Celebrities, Parodien und schlaue Computer - «Jeopardy» und sein kultureller Einschlag
Unlängst existiert eine Celebrity-Version, in denen Stars wie David Duchovny, Neil Patrick Harris, Profi-Basketballer Kareem Abdul-Jabbar oder CNN-Journalist Anderson Cooper ihr Allgemeinwissen unter Beweis stellen können und ihre Gewinne für einen guten Zweck spenden. Eine entsprechende Parodie der Sketch-Comedy «Saturday Night Live» durfte natürlich nicht fehlen. In dieser spielt Comedy-Star Will Ferrel den berühmten, aber genervten Showmaster Alex Trebek, der sich mit äußerst debilen Versionen von Stars wie Tom Hanks (gerne gespielt von Tom Hanks), Björk oder Burt Reynolds herumschlagen und sich von Sean Connery auf unflätigste Art und Weise beleidigen lassen muss. 2011 fand sogar ein epischer Quizshowkampf zwischen Mensch und Maschine statt: Die beiden Jeopardy-Champions Ken Jennings und Brad Rutter traten gegen den vom Computerhersteller IBM gebauten Supercomputer Watson an. Der nach dem besten Freund und Partner von Meisterdetektiv Sherlock Holmes benannte Computer gewann haushoch gegen seine menschlichen Gegner und sein Auftritt bescherte dem Quiz Traumquoten. Bei so vielen interessanten Richtungen und unterschiedlich ausgeprägten Erfolgen ist es kein Wunder, dass das Konzept seinen Weg nach Übersee fand.
In Deutschland war die Historie wesentlich kürzer, aber dennoch über mehrere Jahre durchaus erfolgreich: Von 1990 bis 1993 wurde die Sendung auf dem damals noch jungen RTL-Sender von Hans-Jürgen Bäumler moderiert. Aus rechtlichen Gründen hieß die Show noch «Riskant!», bis sich der Privatsender entschloss, sich die Rechte endgültig anzueignen. Frank Elstner übernahm das Moderationsruder und in einer deutschen Fernsehwelt, in der nur vier bis fünf Programme zur Verfügung standen, war «Jeopardy!» die perfekte Nachmittagsunterhaltung für Großeltern und Eltern, die den Nachmittag zu Hause verbrachten und sich gerne der Quizunterhaltung hingaben. Sicherlich war auch der ein oder andere junge Schüler dabei, der die Hausaufgaben entweder zu diesem Zeitpunkt schon fertig hatte oder lieber auf die Busfahrt am nächsten morgen verschob, sich der verbotenen Nachmittagsunterhaltung der Privaten hingab und lieber Antworten vorgegeben bekam, anstatt auf penetrante Fragen zu antworten. Frank Elstner moderierte das Quiz bis 1998, danach durfte Gerriet Danz seinen Kandidaten auf dem Privatsender tm3 bis zum Jahr 2000 Antworten stellen.
Ein strenges und enges Regelwerk sorgt für Kurzweil und Ratespaß
Aber vielleicht zunächst für die Nicht-Eingeweihten unter uns: Drei Kandidaten nehmen in jeder Sendung an dem Spiel teil. Jede Runde hat sechs Kategorien, jede von diesen beinhaltet fünf Antworten, die wiederum unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen. Je schwieriger die Antwort, auf welche die passende Frage gestellt werden muss, desto höher das Preisgeld, das der Kandidat dafür gewinnen kann. Nach zwei dieser Runden treten die drei Kandidaten ins Finale ein, wo nur noch eine Frage auf eine Antwort gefunden werden muss. Was für eine richtige Frage gewonnen werden kann, entscheiden die Kandidaten selbst, denn sie setzen eine von ihnen selbst festgelegte Summe vom bis dato gewonnenem Geld. Eine typische Jeopardy-Antwort wäre z.B.: „Der tiefste See der Erde.“ Die passende Frage hierzu ist: „Was ist der Baikalsee?“ Wer auch immer am Schluss das meiste Geld auf dem Konto hat, ist auch bei nächsten Sendung wieder dabei, um den Titel als «Jeopardy!»-Champion zu verteidigen. Ein kurzes, aber effektives Vergnügen, das zusammen mit den Werbepausen gerade einmal eine halbe Stunde vom freien Nachmittag einnimmt.
Auch die Neuauflage hat an dem Konzept und seinen Regeln nichts geändert. Das neue Studio wirkt allerdings moderner, kreisrund, im besten Sinne spartanisch und pragmatisch eingerichtet. Es gibt kaum Augenfänger, die vom Wesentlichem, nämlich dem Spiel, der Moderation oder den Kandidaten ablenken. So gesehen, ist es für das schnelle und glatte Format absolut angemessen. Ein paar Mankos bieten sich allerdings auch in einem altgedienten Konzept. Denn die größte Stärke ist auch gleichzeitig die größte Schwäche: Das kurze und vor allem kurzweilige Quizhäppchen und das kleine Talksegment bieten nicht sehr viel Raum für den Zuschauer, die Kandidaten kennenzulernen und dementsprechend mit ihnen mitzufiebern. Auch der Moderation wird wenig Zeit und Raum zur Verfügung gestellt. Joachim Llambi, der zuvor unter anderem bei der RTL-Tanzshow «Let’s Dance» als Jury-Mitglied auftrat und als Moderator der Spielshow «Jungen gegen Mädchen» bereits Erfahrungen bei RTL sammelte, ist dennoch mit seiner sympathischen und humorvollen Moderation ein frischer Gewinn für die Sendung, der auch die vermeintlichen Grenzen des Formats wieder auszugleichen weiß. Gute Laune und Spaß am Mitraten ist auf jeden Fall vorhanden. Ob die Show letztendlich unvergessliche, ikonische Quiz-Momente für Moderator, Kandidaten und letztendlich auch Zuschauer bieten wird, bleibt abzuwarten und wird tatsächlich erst die Zeit zeigen.
Jeopardy ist ein Oldie but Goodie, das vor allem durch seine Schnelligkeit zu einem schnellen und spannendem Mitraten einlädt. Sollte sich die Show und das Konzept wieder im deutschen Fernsehen etablieren, täte es aber auch gut, das Format zwischendurch ein wenig durcheinander zu wirbeln.
Die Sendung läuft ab Montag, 5. September, immer ab 18.40 Uhr in Doppelfolgen bei RTLplus. Im Anschluss ist «Familien Duell» zu sehen.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
05.09.2016 19:19 Uhr 1
2. Die Fragen sind dermaßen tranig und dadurch dass jede bis zum letzten Buchstaben ausgelesen wird und erst dann die Buzzer aktiviert werden, wirkt alles derartig langweilig, dass ich es nicht erstaunlich finden würde, wenn die Sendung bald schon wieder verschwindet.
Joachim Llambi macht seine Sache solide, bleibt aber blass. Ist also nicht das schlimmste an der Sendung.