaft, war er dort schon einmal. Und hat nicht nur gute Erinnerungen. Auch diesmal wieder müssen er und seine Kollegen um die 15 Kilometer von ihrer Herberge bis zur Sportstätte zurücklegen. Zwischen 40 und schlimmstenfalls gar 180 Minuten müsse man da einplanen. „Auch sonst lief vor zwei Jahren nicht alles reibungslos. Wir wollten mal Paraglyden gehen an einem freien Tag“, erinnert sich Meingast. Das Areal, das letztlich nicht höher gewesen sei als das Springer-Hochhaus, habe sich dafür jedoch final nicht geeignet. Ärgerlich, wenn einer der wenigen freien Vormittage eines solchen Turniers dann für so etwas draufgehe.
Zurück aber zu den Freuden eines Reporters in der Nische. Mit nahezu allen relevanten deutschen Sportlern seiner beiden Wettbewerbe hat Meingast Kontakt aufgebaut, E-Mails geschickt. Manche sogar persönlich getroffen. Im Fußball sei sowas heute nicht möglich. Beim Wasserball und Schießen schon. Einfacher handzuhaben seien die Spitzenspieler in diesem Bereich. Das macht es angenehm – und lässt sicher auch in Teilen darüber hinweg blicken, dass Nische halt Nische bleibt. Außer man nutzt die Streams des ZDF – denn dort könnte Wasserball aufblühen. Und Meingast hilft mit dabei.
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