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3D im Kino: Totgesagte leben länger?

von   |  15 Kommentare

Im Heimkino ist der 3D-Hype vorbei. Doch wie schneidet 3D in den deutschen Kinos ab?

Im Frühjahr 2016 gab Samsung bekannt, vorerst keine 3D-Fernseher mehr herzustellen. Auch LG ordnet der Technologie nur noch eine untergeordnete Priorität zu – und wer über die IFA flaniert, wird feststellen, dass bei Fernsehern der 3D-Modus, ob mit oder ohne Brille, generell kaum noch angepriesen wird. Ist dies ein Anzeichen dafür, dass in Zeiten von HDR, UHD und Virtual Reality der 3D-Boom vollkommen vorbei ist? Oder gilt das, was fürs Heimkino gilt, doch nicht automatisch auch für die Kinobranche als solche?

3D in den deutschen Kinos: Die Entwicklung einer Branchensäule seit 2012


3D soziodemografisch

  • 2015 waren 54 Prozent der 3D-Besucher männlich (während Männer nur 44 Prozent der 2D-Besucher ausmachten)
  • Frauen über 60 Jahren sind 3D gegenüber stärker aufgeschlossen als Männer über 60 Jahren: 53 Prozent der 3D-Kinobesucher in diesem Alter sind weiblich
  • Der durchschnittliche 3D-Kinogänger ist 33,2 Jahre alt
  • Der durchschnittliche 2D-Kinogänger ist dagegen 37,9 Jahre alt
  • Am häufigsten gehen 10- bis 19-Jährige in 3D-Vorführungen
FFA-3D-Studie 2015
2012, als unter anderem der erste «Hobbit»-Film, «Marvel’s The Avengers», «Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger» und die Animationsfilme «Ice Age 4 – Voll verschoben» sowie «Madagascar 3 – Flucht durch Europa» in 3D starteten, belief sich der 3D-Marktanteil in den deutschen Kino bei 20 Prozent. Der aus 3D-Vorführungen generierte Umsatz belief sich auf rund 266 Millionen Euro, insgesamt wurden 27 Millionen 3D-Kinobesuche getätigt. 2013 ging der Trend für 3D durchweg nach oben: 28 Millionen verkaufte 3D-Tickets mündeten in einen Umsatz von 289 Millionen Euro. Der Marktanteil kletterte im Jahr solcher Filme wie «Der Hobbit – Smaugs Einöde», «Die Eiskönigin - Völlig unverfroren», «Gravity» und «Der große Gatsby» laut Angaben der FFA und GfK auf 22 Prozent.

2014 ging es für 3D indes wieder bergab. Trotz 3D-Blockbuster wie «Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere», «Transformers: Ära des Untergangs» und «Guardians of the Galaxy» wurden 3D-Vorführungen nur 24 Millionen Mal besucht. Der Marktanteil sank wieder auf 20 Prozent, der Umsatz auf 257 Millionen Euro. 2015 blieb der Marktanteil des 3D-Films zwar stabil, allerdings wurden wieder 28 Millionen 3D-Tickets gelöst. Der Umsatz stieg angetrieben von der Erfolgswelle solcher Produktionen wie «Star Wars – Das Erwachen der Macht», «Jurassic World» und «Der Marsianer - Rettet Mark Watney» indes sogar auf einen neuen Rekordwert: Allein durch Vorführungen in 3D wurden 304 Millionen Euro Umsatz gemacht.

Auch 2016 spricht vorerst nichts dafür, dass das Kinopublikum 3D über hat: Im ersten Halbjahr lag der Marktanteil bei 22 Prozent. 12,8 Millionen Kinogänger lösten bis Ende Juni Eintrittskarten für 3D-Aufführungen. Getragen wurde der 3D-Marktanteil vor allem durch den Disney-Konzern, der mit «Zoomania», «The Jungle Book» sowie «The First Avenger – Civil War» sogleich die drei erfolgreichsten 3D-Filme des ersten Halbjahres 2016 lieferte.

