Filmfacts «Collide»
- Regie: Eran Creevy
- Produktion: Joel Silver, Ben Pugh, Brian Kavanaugh-Jones, Rory Aitken, Daniel Hetzer
- Drehbuch: F. Scott Frazier, Eran Creevy
- Darsteller: Nicholas Hoult, Felicity Jones, Marwan Kenzari, Ben Kingsley, Anthony Hopkins
- Musik: Ilan Eshkeri
- Kamera: Ed Wild
- Schnitt: Chris Gill
- Laufzeit: 99 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Die von Creevy und F. Scott Frazier verfasste Handlung, die sich nach diesem Prolog entfaltet, ist so dünn und geradlinig, dass jeder beliebige «Fast & Furious»-Film daneben wie ein komplexes und verworrenes Gesellschaftsdrama wirkt. Der Autodieb Casey verließ die ihm heimischen USA, als ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wurde. In seiner Wahlheimat Köln übernimmt er kleine Ganovenaufgaben für den filmvernarrten, zugedröhnten türkischen Gangster Geran (Ben Kingsley). Zumindest, bis ihm die bildhübsche Barkeeperin Juliette (Felicity Jones) begegnet und er ihr verspricht, ein besserer Mensch zu werden. Das naive Liebesglück wird jedoch jäh gestört, als bei Juliette ein Nierenversagen festgestellt wird. Um an das unverzichtbare Kleingeld für die rettende OP zu gelangen, willigt Casey ein, für Geran einen letzten, riskanten Job zu übernehmen: Er soll Drogenbaron Hagen Kahl (Anthony Hopkins) berauben …

Es ist eine sehr stylische, die „Der Schein ist Sein!“-Stimmung dieses Actioners schürende Passage. Denn die Figuren in «Collide» handeln allesamt gemäß der Genredoktrin und manövrieren sich somit durchweg in „Ich regle das schon alleine!“-Risikosituationen, die nur durch lockere Sprüche, aberwitzige Tricks und vor allem jede Menge Action lösen lassen. Durch den Einstieg ist all dies aber auch überdeutlich in einem vergnügten, sich nie zu ernst nehmenden Filmuniversum verortet. Nein, «Collide» ist keineswegs eine Actionfarce. Und die Beziehung zwischen Casey und Juliette wird zwecks narrativer Effizienz mit Pathos aufgeladen. Doch niemals versucht sich «Collide» am figurenbasierten, redseligen Drama der in «Fast & Furious» dauerpräsenten „Alles für die Familie“-Manier. «Collide» fährt seine ganze Strecke in nur zwei Gängen: Strikte Action und das überdrehte, nicht aber parodistische Dazwischen.
Und wer handgemachte Autoaction sehen will, bekommt sie hier auch wiederholt um die Ohren gepfeffert: Von einer lachhaft-offensichtlichen, aus dem Computer stammenden LKW-Frontaufnahme abgesehen setzt «Collide» auf spektakuläre Autostunts. Nicht im Sinne „Welche aberwitzigen Dinge kann man mit Autos anstellen? Wollen wir ein paar aus einem Flugzeug schmeißen?“ Sondern im Sinne: „Wie haben die das nur gedreht?“ Immer und immer wieder krachen Autos in hohem Tempo ineinander, überschlagen sich, werden beschossen, düsen knapp aneinander vorbei und explodieren. Stuntgewitter pur, so, als hätte man es in den Actionstrecken dieses Films mit einer stunttechnisch einfallsreicheren, besonders kostspieligen «Alarm für Cobra 11»-Episode zu tun. Was gar kein so absurder Vergleich ist: Creevy bediente sich tatsächlich an der Stuntcrew des RTL-Dauerbrenners.

Die Strecken, die Casey und seine verbitterten Verfolger hier blitzschnell geografisch zurücklegen, sind zwar ebenso fraglich, wie der von glücklichen Zufällen lebende Plan des überschaubar skizzierten Helden. Und die Frage „Wie kann man das alles überleben?“ hat während «Collide»-Kinovorführungen besser Saalverbot. Aber Creevy packt seine hohle, vorwärtsgetriebene Action in ein so mitreißend-zügiges, tonal in sich schlüssiges, klanglich kraftvolles Paket, dass es wenigstens ehrlich und unverfälscht ist. Leider geil!
Fazit: Temporeich, humorvoll und dennoch geradlinig: Mit saustarken Stunts, energiereicher Musik und ansehnlicher Optik bietet «Collide» sehr vergnügliche, hohle Autoaction-Unterhaltung.
«Collide» ist ab dem 4. August 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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