Filmfacts «Mike and Dave Need Wedding Dates»
- Regie: Jake Szymanski
- Produktion: Peter Chernin, Jonathan Levine, David Ready, Jenno Topping
- Drehbuch: Andrew J. Cohen, Brendan O'Brien
- Darsteller: Zac Efron, Anna Kendrick, Adam DeVine, Aubrey Plaza, Stephen Root, Sugar Lyn Beard, Alice Wetterlund
- Musik: Jeff Cardoni
- Kamera: Matthew Clark
- Schnitt: Lee Haxall, Jonathan Schwartz
- Laufzeit: 99 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Entsprechend ungewöhnlich ist es, wenn Efron in einer räudigen Komödie, die wie auf ihn zugeschnittenen scheint, mühelos von einigen seiner Ko-Stars überschattet wird. Was nicht daran liegt, dass Efron in «Mike and Dave Need Wedding Dates» plötzlich jegliches Engagement missen lassen würde. Keineswegs. Als abenteuerlustiger, partyversessener Losertyp Dave Stangle spielt Efron erneut mit ansteckender Begeisterungsfähigkeit seine Trümpfe aus: Vom sexy, pseudounschuldigen Strahlelächeln, mit dem er sich aus der Misere zu grinsen versucht, über zügigen Slapstick bis hin zur comichaft schockierten Miene, wenn etwas selbst seiner derben Rolle zu weit geht – Efron beherrscht diese Comedyschiene einfach.
Und mit Adam Devine als Mike Stangles ebenso vergnügungssüchtigen Bruder Mike hat Efron ein Gegenüber gefunden, das ihn vortrefflich ergänzt. Zwischen dem früheren Disney-Channel-Star und dem «Pitch Perfect»-Nebendarsteller stimmt die Chemie und vor allem im späteren Verlauf dieser zotigen Komödie blüht Devine auf – dann, wenn er seine Rolle als absurd-unverschämte Version Efrons anlegt, die das Modelaussehen gegen eine Prise Wahnsinn eingetauscht hat. Aber auch dieses Zusammenspiel mit Devine hilft Efron nicht. Er gerät dennoch in die zweite Reihe. Obwohl die real existierenden Brüder Mike und Dave, die über den berühmt-berüchtigten Online-Kleinanzeigendienst 'Craigslist' nach wohlerzogenen Dates gesucht haben, um die Hochzeit ihrer geliebten Schwester Jeanie (Sugar Lyn Beard) besuchen zu dürfen, allerhand Trubel verursachen. Denn sie werden von ihren für die Filmversion der außergewöhnlichen Datingstory erfundenen Partnerinnen zu harmlosen Lausbuben degradiert.
Deswegen ist «Mike and Dave Need Wedding Dates» viel mehr ein Anna-Kendrick-und-Aubrey-Plaza-Film als ein Zac-Efron-und-Adam-Devine-Film. Kendrick und Plaza nehmen das Rüpelkomödienklischee der großen Liebe, welche juvenile Männer zähmt, und rotzen darauf. Um danach die Asche ihres Joints darauf auszudrücken und es abschließend in mindestens einer Körperflüssigkeit ihrer Wahl zu ertränken. Feinsinniger Humor steht in Jake Szymanski erster großer Regiearbeit konsequenterweise nicht zu erwarten. Wobei der «Saturday Night Live»-Veteran auf mehr Abwechslung setzt, als etwa in der monotonen Fäkalkomödie «Dirty Grandpa». Ja, teils basieren die Pointen dieser sommerlichen Parade an eskalierenden Ungeschicken allein auf dem Schockfaktor: Wie viele unangebrachte Worte kann Plaza während einer Hochzeitsfeier in den Mund nehmen? Wie eklig können die Sexgespräche Adam Devines noch werden?
Darüber hinaus würzt Szymanski diese 33-Millionen-Dollar-Produktion mit einem Schuss Absurdität (etwa in Form einer gewollt lächerlichen Erotikmassage) sowie einer ebenso subversiven wie trocken vermittelten Klischeebrechung. Plaza und Kendrick spielen ihre Tunichtgute Tatiana und Alice mit noch größerem Genuss am Hedonismus, noch intensiverer Rotzigkeit als ihre männlichen Gegenparts – das allein ist schon atypisch für Hollywood-Komödien, und da sie niemand als unfeminin kritisiert, können sie noch losgelöster rumrüpeln. Derweil schnappt sich Komikerin Alice Wetterlund das Klischee des machohaften Kontrahenten und verwandelt es in eine pansexuelle, erfolgsorientierte junge Frau, die mit schmierigem Charme und attraktivem Selbstbewusstsein eine Zote nach der nächsten liefert. Wenn sie sich nicht gerade augenzwinkernd selbst beweihräuchert.
Dass Andrew J. Cohen und Brendan O'Brien fürs Drehbuch verantwortlich sind, also zwei der Autoren des gleichermaßen progressiven wie räudigen «Bad Neighbors 2», überrascht daher kaum – auch wenn «Mike and Dave Need Wedding Dates» auf gesellschaftssatirische Passagen verzichtet. Stattdessen bemüht sich das Autorenduo, seinem zentralen Chaosquartett etwas Herz und Seele mitzugeben. Die obligatorischen Momente der dramatischen Selbsterkenntnis geraten nach zwei Dritteln des Films zwar etwas schleppend, dafür hat das kesse Finale wieder umso mehr Flair. Zu einem Platzhirsch unter den frechen, dreckigen Komödien steigt «Mike and Dave Need Wedding Dates» trotzdem nicht auf. Dafür ist im Herzstück des Films der Schnitt gelegentlich unsauber, was manchen Pointen die volle Wirkung raubt – während andere Witze (wie Devines seltsame Heulattacke) zu sehr ausgereizt werden.
Als selbstironische, unerzogene Sommerunterhaltung gehört diese sehr freie Verfilmung einer wahren Begebenheit dennoch zu den launigeren Genrevertretern. Ja, auch wegen Efron. Vor allem aber wegen der arrogant-charismatischen Wetterlund. Wegen einer Plaza, die vor Freude strahlt, eine ungehobelte Manipulatorin zu spielen. Und wegen Anna Kendrick, die in ihrem ständigen Schwanken zwischen Partyluder und verletzlich-empathischer Versagerin vielleicht etwas beliebig skizziert rüberkommt – wohl aber jede noch so flache Pointe mit Esprit vergoldet.
Fazit: Eine spritzige Rüpelkomödie, die weiß, sich in den richtigen Momenten selber auf die Schippe zu nehmen: «Mike and Dave Need Wedding Dates» verliert zwar gelegentlich an Drive und ist handwerklich nicht ganz astrein. Doch die spaßigen Performances der zentralen Darsteller machen diese Zotenparade zu einem derben Spaß für angeheiterte Kinoabende.
«Mike and Dave Need Wedding Dates» ist ab dem 1. September 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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