Der durchschnittliche 3D-Kinobesucher


Die bestbewerteten 3D-Filmtitel

2015:
–«Avengers: Age of Ultron» (Durchschnittsnote 1,39)
–«Baymax – Riesiges Robowabohu» (1,41)
–«Star Wars – Das Erwachen der Macht» (1,44)

2014:
–«Maleficient – Die dunkle Fee» (1,43)
–«Guardians of the Galaxy» (1,43)
–«Der Hobbit: Smaugs Einöde» (1,44)
FFA-3D-Studie 2014/15
Dass sich 3D am deutschen Kinomarkt stabiler hält, als es womöglich den Eindruck macht, könnte daran liegen, dass 3D vor allem Eventbesucher anlockt – also jene, die sich aufgrund geringeren Interesses konsequenterweise nicht so intensiv am digitalen Diskurs über jüngste Kinoveröffentlichungen beteiligen. 2015 gingen 3D gegenüber aufgeschlossene Kinobesucher im Durchschnitt nur zwei Mal ins Lichtspielhaus. Der deutsche Beispiel-Kinogänger erwarb laut GfK derweil 4,5 Eintrittskarten.

Und nur 13 Prozent derjenigen, die sich mindestens einen 3D-Film angeschaut haben, sind bloß deshalb überhaupt ins Kino gegangen, um den Film ihrer Wahl in 3D zu erleben. Jedoch sind laut FFA 3D-Kinogänger im Schnitt zufriedener mit ihrem Besuch: 2015 vergaben 49 Prozent der 3D-Freunde dem besuchten Film die Note 1, 2D-Filme wurden dagegen nur zu 43 Prozent mit der Bestnote bedacht.

Als großer Umsatztreiber und als Lockmittel für Gelegenheitsbesucher wird 3D also wahrscheinlich nicht so schnell aus den Kinos verschwinden – erst recht, da sich der Marktanteil an 3D-Besuchen seit Jahren bei mindestens 20 Prozent hält. Heimkino-Trends und Kino-Trends müssen sich halt nicht immer gleichen.

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Es gibt 15 Kommentare zum Artikel
kauai
08.09.2016 08:33 Uhr 1
Ich gehöre dann wohl nicht zum durchschnittlichen deutschen Kinogänger, aber das wundert mich auch nicht. Ich war im letzten Jahr 6 Mal im Kino und davon waren 5 Filme in 3D (einer wurde imo nur in 2D angeboten). Wegen eines 2D-Films würde ich nur noch selten ins Kino gehen denn den kann ich genau so gut bzw. besser zu Hause im Heim-Kino genießen.
AliAs
08.09.2016 09:55 Uhr 2
Wurde bei diesen Berechnungen auch bedacht, dass man bei manchen Blockbustern gar keine andere Wahl hat, als den 3D Film zu nehmen, obwohl man ihn auch sehr gerne in 2D ansehen würde?!
Kunstbanause
08.09.2016 10:04 Uhr 3
Ich krieg von dem Scheiß Kopfschmerzen.
Nr27
08.09.2016 10:56 Uhr 4
AliAs hat den Nagel auf den Kopf getroffen, der von solchen Statistiken schlicht und ergreifend immer komplett ignoriert wird, weshalb die Aussagen einfach verfälscht sind. Man hat eben in viel zu vielen Fällen gar nicht erst die Wahl, einen Film in 2D anschauen zu können. In meinem Freundeskreis bin ich tatsächlich sogar der einzige, der wenigstens manchmal einen Film bewußt in 3D sehen will (z.B. "Life of Pi", "Jungle Book" oder "Star Wars"), alle anderen machen das nur, weil es eben nicht anders geht - oder sie boykottieren 3D-Filme grundsätzlich. Nun will ich natürlich nicht behaupten, daß mein Freundeskreis repräsentativ wäre (Gott sei Dank, wenn ich mir so die deutschen Wahlergebnisse in den letzten Monaten anschaue ...), aber Fakt ist, daß der 3D-Anteil in deutschen/europäischen Kinos erheblich geringer wäre, wenn es - wie es in US-Kinos Standard ist! - die Auswahl zwischen 2D und 3D gäbe. Die wäre übrigens auch in kleineren Kinos hinzubekommen, indem man beispielsweise in einem Saal abwechselnd 2D- und 3D-Vorstellungen anböte; und in Multiplex-Kinos sollte es erst Recht kein Problem sein ...
Anonymous
08.09.2016 11:42 Uhr 5
Erstens gibt es doch bei nahezu allen Filmen die Wahl zwischen 2D und 3D, auch wenn manche Kinoketten zugegebenermaßen die 2D-Vorführungen in ungünstige Slots packen. Trotzdem: Wer 2D will, kann 2D haben, er muss sich nur was intensiver mit dem Kinoprogramm beschäftigen. Ja, ist doof, wenn man 2D sehen will und dafür "arbeiten" muss, aber so geht es ja auch all jenen, die nicht in Berlin/Hamburg/München leben und obskure Indies weder zu Bürozeiten noch mitten in der Nacht sehen wollen.



