"Die Kreativität ist auf der Strecke geblieben"
Hugo Egon Balder spricht mit Quotenmeter.de über den mangelnden Mut der deutschen TV-Branche, neue Ideen auszuprobierenHugo Egon Balder (gleiches gilt natürlich auch für Hella von Sinnen) ist wahrlich kein Unerfahrener im TV-Business. Mit nunmehr 66 Jahren kann er auf eine große TV-Karriere, zahlreiche Fans und Erfolge zurückschauen. Unvergessen dürften vielen die 80er- und 90er-Jahre-Produktionen «Tutti Frutti» und «Alles nichts oder?!» bei RTL bleiben. Aber auch im neuen Jahrtausend konnte sich Balder über mangelnde TV-Präsenz nicht beklagen, man denke nur an «Genial daneben» bei Sat.1. Erst vor einigen Jahren war es um Balder etwas ruhiger geworden, «Der Klügere kippt nach» bei Tele 5 stellte sein bis dato letztes Projekt dar.
Im Quotenmeter.de-Interview beklagte der Entertainer im vergangenen Jahr den Zustand des deutschen Fernsehens. „Alles, was ich von Sendern oder Produktionsfirmen angeboten bekomme, ist nur noch Schrott“, sagte er damals (siehe dazu Infobox oben). In der neuen RTL-Eventshow «Die Kirmeskönige» sah Balder wohl wieder mehr Potenzial. Und so war gerade er es, der nach längerer Zeit an diesem Samstag bei RTL zu sehen war. Zur besten Sendezeit. Vierstündig. Doch kann Balder noch moderne Samstagabendunterhaltung?
Das Konzept der «Kirmeskönige» ist schnell erklärt. Man gehe auf die Rheinkirmes in Düsseldorf, nehme zwölf Promis á la RTL (sprich Christopher Posch, Sarah Lombardi, usw.) und überlege sich für jene ein paar abgedrehte Spiele, die irgendwie mit dem Thema Rummelplatz in Verbindung stehen. Hinzu füge man Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen, die das ganze moderieren. Allzu innovativ ist das nicht, genau genommen gab es eine ähnliche Sendung mit den gleichen Moderatoren schon einmal bei Sat.1. Die lief 2008 unter dem Titel «Jetzt geht’s auf den Rummel» und holte für damalige Verhältnisse ein mäßiges Quotenresultat. Aber zurück ins Jahr 2016 und den «Kirmeskönigen».
Seitens der Promis kommt nicht viel
Wie fast jede private große Samstagabendshow litt auch «Die Kirmeskönige» vor allem unter einer Tatsache: der viel zu langen Sendezeit. Fast vier Stunden, also bis Mitternacht, hatten die Kölner für das Format angesetzt – definitiv zu viel für ein bisschen seichten Kirmesspaß, den die Zuschauer letztlich geboten bekamen. Über zehn Runden duellierten sich die zwölf Prominenten, die in vier Teams aufgeteilt waren. Einige Spiele, etwa das Rutschen-Spiel, wussten dabei recht gut zu unterhalten, andere zeichneten sich durch Langeweile aus (Spiel Nummer eins). Pluspunkt: Die Kulisse, sprich die Rheinkirmes und das RTL-Zelt auf eben jener, vermittelten tatsächlich ein wenig Rummelplatz-Atmosphäre im heimischen Wohnzimmer.
Die prominenten Kandidaten blieben unterm Strich zu blass. Ein Problem: Mit gleich vier Teams gab es relativ viele Mitspieler, sodass es schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich gewesen wäre, jeden entsprechend zu Wort kommen zu lassen. Selbst Larissa Marolt, die einst ganz Deutschland im Dschungelcamp zu unterhalten wusste, konnte trotz Mecker-Ansätzen nicht so richtig aus der Reserve gelockt werden. Als richtige Besetzung erwies sich dagegen Konny Reimann, der im Achterbahn-Spiel für einen der Höhepunkte der Show sorgte. Den Titel des Kirmeskönigs konnte sein Team am Ende nicht ergattern - Kirmeskönig der Herzen sollte er für viele Zuschauer aber sicherlich geworden sein.
Eine unspektakuläre Performance legte auch Nina Moghaddam ab. In ihrer Rolle als Außenreporterin interagierte sich mit den Kandidaten bei deren Außeneinsätzen, versäumte es aber, direkt nach den Spielrunden mehr aus den Kandidaten herauszuholen. Kommentator Kevin Gerwin machte einen soliden Job. Trotzdem: Von von Sinnen und Balder wurden die beiden zweifellos in den Schatten gestellt.
Balder und von Sinnen in «Die Kirmeskönige»: Weiter unterhaltsam – aber reicht das?
„
Diese Kirmes gibt es seit 115 Jahren hier an dieser Stelle. Ob Sie's glauben oder nicht: Ich war damals schon dabei bei der Eröffnung, hat sehr großen Spaß gemacht.
”
Hugo Egon Balder über die Rheinkirmes
Die große Frage ist nur, ob die Namen von Sinnen und Balder tatsächlich noch stark genug strahlen, um junge Menschen überhaupt erst vor die Fernseher zu ziehen. Um ihnen den entsprechenden Einschaltimplus zu geben - schließlich gelingt das nicht einmal mehr einem Altmeister wie Thomas Gottschalk (bestes Beispiel: «Mensch Gottschalk»). Hinzukommt, dass RTL-Zuschauer samstagabends vor allem die Bohlen-Castings gewohnt sind. Und ProSieben in dieser Woche mit Joko und Klaas im Gegenprogramm mit namhafter Konkurrenz aufwartete.
Wie dem auch sei: Der größte Feind von von Sinnen und Balder wird am Samstag ohnehin nicht televisionäres Gegenprogramm gewesen sein. Sondern das heiße Sommerwetter. Aber das ist vielleicht auch gar nicht schlimm. Denn so nett das einmalige Event auch war: Eine baldige Fortsetzung der «Kirmeskönige» braucht es eigentlich nicht.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
28.08.2016 01:52 Uhr 1
Was soll man denn mit einer solchen Überschrift anfangen?
Was bitte ist "Kann Balder moderne Samstagabend-Unterhaltung"?
In meinen Augen gibt es nur gute oder schlechte!
Allerdings habe ich bei diesem niveaulosen Kommerzsender schon seit Jahren keine gute Unterhaltungssendung entdeckt!
28.08.2016 13:29 Uhr 2
28.08.2016 15:00 Uhr 3
Das Fernsehen sei in den letzten Jahren immer schlechter geworden und deswegen hätte er keinen Bock mehr drauf!