Sonntagsfragen

Ihre Predigten wurden erhört: Warum Vorabend-Quizsendungen jetzt wieder funktionieren

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Im Interview mit Quotenmeter.de spricht die zur Zeit viel beschäftigte Ute Biernat, Chefin von UFA Show & Factual, über «Wer weiß denn sowas?» und das neue «Familien Duell». Insgesamt bringt ihre Firma im September zehn Formate auf den Schirm.

Der 'Super September'

10 Formate starten im September von UFA Show & Factual produziert...

Drei davon gleich am 5. September: Das inzwischen schon wieder abgesetzte «Riskly Quiz» (ProSieben), «Schrankalarm» in der VOX-Daytime und «Familien Duell» am neuen Vorabend von RTLplus.

Am 7. September ging die österreischische Variante von «Bauer sucht Frau» bei ATV in die 14. Staffel.

Am 10. September startete die neue Runde von «Das Supertalent» bei RTL mit wahrlich herausragenden Quoten.

Seit 15. September läuft das neue «Match Factor» bei ProSieben.

Am 24. September zeigt das SRF die Dokumentation «Die grössten Schweizer Talente - Mein Leben danach»

Außerdem von UFA Show & Factual zu sehen: «Wer weiß denn sowas?» am Vorabend des Ersten, «Zuhause im Glück» in der Dienstags-Prime von RTL II und immer montags «Sag die Wahrheit» im SWR Fernsehen.
Frau Biernat, Ihre UFA Show & Factual hat allein im September zehn Formate on Air. Da kommt man als Chefin aus dem Daumendrücken kaum mehr raus…
Für uns als Firma ist das natürlich super, weil es zeigt, dass unsere Ideen gefragt sind. Die Sender probieren wieder Neues aus und investieren in Unterhaltung. Dass es sich im September jetzt mit zehn Formaten so ballt, ist aber auch ein wenig Zufall. Die Sommerpause ist vorüber, Olympia auch, sodass jetzt wieder Zeit für unsere Shows ist.

Fangen wir unsere Rundreise durch Ihr Portfolio doch dann mit einem Format an, das jetzt ein halbes Jahr im Ersten lief und Ende September dann zu Ende geht. «Wer weiß denn sowas?» dürfte sie mit Quoten von teils 19 Prozent am Vorabend selbst umgehauen haben?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das vorher gewusst habe. Aber natürlich habe ich gehofft, dass wir mit unserer Mischung aus Wissen und Humor den Nerv der Leute treffen. Wir haben versucht, am Vorabend eine neue Farbe ins Spiel zu bringen, weil wir wussten, dass wir im Quizbereich das Rad nicht ganz neu erfinden können. Ein Quiz ist nun einmal ein Quiz. Unser Ziel war es, eine Show zu machen, in der die Leute gut ein- und wieder aussteigen können. Gerade am Vorabend wollen die Zuschauer möglichst flexibel sein und wir bieten ihnen mit dem Format leichte Kost, genau passend für ihren Start in den Feierabend.

Im Übrigen auch ein genereller Trend: Auch «Die Höhle der Löwen» ist ein Format, das man nicht von Anfang bis Ende schauen muss…
Trend ist vielleicht zu viel gesagt, aber natürlich hat es Unterhaltung leichter, wenn der Zuschauer auch später einschalten und immer noch schnell einsteigen kann. Bei «Wer weiß denn sowas?» kommt noch ein anderer Aspekt hinzu, der zum Erfolg des Formats beiträgt: Viele Leute kommen auch über die Clips zu uns. Die Filme, die die Lösungen erklären, werden regelmäßig bei Facebook hochgeladen – sie sind auch extra so konzipiert, dass sie als Webclips funktionieren. Wir hatten zum Beispiel im Sommer einen Clip bei Facebook mit über 4,5 Millionen Aufrufen, der über 44.000 Mal geteilt wurde.

Eine weitere Staffel dürfte deshalb nur noch Formsache sein?
Wir sind in sehr guten Gesprächen mit der ARD und würden uns natürlich sehr freuen, wenn es weitergeht.

14 neue Folgen zeigt RTL von «Das Supertalent» in diesem Herbst, einer Show, die regelmäßig noch mehr als 20 Prozent am Samstagabend holt. Das hat auch die Konkurrenz gemerkt und sich an ähnlichen Formaten versucht. Beruht die Tatsache, dass das nicht so gut geklappt hat, darauf, dass Ihre Juroren Bruce Darnell und Dieter Bohlen ein unglaublicher USP für die Sendung sind?
Natürlich sind Bruce Darnell und Dieter Bohlen ganz entscheidend für diese Sendung. Sie sind ein eingespieltes Team und haben sichtlich Spaß an der Sendung. Allerdings arbeiten wir Staffel für Staffel auch daran, das Format frisch zu halten. So hatten wir schon mal vier Juroren statt drei und haben auch immer wieder neue Juroren, die ihre eigene Farbe und Sichtweise in die Sendung einbringen. Ich freue mich, dass in dieser Staffel Victoria Swarovski mit in der Jury sitzt, denn sie macht ihre Sache wirklich gut und weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, von einer Jury beurteilt werden.

