Rückblick: VOX auf dem Höhepunkt
Die zweite Staffel wurde von neun auf elf Ausgaben aufgestockt und startete direkt wieder knapp unter zwei Millionen (6,6%) und hielt auch in der Zielgruppe das Vorjahresniveau. In den Folgewochen bröckelten die Zahlen zunächst leicht, das Format holte dann aber in Woche fünf mit 2,41 Millionen den Bestwert aller bisherigen Folgen (tolle 8,5%). Die Ausgaben sieben bis elf lagen dann konstant über zwei Millionen und bis auf eine Ausnahme über sieben Prozent bei allen. Auch bei den Jüngeren lief es: So konnte man sich zum Schluss gar mehrfach in den 13-Prozent-Bereich vorschieben. Fortsetzung Ehrensache.
Zwei raus, zwei rein
Zunächst jedoch musste man hinter den Kulissen zwei Abgänge verkraften. Lencke Steiner (die besonders durch ihr häufig schnelles Aussteigen („Ich bin raus“) Internetberühmtheit erlangte) und Grandseigneur Vural Öger verließen das Format. Steiner aus Zeitmangel, Öger aufgrund zunehmender Schwierigkeiten mit seinem eigenen Business.
Umbesetzungen in Showformaten bei Jurys oder Experten sind im TV jedoch nun wahrlich keine Seltenheit – dennoch hatte sich die äußerst gelungen zusammengestellte Investorentruppe als wichtiger Baustein für den Erfolg der Show herausgestellt. In den USA baut man zum Beispiel bei «Shark Tank» seit sieben Staffeln auf Kevin O´Leary, Barbara Corcoran, Daymond John und Robert Herjavec – an der Seite wechselnder Gastinvestoren. Die Dynamik dieser vier ist dabei eindeutig mit jener der alten Besetzung (minus Lencke Steiner) vergleichbar. Was war also zu tun? Ähnliche Charaktere suchen oder einen anderen Weg gehen?
Die sichere Bank bilden erneut Judith Williams, die oft mit treffenden Analysen und harter Herzlichkeit punktete, der immer freundliche aber dabei knallharte Selfmademan Jochen Schweizer sowie Everybody´s Darling und Sunnyboy Frank Thelen.
An ihre Seite stellte man zunächst Ralf Dümmel. Ralf wen? Die wenigsten Fernsehzuschauer dürften bei der Erwähnung des Namens einen Groschen fallen gehört haben. Dümmel ist Chef des internationalen Handelsunternehmens DS Produkte GmbH und somit Experte für Produktion und Vertrieb von Non-Food-Artikeln. Er gilt in der Branche als König der Produkte. Der 49jährige Schleswig-Holsteiner ist verheiratet, Vater von drei Kindern und gilt wie Williams als hart aber herzlich. Er sieht sich als Partner der Gründer und möchte sowohl unterstützen als auch vor Fehlern bewahren. In seiner Sachlichkeit und mir seiner Erfahrung könnte man ihn als würdigen Ersatz für Vural Öger bezeichnen.
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Ich kenne das Format natürlich vom ersten Tag an und bin davon begeistert. Ich möchte das Gründertum unterstützen und für mich selbst hoffe ich, früher als andere, an Innovationen zu gelangen. Außerdem möchte ich in der Start-up-Szene noch mehr dafür bekannt werden, mittlerweile auch frühphasige Investments zu machen.
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Maschmeyer über das Format
Maschmeyer selber ist im Gegensatz zu Dümmel kein Phantom. Der 1959 in Bremen geborene Unternehmer gehört zu den bekanntesten und wohlhabendsten Wirtschaftspersönlichkeiten Deutschlands - und nebenbei zu den reichsten Deutschen. Dass er nebenbei noch Bestsellerautor, Referent und Kunstsammler ist, rundet das Bild ab. Extra für «Die Höhle der Löwen» gründete Maschmeier den Frühphasenfinanzierer Seed & Speed. Doch auch diverse Kontroversen rund um Wahlkampffinanzierung und Geschäftspraktiken sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Maschmeyer polarisiert und eckt an.
