Eine herzliche Verabschiedung war es im November, als Gerhard Zeiler den Kölner Standort des Senders «RTL» verlassen hat. Damals hieß es, dass er sich nun ausschließlich auf seine Aufgabe bei der RTL Group in Luxemburg kümmern werde. Zeitgleich verließ auch Informationsdirektor Hans Mahr den Sender. Nun lag es also an Marc Conrad, der bis November als freier Produzent unter anderem für RTL drehte, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.
Erste Veränderungen nahm Conrad im Januar vor. Er stellte das Abendprogramm des Senders um. Das Magazin «Extra» kam von nun an wieder Montags, «Monk» wurde mit Erfolg wieder auf Dienstag verlegt und «Verschollen» dümpelt seit dem auf dem Donnerstagabend. Auch die Neustarts von «Die 10…» und die neuen Staffeln von «Cobra 11» und «Abschnitt 40» liefen überaus erfolgreich. Dennoch muss irgendetwas nicht gepasst haben. Am Donnerstagmorgen verkündete «RTL», dass sich Zeiler und Conrad gemeinsam die Entscheidung getroffen haben, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen.
Gerhard Zeiler: "Marc Conrad ist ein herausragender Fernsehmacher und Kreativer. Ich danke ihm für die vielfältigen Anregungen in den vergangenen drei Monaten. Dass wir beschlossen haben, die Zusammenarbeit in der bestehenden Form nicht fortzuführen, bedeutet nicht, dass wir nicht auch künftig zusammenarbeiten werden." So wird Marc Conrad künftig wieder ausschließlich als freier Produzent tätig sein. Gerhard Zeiler wird die Geschäftsführung von RTL Television neben seiner Tätigkeit als CEO der RTL Group wieder persönlich übernehmen. „Ich habe ein starkes Management-Team sowohl bei der «RTL» Senderfamilie in Köln als auch bei der RTL Group in Luxemburg. Sie werden es mir ermöglichen, beiden Aufgaben zugleich in vollem Umfang gerecht zu werden,“ so Zeiler. Auch Conrad persönlich hat sich zum Abschied nochmals geäußert: „Die vergangenen Monate waren interessant und lehrreich. Ich freue mich, die Zusammenarbeit mit Gerhard Zeiler und RTL Television in anderer Form fortzusetzen."
Über Hintergründe dieser Personalentscheidung mag man spekulieren, eines zeigt sie aber deutlich: Beim Marktführer werden die Oberen nervös.
Die Überraschung des Tages ist aber eine Andere: Ihm zur Seite steht künftig Anke Schäferkordt, die die Position eines COO (Chief Operating Officer) übernehmen wird. Gleichzeitig wird sie stellvertretende Geschäftsführerin. Schäferkordt war bisher Geschäftsführerin des Senders «Vox» und dort überaus erfolgreich. An sie werden die Direktionen Finanzen, Technik, Information und Medienpolitik, das Generalsekretariat, die Vermarktungsorganisation IP sowie die Geschäftsführung von «Vox» berichten. Weiter wird sie für die Beteiligungen der RTL Group an den Sendern «n-tv» und «Super RTL» verantwortlich sein
UPDATE: Die Netzeitung hat erstmals nach der Entlassung Conrads ein Statement des ehemaligen RTL-Geschäftführers abgedruckt. Conrad sagte, dass ihn die Entscheidung nicht nur überrascht, sondern auch traurig gemacht hat. Wenige Stunden zuvor hatte er in einer Sitzung 25 neue Programme auf den Weg gebracht. Auch hätte Gerhard Zeiler, der jetzt wieder die Fäden zieht, ihm keinerlei Vorwarnung gegeben. Die beiden hätten sich in den 100 Tagen sowieso nur zweimal gesehen - und bei diesen Treffen ging es nicht um Programmentscheidungen. "Der Gerhard Zeiler hätte mich doch nur danach fragen brauchen, ich hätte ihm das alles zeigen können," sagt Conrad.