Zur Person: Daniel Boschmann
Daniel Boschmann ist seit diesem Sommer das neue Gesicht im «Sat.1-Frühstücksfernsehen». Der 35-Jährige stand für den TV-Sender schon beim kurzlebigen Vorabend-Quiz «Ab durch die Mitte» vor der Kamera. Zuvor war der Moderator bei den Radiosendern «You FM» und der Pop-Welle «hr3» zu hören.Ja, Radio habe ich viele Jahre mit Liebe gemacht. Ich habe ein Radiogesicht! (lacht)
Der böse Spruch „Radiogesicht und deshalb nicht beim Fernsehen“ trifft auf Sie aber nicht zu?
Ich weiß auch nicht, wie das gekommen ist! (lacht) Den Spruch habe ich tatsächlich schon oft gehört. Ich bin kein Model, aber natürlich spielt auch Optik im TV eine Rolle. Ich bin jetzt Gastgeber und präsentiere eine Sendung. Und ich habe Freude daran, Geschichten zu erzählen und mit Menschen zu reden.
Morningshows haben Sie beim Radio auch moderiert – eine gute Voraussetzung für «Frühstücksfernsehen»…
Morningshows beim Radio habe ich auch gemacht. Das frühe Aufstehen ist mir also nicht fremd. Man muss aber ehrlich sagen, dass es jetzt beim Fernsehen noch ein bisschen früher ist, als früher beim Radio. Im schlimmsten Falle kannst Du beim Radio kurz vor knapp kommen. Also wenn die Sendung um fünf Uhr morgens beginnt, kannst Du zur Not erst um 4.57 Uhr am Regler sitzen. Du hast vorher keine Maske, keine besonderen Klamotten und am Ende des Tages ist es im Radio auch so, dass zwischendurch viel Musik gespielt wird. Da kann man dann entscheiden, wann man den Regler aufmacht und wann lieber nicht.
Trotz MAZ-Einspielern sind diese Zeiten jetzt wohl vorbei…
Ja, das ist das total Spannende. Ich habe mit Marlene Lufen erst mal eine Granaten-Kollegin (lacht), die hat es mir unfassbar einfach gemacht, in die «Frühstücksfernsehen»-Familie zu kommen. Denn Aufstehen ist ja etwas sehr Privates, was sehr Intimes. Ich bin erst mal ein Neuer, mit dem die Zuschauer im «Sat.1-Frühstücksfernsehen» wach werden. Das ist für mich ein großes Abenteuer und ehrlicherweise ein ganz großer Karriereschritt. Ich habe das ja vorher auch selbst geguckt. Das war wirklich so, dass ich über Jahre mit den Freunden gescherzt habe, das wäre doch mal ein Job, den ich gerne machen würde. Dann kommt dieses Casting und man geht da hin. Zunächst rechnet man sich null Chancen aus, aber dann verdichtet es sich. Die riefen dann an und sagten: Daniel, du hast den Job!
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Das lustige ist, dass wir unser Studio in einer Gegend Berlins haben, in der sich einige Clubs befinden. Das heißt, da fahren dann die ganzen verstrahlten Party-People nach Hause und ich laufe mit meiner Brotdose im Arm zur Arbeit. Ich bin gerade erst wach und die gehen nach Hause.
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«Frühstücksfernsehen»-Moderator Daniel Boschmann über seinen Weg zur Arbeit
Ich stehe um 2.57 Uhr auf. Das lustige ist, dass wir unser Studio in einer Gegend Berlins haben, in der sich einige Clubs befinden. Das heißt, da fahren dann die ganzen verstrahlten Party-People nach Hause und ich laufe mit meiner Brotdose im Arm zur Arbeit. Ich bin gerade erst wach und die gehen nach Hause. Das Wichtigste bei der ganzen Geschichte ist der Mittagsschlaf. Eineinhalb Stunden Mittagsschlaf brauche ich schon, eigentlich wie ein 80-Jähriger (lacht). Diesen möchte ich nicht mehr missen.
Warum klingelt der Wecker um 2.57 Uhr und nicht um Punkt drei Uhr?
2.57 Uhr, weil es cooler klingt als drei Uhr (lacht). Ich habe mir irgendwann mal diesen Spleen angeeignet, dass immer eine sieben am Ende stehen muss. Ernsthaft, das ist kein Witz. Ich habe zur Sicherheit insgesamt vier Wecker, das hängt damit aber nicht zusammen. Der erste Wecker, den ich eigentlich immer höre, läutet um 2.57 Uhr. Ich habe in Berlin ganz häufig in der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz gelesen. Da sind unfassbar viele Schließfächer. Da auf dem dazugehörigen Schlüssel die Schließfachnummer nicht draufsteht und ich permanent vergessen habe, welches von diesen 500 Schließfächern ich genommen habe, habe ich mir irgendwann überlegt, ich muss nur jedes zehnte Schließfach ausprobieren, wenn ich immer die gleiche Endziffer nehme. Daher immer die sieben am Ende. Ja, das ist ein bisschen «Big Bang Theory» bei mir (lacht). Das habe ich auch für meinen Wecker übernommen.
