Cast & Crew
Vor der Kamera:Anna Loos als Anna
Bernhard Piesk als Philipp
Mika Seidel als Max
Irene Rindje als Hilde
Maythavee Weiss-May als Lana
Hinter der Kamera:
Produktion: Venice Pictures
Drehbuch: Martin Schreier, Wiebke Jaspersen
Regie: Felix Herzogenrath
Kamera: Ralf Noack
Produzent: Sebastian Sawetzki
Schnell kommt der Film zur Sache: Piraten erobern die Insel und nehmen die Urlauber als Geiseln, um Lösegeld zu erpressen. Auch Annas Sohn wird gefangen genommen. Sie selbst kann ungesehen entkommen; das Schicksal der Menschen liegt nun in Annas Hand. Es ist die Prämisse dafür, was in den nächsten 75 Minuten des Films wartet: ein langgezogener Überlebenskampf der „Heldin“, die zwischen Flucht vor den Terroristen und Suche nach Hilfe changiert. Die resultierende Linearität des Plots ist offensichtlich: Fast wie in einem Videospiel hetzt Anna von einer Herausforderung zur nächsten. Mal geht es in die Inselhöhle, um unentdeckt zu bleiben. Mal wird sie mit einem einzelnen Kidnapper konfrontiert, den sie ausschalten muss. Dann klettert sie auf einen Wachturm, auf der verzweifelten Suche nach einem Funkgerät.
Anna Loos spielt ihre Rolle vereinnahmend und authentisch. Was ihr dabei hilft, ist die zumindest ordentliche Charakterisierung ihrer Figur: Immer wieder wird ein bisschen mehr von der ominösen Unterwasserszene verraten, immer mehr erfahren wir über ihr Trauma – mit dem sie auf ihrem Überlebenstrip permanent konfrontiert wird. Die anderen Figuren sind leider weniger tiefgründig gezeichnet, weder Annas Sohn noch andere Geiseln noch die Terroristen. Damit verpasst der Film gleich zwei Chancen: Erstens die, dass wir bei Annas Überlebensabenteuer wirklich mitgerissen werden, denn die Geiseln werden uns nicht nähergebracht. Dass Anna um das Leben ihres Kindes kämpft, muss da ausreichen.
Zweitens wird die Chance verpasst, den Piraten eine halbwegs menschliche Ader zu verleihen. Erst sehr spät charakterisiert man das mörderische Dilemma der Terroristen zumindest ein wenig: Sie brauchen das Lösegeld der reichen Urlauber, um selbst ihre Familien ernähren zu können. Hier liegt eine mutige Story versteckt. Stattdessen verkommt «Gefangen im Paradies» zum Popcorn-Thriller mit klaren Seiten, mit Gut und Böse, aber ohne Komplexität und Tiefgang.
Wer aber einen solchen Popcorn-Thriller erwartet, wird eben nicht enttäuscht, vor allem nicht in puncto Inszenierung. Die Kamerabilder entwerfen eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre, die zur richtigen Zeit Spannung, Entspannung oder Chaos zeichnen. Dabei helfen auch die klugen Montagen der Szenen: Immer wieder wechseln sich Terroristenbilder mit der Heldengeschichte um Anna ab. Die orchestrale Filmmusik unterstützt die Handlung hervorragend. Was bleibt, ist ein handwerklich gut inszenierter Thriller, der leider nicht mutig genug ist, um wirklich besonders zu sein. Spannung ist dennoch geboten.
Sat.1 zeigt «Gefangen im Paradies» am Dienstag, 6. September, um 20.15 Uhr.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
06.09.2016 11:38 Uhr 1
So ein Teil auch wie mit Annette Frier als LKW - Fracht - Fahrerin im Februar müßte es öfter geben!!