Aber ist der Markt an Talenten nicht langsam leergefegt?
Das habe ich auch mal gedacht und wurde eines Besseren belehrt. Also: Nein, der Markt ist nicht leergefegt. Es ist eine Frage der Recherche, tolle, neue Talente zu finden. Es wachsen ja quasi auch jedes Jahr neue Leute nach. Es gibt Talente, die früher einfach nicht die Zeit hatten, sich bei uns zu bewerben oder sich nicht getraut haben. Hier hilft uns auch das Handy-Zeitalter – heute filmt sich jeder schon mal mit seinem iPhone selbst. Das senkt die Hemmschwelle.

Für ProSieben machen Sie nun eine kleine Staffel einer ungewöhnlichen Dating-Show namens «Match Factor», die die Frage beantwortet, ob die ‚perfect Matches‘ wirklich so perfekt sind…
Datingportale oder Apps wie Tinder sind momentan sehr beliebt. Mit «Match Factor» greifen wir das auf und testen, ob das Bauchgefühl zu dem gleichen Ergebnis kommt wie der wissenschaftliche Test. Ganz grundsätzlich aber ist Dating ja keine neue Farbe im Fernsehen - «Herzblatt» gab’s vor über 20 Jahren schon.

Dennoch: Würden Sie mir recht geben, wenn ich sage, dass «Match Factor» aus Sicht der Quoten nicht zwingend ein «Perfect Match» werden muss, weil es auf dem Sendeplatz keine gelernte Programmfarbe ist?
Das kann man doch generell nicht im Vorhinein sagen. Wenn wir immer ganz genau wissen würden, was perfekt funktioniert, dann würden wir nur Erfolge feiern und nicht ab zu auch mal auch danebengreifen. Wichtig ist für uns als Produzenten, dass wir aus unseren Fehlern lernen. Wir müssen aufpassen, dass wir funktionierende Zutaten nicht zu wild mischen. Am Ende sind wir natürlich bei jedem Projekt mit viel Energie dabei und wollen immer das Beste für unsere Formate.

Entsprechend weh getan haben dürfte dann der Quotenflop von «Risky Quiz» und die rasche Absetzung.
Total. Man bangt natürlich mit und steckt über Monate viel Herzblut in eine solche Show.

Ich „predige“ ja schon lange, dass wir Gameshows wieder eine Chance geben sollten. Es zeigt sich einfach, dass es Zuschauer gibt, die Gameshows auch heute noch gerne sehen, auch wenn viele glauben, dass man in Neuauflagen immer schnelle Perspektivwechsel einbauen muss. Es zeigt sich: Das gilt eben nicht immer. Das «Familien Duell» hat sich vom ersten Tag bis zum dritten schon um 20 Prozent gesteigert.
Ute Biernat, Chefin von UFA Show & Factual
Besser lief es für Sie am gleichen Tag ein paar Stunden früher. Da startete RTLplus nämlich die Neuauflage des «Familien Duells» mit Zuschauerzahlen, die wohl höher waren als man es hatte erwarten können. Die Klassiker sind also kein bisschen alt?
Ich „predige“ ja schon lange, dass wir Gameshows wieder eine Chance geben sollten. Es zeigt sich einfach, dass es Zuschauer gibt, die Gameshows auch heute noch gerne sehen, auch wenn viele glauben, dass man in Neuauflagen immer schnelle Perspektivwechsel einbauen muss. Es zeigt sich: Das gilt eben nicht immer. Das «Familien Duell» hat sich vom ersten Tag bis zum dritten schon um 20 Prozent gesteigert. Mich freut der Erfolg ungemein, weil er zeigt, dass TV-Formate eben doch nicht so vergänglich sind. Ich bin optimistisch, dass sich «Familien Duell» und später auch «Ruck Zuck» durchaus ein paar Jahre halten können. Vielleicht nicht nochmal 30 Jahre wie in den USA, aber wer weiß?!

Man muss diese Formate halt immer etwas modernisieren. Ein neues Set, ein neuer Moderator…
Natürlich haben Werner Schulze-Erdel und Jochen Bendel diese Formate geprägt und sie haben immer hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben uns aber für eine Neuauflage mit Inka Bause und Oliver Geissen entschieden. Sie sind die Verbindung zum Sender RTL und machen ihre Sache richtig gut.

Spannend ist auch die Produktionsweise: Alle vier Gameshows sind nacheinander im gleichen kleinen TV-Studio entstanden.
Das ist für uns ein neues Modell und eine tolle Erfahrung. Es waren quasi drei Player, die für die Gameshows an einem Strang gezogen haben: RTLplus, wir und unsere Kollegen von der Sony. Wir haben gemeinsam eine sehr praktische Lösung gefunden, bei der alle vier Formate im gleichen Studio entstehen.

Blicken wir kurz noch auf das kommende «Ruck Zuck», in dem Oliver Geissen den Quizonkel gibt. Hat er gut gemacht?
Hervorragend. Ich glaube, dass ihm diese 60 Folgen auch sehr viel Spaß gemacht haben. Was da deutlich wurde: Er hat eine extrem hohe Reaktionsgeschwindigkeit und kann Dinge sehr gut zusammenfassen und auf den Punkt bringen. Das kann nicht jeder. Ich muss ihm, wie auch Inka Bause für ihre Leistung beim «Familien Duell», großen Respekt zollen.

Vielen Dank und alles Gute.

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