Und zweitens können doch Leute, die 3D komplett vermeiden wollen, zur Not ja noch immer mit ihrem Geld abstimmen und einen nur in 3D gezeigten Film dann einfach gar nicht gucken (oder eben, sobald er doch noch in 2D gezeigt wird).



Für die Kinobranche kommt am Schluss ja an: Jo, circa 20 Prozent 3D-Marktanteil. Kann man also weiter an 3D festhalten. Insofern haben solche Statistiken wie die von mir im Artikel angerissenen ja sehr wohl Gewicht (selbst wenn sie nicht das aussagen, was 3D-Gegner gern hätten). Die Kinos werden 3D erst aufgeben, wenn der 3D-Marktanteil rapide einbricht. Die Frage für die Kinos ist: "Macht 3D weiter Umsatz?" und nicht "Wie toll findet der Kunde das?"



Ähnlich läuft es ja mit Franchises wie "Transformers": Kritiker verreißen sie, in Foren liest man ebenfalls immer wieder "Ja, wieso wird der Schrott noch gemacht?", aber so lange Leute Karten lösen, wird die Filmreihe weiterbestehen. ;)
Kunstbanause
08.09.2016 11:58 Uhr 6


Das mag für große Städte gelten, aber sobald es sich um kleinere Städte handelt, ist es oft so, dass eine Menge Filme ausschließlich in 3D laufen.
logan99
08.09.2016 13:27 Uhr 7

Die beiden Punkte ändern doch aber nichts daran, dass die Statistik ziemlich verfälscht ist und keineswegs das wahre Interesse der Zuschauer wiedergibt. Das zeigt dann einfach nur, dass viele 3D notgedrungen in Kauf nehmen, weil es oft keine Alternative gibt. Was nützt es denn wenn das Kino eine 2D Vorstellung am Nachmittag anbietet, wenn man gerade mit Freunden Abends den Kinoabend plant? Dann geht man eben in 3D weil zu der Zeit nichts anders läuft. Und den Film einfach boykottieren oder warten bis die Bluray erscheint ist doch auf meist keine Alternative, wenn man den Film gern zeitnah sehen möchte, was bei vielen die ins Kino gehen der Fall ist. Auch hier tut man sich dann eben das Übel an und nimmt das 3D mit.



So einen Vergleich kann man nun sinnvoll anstellen, wenn die Voraussetzungen für die Datenerhebung identisch sind - das ist hier aber nicht wirklich gegeben. Man könnte höchstens punktuell in Kinos solch eine Statistik erheben, die wirklich parallel 2D und 3D Vorstellungen anbietet.
LittleQ
08.09.2016 13:45 Uhr 8


So siehts aus.
Nr27
08.09.2016 13:57 Uhr 9
Sid, ich wohne bei Nürnberg und das CineCitta' ist seit vielen Jahren eines der erfolgreichsten und besucherreichsten Kinos in Deutschland - und trotzdem bieten die bei 3D-Filmen in geschätzt 90% aller Fälle (und das ist definitiv keine Übertreibung, eher noch eine Untertreibung!) keine 2D-Alternativen an, auch nicht am Vormittag oder spätabends. So etwas ist also keineswegs nur in der Provinz der Fall. Natürlich hast du insoweit Recht, als sie das nicht machen würden, wenn es sich für sie nicht rechnen würde (oder sie zumindest davon ausgehen, daß es sich rechnet). Dennoch ist es ein von den gängigen Statistiken ignorierter Fakt, daß viele Zuschauer, wenn sie die Wahl hätten, sich für die 2D-Option entscheiden würden. In den USA, wo es diese Wahl fast standardmäßig gibt, sieht man das ja wunderbar. Ich negiere ja nicht, daß es auch ausgesprochene 3D-Fans gibt (gerade in Osteuropa und Asien sind die immer noch zahlreich vertreten, weshalb ja manche Filme sogar nur in bestimmten Ländern in einer - meist schlechten - 3D-Version angeboten werden, z.B. "Jason Bourne"), aber deren Anteil ist geringer als es die reinen Zahlen wohl vermuten lassen würden ...