Altes, Bekanntes, Bewährtes & Frisches
Rein vom Ablauf gab es zunächst wenig Überraschendes. Die dezent übersteuerte Vorschau zu Beginn, die gar vor wiederholten Ausschnitten nicht halt machte, eine kurze Einleitung des Moderators Ermias „Amiaz“ Habtu und ab ging es in die ersten Pitches. Der erste mit dem Produkt Ankerkraut konnte direkt für Spannung und Gänsehaut sorgen, bis der Deal mit Frank Thelen endlich feststand. Eine gute Wahl für den Auftakt. Übrigens zeigten sich die beiden Neuen gut in die Investorenriege eingepasst, Maschmeyer überraschte so manchen Kritiker vermutlich gar durch Understatement und sympathisches, reflektiertes und aufgeräumtes Auftreten.
Doch auch die Pitches konnten Interesse wecken. Gute Ideen (Dental Power Splint, Bügel-Clou und das erwähnte kreative Gewürzsortiment Ankerkraut) mischten sich mit eher schrägen Einfällen (Evergreen, Find Penguins, Limberry). Ein wie gehabt spannender und abwechslungsreicher Mix.
Finanzielles Fazit der ersten Show: 300.000 Euro für 20 Prozent von Frank Thelen für Ankerkraut, 120.000 Euro für 25,1 Prozent von Frank Dümmel für den Bügel Clou, 250.000 Euro für 20 Prozent von Judith Williams und Carsten Maschmeyer für Limberry sowie 200.000 Euro für 50 Prozent von Jochen Schweizer für Find Penguins und die obligatorische Handvoll gescheiterter Pitches. Gar nicht schlecht für den Anfang - nun heißt es abzuwarten, ob man in der diesjährigen Staffel zu einem späteren Zeitpunkt mehr über das letztliche Zustandekommen oder Scheitern der Zusammenarbeiten erfahren wird. Auf diese Weise könnte man ein ohnehin starkes Format mit noch mehr Ehrlichkeit und Transparenz abrunden.
Bleibt noch das Thema Moderation: Ermias „Amiaz“ Habtu ist seit Beginn dabei und übernimmt weiterhin die Rolle des Kumpels der Gründer, der vor den Pitches ein paar warme und immer begeisterte Worte spendet und danach mit viel Empathie tröstet oder feiert. Der Fieldreporter am Tor der Höhle also. Keine Frage: Sympathisch erledigt er diesen Job auch im dritten Jahr - jedoch auch eine Spur zu unverbindlich und zuckerlastig. Wie auch beim «Sommerhaus der Stars» muss die Frage erlaubt sein, ob ein Moderator für eine Show dieser Art überhaupt notwendig ist, wenn sich dessen Jobbeschreibung auf Stichwortgeben und Begleitschutz reduziert. Die Stars von «Die Höhle der Löwen» sind die Investoren, die mit ihrer Aura und Präsenz im Zentrum der Inszenierung stehen sowie die Gründer und ihre teils faszinierenden, teils abenteuerlichen Ideen. Für einen Moderator bleibt da nur die blasse Rolle am Rande des Geschehens - die Stimme aus dem Off würde vermutlich reichen.
Fazit
«Die Höhle der Löwen» ist auch im dritten Jahr qualitativ ein Selbstgänger. Genau wie es überall in Deutschland Gesangstalente in Hülle und Fülle gibt, finden sich offenbar auch überall spannende Start-ups, die mit ihrer Kreativität und Leidenschaft mitreißen. Die Investorenriege zeigt sich trotz der Veränderungen stimmig, auch wenn bisher von Maschmeyer und Dümmel noch nicht der Zauber ihrer drei etablierten Kollegen ausgeht - Luft nach oben und Grund zur Hoffnung ist jedoch üppig vorhanden. Wer die Show bisher mochte, ist sehr gut aufgehoben. VOX hat hier auch weiterhin einen unterhaltsamen wie lehrreichen modernen Klassiker am Start. «Die Höhle der Löwen» läuft ab sofort wieder jeden Dienstag ab 20.15 Uhr bei VOX.
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