Cast und Crew «Verdammt verliebt auf Malle»
- Regie: Ulli Baumann
- Darsteller: Valerie Niehaus, Stephan Luca, Uwe Ochsenknecht, Nicole Mercedes Müller
- Drehbuch: Christoph Busche
- Kamera: Ales Belak
- Schnitt: Manuela Kempf
- Musik: Christian Hamm
Filme, die vielleicht irgendwann einmal darauf ausgerichtet waren, den Wahnsinn der Partymeile satirisch zu beleuchten, verkommen meist eher zu einer bloßen Bestätigung und Zelebration dieser nervtötenderen Aspekte. Es gibt Proll-Parties, Schlagersänger, die offensichtlich aus irgendeinem Grund hier ihren Erfolg finden und/oder es gibt Kitsch. Aber wer sich einen Film mit dem Titel «Verdammt verliebt auf Malle» ansieht, und dies nicht ironisch tut (irgend etwas ironisch zu schauen, ist sowieso doof) oder um Geld zu verdienen, weiß wahrscheinlich genau, auf was sie/er sich einlässt. Was man zumindest aber direkt zu Beginn sagen kann, auch wenn «Verdammt verliebt auf Malle» den populären Party-Ort zum Setting hat, ist immerhin kein Proll-Deluxe-Festival daraus geworden. Das Leitthema ist hier die Romantik und Komödie, oder zumindest das, was Autor Christoph Busche und Regisseur Ulli Baumann dafür halten.
Die strenge und korrekte Antonia (Valerie Nienhaus), die ebenfalls ein strenges und korrektes Leben führt, ist die Lehrerin einer Vorzeigeklasse. Sie ist sich allerdings nicht zu schade, um eine langjährige Affäre mit ihrem Schuldirektor (Uwe Ochsenknecht) zu unterhalten. Für die Abschlussfahrt soll es nach Mallorca gehen, allerdings fällt ihr Begleiter aus. Trotzdem nimmt sie das Heft selbst in die Hand. Die Probleme wollen hier jedoch leider nicht abreißen, denn die gebuchte Unterkunft entpuppt sich als Absteige. Zum Glück - oder auch nicht - arbeitet der Vater ihrer Schülerin Stella (Nicole Mercedes Müller) in der Freiluftdisco „Megapark“. Er ist aber kein simpler und schnöder Service-Mitarbeiter. Nein, Nein! Der liebe Papi Gregor (Stephan Luca) ist dufter und waschechter Schlagersänger. Sicher weiß jeder interessierte Zuschauer bereits, wo die Beziehung zwischen lockerem Schlagersänger und spießiger Schulbeamtin hinführen wird. Die Gegensätze dienen nur als typische Reibungspunkte, um für harmlosen Konfliktstoff zu sorgen. Immerhin versucht man, dem angestaubten Plot eine oder vielmehr ein halbe Dimension mehr zu geben, indem Autor Christopher Busche noch eine angespannte Vater-Tochter Beziehung hinzufügt, die gekittet werden möchte. Allerdings nichts, was knapp eineinhalb Stunden vorhersehbare physikalische Gesetzmäßigkeiten einer deutschen Komödie nicht wieder hinbiegen könnten.
«Verdammt verliebt auf Malle» wirkt wie Fernsehen aus einem anderem Zeitalter mit typischen altbackenen Humor, der letztendlich darauf aus ist, ja niemanden weh zu tun oder gar herauszufordern. Anstatt Klischees zu unterwandern, wird lieber nur so getan. Sicher, wir befinden uns im Zeitalter von Retro-Fernsehen: Quizshows werden neu aufgelegt, und sogar im amerikanischen Fernsehen und in der hochqualitativen Serienwelt versetzt man Charaktere in die 80er oder 70er zurück. Aber muss wirklich die Schlagerkomödie wieder auferstehen? Daneben werden natürlich allerlei andere konservative sowie rückläufige Tendenzen eröffnet und Klischees aufgefahren: Die leicht verhuschte bis spießige Lehrerin wünscht sich natürlich nichts sehnlicher, als die große Liebe zu finden und definiert sich entsprechend fast ausschließlich dadurch. Außerdem, wie sollte es auch anders sein im Klischeeuniversum deutscher Komödien, ist sie ein großer Fan des Films «Dirty Dancing».
Der Rektor/Chef-Archetyp, der diese Tendenzen gnadenlos ausnutzt, aber auch keine Anstalten macht, sich von seiner Frau zu trennen, darf natürlich nicht fehlen. Die ebenfalls verspießten Schüler müssen aus ihrem Abitur-Trott heraus finden und mal wieder richtig auf den Putz hauen. «Verdammt Verliebt auf Malle» hakt alle Kästchen ab, die der Zuschauer aus jeder gestrigen Komödie kennt und macht keinerlei Anstalten, auch nur einen dieser Plots und Subplots wirklich auf den Kopf zu stellen. Löblich, dass Schauspieler Stephan Luca noch so viel Enthusiasmus mitbringt, seine Songs alle selbst zu singen. Schauspielerisch oder gar komödiantisch wird den jungen und alteingesessenen Darstellern nicht wirklich viel abverlangt. Von den Gastauftritten von Jürgen Drews und Mickie Krause versprach man sich wohl so etwas wie Selbstironie oder ein richtiges Mallorca-Feeling. Diese fallen allerdings so zahnlos und beliebig aus, dass sie eher der Self-Promotion dienen. Und warum nicht? Wer kann es ihnen verübeln? Es sollten wenigstens einer oder zwei der Mitwirkenden als Gewinner diese spezielle Arena wieder verlassen.
Spannend bleibt letztendlich nur, wie hoch oder niedrig die Quoten für dieses Possenspiel ausfallen werden. Man muss schon viel für Mallorca selbst oder holzschnittartige Figuren übrig haben oder noch nie im Leben eine Liebeskomödie gesehen haben, um hier nicht den Umschaltknopf zu betätigen. Und auch wenn wir hier keine stumpfe Ballermann/Schlager-Klamotte bekommen, ist es dennoch die Art von Faux-Liebesgeschichte, die immerzu plastizide Gefühle anderer Liebeskomödien reproduziert, und dementsprechend keinerlei Überraschungen bietet oder Ehrlichkeit besitzt. In einem Film mit austauschbaren „Verliebt in… /Verliebt auf… (Stadt, Land, Fluss bitte einsetzen). mag sich zwar das Setting ändern, aber die ausgelutschten Gefühle und Figuren bleiben immerzu die Gleichen. Man mag das zeitlos nennen. Vielleicht ist das für den ein oder anderen Zuschauer sogar beruhigend, wenn zumindest an dieser Stelle das Rad der Zeit stehen bleibt und erzählerische Fortschritte weitestgehend ignoriert werden. Diese Gruppe wird hier definitiv fündig.
Sat.1 zeigt «Verdammt verliebt auf Malle» am Dienstag, den 13. September um 20.15 Uhr.
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