Daß außerhalb der USA viele Kinobesucher zähneknirschend auch in die teureren 3D-Vorstellungen gehen, liegt schlicht daran, daß gerade die großen Blockbuster, über die jeder redet, ja fast nur noch 3D-Filme sind. Welcher jahrzehntelange "Star Wars"-Fan hätte schon auf "Episode VII" verzichtet, nur weil in seinem Stammkino keine 2D-Version angeboten wird? Und man kann das ja auch gut beobachten: Die Zuschauer sind schon wählerischer geworden und strafen viele 3D-Filme, denen dieser "Must See"-Faktor abgeht, heftig ab (aktuell ist "Ben Hur" ein gutes Beispiel).
Anonymous
08.09.2016 14:06 Uhr 10


Erstens kommt es auf die Kleinstadt an. In meinem Ort hat man auch immer die Wahl, und der ist klein genug, um seitens der Verleiher als Kleinstadt betrachtet zu werden. Daher wurde damals beim "Avengers: Age of Ultron"-Boykott mitgemacht. Man entsinnt sich vielleicht. Aber "mein" Kino ist zugegebenermaßen auch sehr gut geführt, daher vielleicht auch dieses sehr kulante Mitdenken.



Zweitens jedoch: Ja. Und in Kleinstädten läuft auch eine viel geringere Auswahl an Filmen. Wer mit der Auswahl vor Ort nicht zufrieden ist, muss halt in Kauf nehmen, in die nächste Großstadt zu fahren, um das sehen zu können, was man sehen will.



Wie schon gesagt: Ja, es ist doof, wenn die Planung des Kinobesuchs zur Hausaufgabe wird und man raussuchen muss, was wann wo läuft. Ich habe da durchaus Empathie für euch übrig. Wenngleich es aus genanntem Grund bei mir mehr um die Filmauswahl geht als um die 2D/3D-Sache.



Trotzdem hat der Konsument es ein Stück weit selber in der Hand. Wer einen obskuren Film sehen will, der in seinem Heimatort nicht läuft, muss ihn halt verpassen oder in ein Kino fahren, wo er läuft. Selbiges gilt für diejenigen, die "Rogue One 2D" statt "Rogue One 3D" sehen will.



Wenn man 3D mies findet und trotzdem in 3D-Vorführungen geht, statt einer 2D-Vorführung hinterherzufahren, muss sich nicht wundern, wenn Kinos 3D nicht abschaffen. Nur wer dafür sorgt, dass 2D-Vorstellungen von 3D-Filmen gut besucht sind, sorgt dafür, dass die Kinos diese als Wirtschaftsträger ansehen und sie verstärkt anbieten. So einfach ist das.



Daher, @logan99, ist die Statistik eben nicht verfälscht. Es ist eine Übersicht darüber, wie sehr 3D genutzt wird, wie viel es einbringt, und weshalb es im Kino daher noch einen Stand hat. Es ist keine Statistik darüber, wie beliebt 3D ist, dann wären die ganzen "Aber"s hier natürlich rundum berechtigt. Ja, die Kinobranche pusht 3D und wenn man 3D nicht mag, hat man es schwer. Dennoch ist das oben im Artikel erwähnte der "ist"-Zustand. Coca-Cola kann man mies finden, dennoch ist es ein immens erfolgreicher Konzern. Und ja, das liegt zu großen Teilen an der Marktposition - wer zB auswärts eine Cola trinken will, bekommt meistens nur Coca-Cola angeboten. Aber wenn man Coca-Cola mies findet und sie dennoch kauft, sendet man dem Wirt halt die falschen Signale.



Bitte nicht böse sein. Ich bin nur Überbringer der Botschaft. Nicht ihr Verursacher. ;) 3D läuft weiterhin gut. Einige hier klagen das an. Gutes Recht, niemand ist verpflichtet, 3D zu mögen. Ich sage nur, was man gegen die 3D-Position unternehmen könnte, statt die Umsatzzahlen zu kritisieren.
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