Sind Sie von Natur aus ein Morgenmensch?
Es gibt Lerchen und Eulen. Ich bin die Lerche. Ich habe zwar schon Bock auf das Nachtleben, das mir Spaß macht, aber ich bin immer schon eine Lerche gewesen. Wenn ich wach bin, bin ich wach. Mein bester Freund, mit dem ich lange Zeit eine WG hatte, hat mich immer mit einem hassverfüllten Blick angestarrt, wenn ich ihn morgens schon mit einem strahlenden Lächeln begrüßt habe. Da hat der noch eine Stunde beim Müsli vor sich hinvegetiert. Ich habe ihn dann immer geärgert, auf den Tisch gehauen und gesagt: Mensch, lass doch mal was machen, lass uns mal unterhalten! Das fand er nicht so gut. (lacht)
Die Eigenschaft des Morgenmenschen hilft sicher bei dem neuen Job?
Natürlich, alles andere wäre schlimm. Wenn man eines im «Frühstücksfernsehen» als Kollegen nicht gebrauchen kann, ist es der Morgenmuffel. Aber das ist doch logisch: Wenn Du morgens das «Sat.1-Frühstücksfernsehen» einschaltest und Du siehst als Zuschauer einen Typen, der mit schlechter Laune völlig unmotiviert die Themen anmoderiert, hilft Dir das nicht. Du möchtest doch mit netten Leuten, die Dich authentisch anlächeln, in den Tag starten. Die sollen Spaß an ihrem Job haben. Sonst ist der Tag doch schon direkt falsch gestartet.
Nochmal zurück zum Radio, wo bei einigen Sendern die übertriebene Fröhlichkeit am Morgen kritisiert wird – Können Sie das nachvollziehen?
Die Medienwelt ist so breit aufgestellt. Ich kann mir aussuchen, was ich haben möchte. Wenn Du morgens in 20 Minuten wissen willst, was der Tag bringt, dann hörst Du vielleicht kurz ein Inforadio im Auto. Wenn Du aber die Möglichkeit hast, mit mehr Zeit aufzustehen oder nicht alleine aufstehen möchtest, kannst Du diese Begleitung bei uns haben. Das geht viel über die Stimme. Marlene hat ja auch eine tolle Stimme. Wenn Du zwei tolle, freundliche Stimmen hörst, stehst Du mit denen am Morgen sicher gerne auf.
Was ist das das Erfolgsgeheimnis des «Sat.1-Frühstücksfernsehen»?
Wir machen quasi eine riesen Unterhaltungssendung – nur eben morgens. Wir sind aktuell, aber vieles passiert trotzdem spontan, wie wir es gerade live fühlen. Wenn beispielsweise eine Eilmeldung reinkommt, dann hören und erleben wir diese Meldung zum ersten Mal, genauso wie die Zuschauer zu Hause. Dann haben wir im Team natürlich auch eine eigene Meinung dazu, die dann auch on Air stattfindet.
Das Ganze dann viereinhalb Stunden live – die Beiträge und Themen wiederholen sich über den Morgen aber zum Teil. Kann das als Moderator nicht auch mal nerven?
Erstaunlicherweise gar nicht, denn im Laufe des Morgens entsteht eine Art Wettkampf. Als Moderator fällt einem in diesem oder jenem Beitrag oder Thema immer wieder etwas Neues auf, das man in der nächsten Moderation neu einbringen kann. Viele Geschichten schreiben sich zudem automatisch weiter, denn die Welt steht in dieser Zeit ja nicht still.
Ist man bei so viel Live-Sendebetrieb noch nervös als „Neuer“ im Team?
Nein, nervös bin ich nicht. Das liegt daran, dass ich unfassbar viel Freude an diesem Job habe. Ganz ehrlich, ich stehe morgens auf und freue mich auf meine Arbeit. Ich weiß nicht, wie viele Leute das heute noch von ihrem Job behaupten können. Ich glaube leider, nicht viele. Man ist nicht nervös, weil man nicht darüber nachdenkt, was alles schieflaufen könnte. Der größte Gewinn an meinem Beruf ist, dass ich unglaublich viele, spannende Menschen kennenlernen. Egal, aus welchem Bereich. Das ist der größte Gewinn. Wenn ich diese Geschichten dann unterhaltsam weitererzählen kann, habe ich doch alles richtiggemacht.
Vielen Dank für das Gespräch, Daniel Boschmann.
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14.08.2016 14:48 Uhr 1