Cast & Crew
Vor der Kamera:Felicitas Woll als Sonja Gruber
Gabriel Raab als Adrian Krailing
Thomas Unger als Thomas Gruber
Paulina Hobratschk als Anna Gruber
Gisela Schneeberger als Katharina Gruber
Nina Kronjäger als Birgit Thalbach
Ferdinand Dörfler als Ludwig Thalbach
Hinter der Kamera:
Produktion: JoJo Film- und Fernsehproduktions GmbH
Drehbuch: Jürgen Werner
Regie: Thomas Nennstiel
Kamera: Reiner Lauter
Produzent: Dr. Eberhard Jost
Auf dem einsamen Nachhauseweg durch den dunklen Wald lauert Krailing Sonja dann auf und vergewaltigt sie. Und als Sonja blutüberströmt und traumatisiert bei ihrer Schwester Birgit (Nina Kronjäger) vor der Tür steht, rät die ihr dazu, niemandem von dem Verbrechen zu erzählen, erst recht nicht der Polizei, mit einer Litanei an völlig diffusen Begründungen. Dass Sonja, die in anderen Belangen eher intelligent und weitsichtig ist, auf sie hört, ist das erste Logikproblem dieses Films.
Fünfzehn Jahre später scheint Ruhe eingekehrt zu sein: Sonja ist inzwischen glücklich mit Thomas verheiratet; die beiden haben eine vierzehnjährige Tochter. Sonja und Birgit haben ihr Geheimnis derweil die ganze Zeit für sich behalten.
Doch als die Molkerei der Grubers in finanzielle Schieflage gerät und die Bank keine neuen Kredite zur Verfügung stellt, taucht Adrian Krailing wieder auf: Der hat es im letzten Jahrzehnt zu einigen Millionen gebracht und möchte die nun in der Molkerei investieren. Zumindest ist das sein Vorwand, um wieder in Sonjas Nähe vorzustoßen und sie doch noch für sich zu gewinnen.
Man kann diesem Film zu Gute halten, dass er anders als vergleichbare Produktionen nicht unbedingt mehr sein will als er sein kann. Dass er sich nicht bemüht, allzu penetrant allegorisch zu sein, und dass er lieber die Geschichte seiner Figuren erzählt, als sie für diffuse gesellschaftliche Verwerfungen stehen zu lassen. Trotzdem: Vieles ist unglaubwürdig, und gerade die problematischen Stellen (Birgits Überredungen, die Vergewaltigung unangezeigt zu lassen) werden fahrig und zu schnell abgehandelt, zugunsten von Screentime für weniger interessante und klischeehaft geschriebene andere Handlungsstränge.
Auch emotional und psychologisch bleibt «Liebe bis in den Mord» weit hinter den Möglichkeiten des Stoffes zurück. Statt einem leisen, einfühlsamen Duktus ist pathetisches Geplärre das Mittel der Wahl, und Gabriel Raab spielt seine Rolle des psychopathischen Bösewichts so aufgesetzt-überladen, dass man in seinen Szenen manchmal eher laut losprustet, anstatt dass man seine (oberflächlichen) Psychospielchen als einnehmende, mitreißende Gefahr erleben könnte.
Aus einem Thriller in einem erstickenden süddeutschen Dorfmilieu ist ein in weiten Teilen undurchdachtes Melodram geworden, das seinen narrativen Schwerpunkt immer wieder auf die uninteressanteren, aber pathetischeren Akzente setzt und durch seinen aufgesetzten Duktus jedwede ernsthafte Begegnung mit einem Milieu aus selbstsüchtigen Seilschaften unmöglich macht.
Das ZDF zeigt «Liebe bis in den Mord – Ein Alpenthriller» am Montag, den 19. September um 20.15 Uhr.
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17.09.2016 18:00 Uhr 1