Möbelzusammenbauen hat laut einer Studie auch eine therapeutische Wirkung. Es fördert eine klare Kommunikation unter den Beteiligten und schweißt zusammen. Das journalistisch experimentelle amerikanische Outlet Vox.com hat deshalb bereits versucht, Clinton- und Sanders-Anhänger zusammenzubringen, indem man sie einen Nachttisch von Ikea aufbauen ließ. Mit begrenztem Erfolg.
Aus Unterhaltungssicht wäre es nun interessant, in diesen Vorgang eine gewisse Unruhe zu bringen. Möglichkeiten gäbe es viele. Man könnte die Protagonisten beispielsweise LSD nehmen lassen. Was klingt wie der frevelhafte Vorschlag bösartiger Unterhaltungsredakteure, die in einer (vermeintlichen) Grenzüberschreitung den schnellen Skandal suchen, könnte auch ein inhaltlicher Erfolg werden. Der Genre-Mix aus Drogen und Möbeln könnte nicht nur breite Identifikationsräume schaffen: Es dürfte auch unfassbar komisch sein, zwei zugedübelten jungen Leuten dabei zuzusehen, wie sie kontraproduktive Maßnahmen ergreifen, um Sperrholzplatten nach Plan zu einem funktionalen Gegenstand zusammenzukloppen.
Gesagt, getan: Der YouTube-Kanal Hikea hat diesen Traum wahrgemacht. Mit erstaunlich witzigem Ergebnis. Warum die beiden jungen Amerikaner und die Personen hinter der Kamera vor einer ernstzunehmenden Strafverfolgung keine Angst zu haben brauchen, obwohl hier illegale Drogen konsumiert werden, hat der seit vielen Jahren in Deutschland lebende amerikanische Rechtsanwalt Andrew Hammel hier zusammengefasst.
Die gezielte Enthemmung als dramaturgischer Ausgangspunkt für Komik ist gerade bei YouTube nicht neu. Man denke an Hannah Hart, die irgendwann eine Leidenschaft dafür entwickelt hat, besoffen zu kochen. Hin und wieder auch mit prominenten Gästen. Hart setzt gewissermaßen da an, wo Biolek vor zehn Jahren aufgehört hat, nur dass ihre Sendung keine exzentrische Koch-Talk-Show, sondern ein wenige Minuten langes Konzentrat ist.
Hart ist - wie „Spiegel Online“ sie einmal nannte - eine Anti-Hausfrau, für die Kochen nicht der Lebensinhalt, sondern eine schnöde, aber notwendige Tätigkeit ist, die man sich nach Möglichkeit lieber schönsäuft. Daraus entsteht gute Comedy. Genauso wie wenn man junge Amerikaner unter LSD setzt und ihnen viel Spaß mit der IKEA-Anleitung wünscht: Ihr Scheitern ist vorprogrammiert. Aber ihr Scheitern ist kein peinliches Versagen, sondern eine niedliche Konterkarierung der üblichen YouTube-Selbstoptimierungsvideos, ein revolutionäres Fight the Machine! in Zeiten der Bibis-Beauty-Palace-Dauerbeschallung.
Wohl bekomm’s!
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