Filmfacts «Die glorreichen Sieben»
- Regie: Antoine Fuqua
- Produktion: Roger Birnbaum, Todd Black
- Drehbuch: Nic Pizzolatto, Richard Wenk; basierend auf «Die sieben Samurai» von Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto und Hideo Oguni
- Darsteller: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D'Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Peter Sarsgaard
- Musik: James Horner, Simon Franglen
- Kamera: Mauro Fiore
- Schnitt: John Refoua
- Laufzeit: 133 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
Seither wird Fuqua in Promomaterialien stets ehrfürchtig als „Regisseur von «Training Day»“ bezeichnet – was jedoch nicht nur an den Wellen liegt, die der Thriller schlug, sondern auch daran, dass Fuqua keinen waschechten Nachfolgekracher lieferte. Der Bruce-Willis-Kriegsfilm «Tränen der Sonne» ging kurz nach «Training Day» unter. Die Rückmeldungen auf das Jerry-Bruckheimer-Schlachtengemälde «King Arthur» fielen zumeist bescheiden aus, auch die restlichen Fuqua-Projekte der 2000er-Jahre hinterließen kaum einen Eindruck. Dieses Jahrzehnt war etwas gnädiger mit Fuqua, war der Actioner «Olympus Has Fallen» doch immerhin ein umstrittener Achtungserfolg, ebenso wie das die Geister scheidende Boxerdrama «Southpaw». Im filmischen Diskurs reichten aber auch sie nicht an den preisgekrönten Copthriller heran.
Zwischendurch verwirklichte Fuqua jedoch noch den lose auf einer Fernsehserie basierenden Kinofilm «The Equalizer». Weltweit nahm Fuquas erneute Zusammenarbeit mit Denzel Washington etwas weniger als 200 Millionen Dollar ein. Zusätzlich zum respektablen Ergebnis hat der harte Actionthriller auch eine gelungene Umsetzung aufzuweisen: Fuqua funktioniert wohl einfach am besten, wenn Washington vor seiner Kamera steht. Diese Tendenz bestätigt sich nun durch den kernigen Action-Western «Die glorreichen Sieben», in dem das Regisseur-Schauspieler-Gespann die Vorlagen nur als grobe Orientierung nimmt und sein eigenes, stimmiges Ding durchzieht.
Antihelden schlagen zu
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Da selbst der todesmutige Chisolm weiß, allein keine Chance zu haben, stellt er eine Bande von Revolverhelden zusammen, um sich gegen den Tyrannen zur Wehr zu setzen. Vom trickreichen Josh Farraday (Chris Pratt) über den legendären Scharfschützen Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke) und dessen nahkampferfahrenen Weggefährten Billy Rocks (Byung-Hun Lee) hin zum selbstgerechten Jäger Jack Horne (Vincent D’Onofrio) und dem Outlaw Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) sowie zum schweigsamen Ureinwohner Red Harvest (Martin Sensmeier): Die uneingespielte Truppe nimmt die Herausforderung, Bogue aus Rose Creek zu vertreiben, an – koste es, was es wolle.
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Doch auch zuvor verschmilzt er vor abgewetzten Setbauten in weiteren Scharmützeln den Pomp moderner Blockbuster mit einer Old-School-Western-Attitüde. Zwischen den Actioneinlagen wird diese Auf-den-Tisch-hau-Version des «Die sieben Samurai»/«Die glorreichen Sieben»-Motivs von markigen Dialogen getragen: Peter Sarsgaards Schurke erläutert genüsslich seine kapitalistische Weltsicht und klingt dabei viel eher wie ein Terrorist, Chris Pratt paart in seinen Sequenzen sein magnetisches Charisma mit einer abgeschmackten Bitternis und wenn sich alle Sieben versammelt haben, so atmet deren kurzweilig-grantige Interaktion den Geist klassischer Westernhaudegen – nur mit einer schrofferen Grundeinstellung: Diese glorreichen Sieben sind Antihelden durch und durch, und Fuqua legt darauf Wert, in deren Weltsicht zu versinken, statt sie zu erläutern.
Tonalität statt Figurenzeichnung
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Vor dem Hintergrund, dass nicht das Innenleben der Figuren Priorität hat, sondern die Mentalität ihrer Epoche, lassen sich die Nachlässigkeiten in der Charakterzeichnung noch verzeihen. Mit Sarsgaards schmierigen Antagonisten hat der Plot auch so eine funktionierende Antriebsfeder, des Weiteren hält die knackige Dramaturgie der Actioneinlagen «Die glorreichen Sieben» trotz der übersichtlichen Story am Laufen. Das Schlechteste kommt bei Fuqua zum Schluss: Nach rund zwei unsentimentalen Stunden handgemacht-staubiger, herber Western-Optik inklusiver althergebrachter Stuntarbeit beendet der Regisseur seinen tonalen Rücksturz in eine frühere Kinoepoche mit einem rührseligen Erzählkommentar und klinischen Digitalbildern. Diese auf den allerletzten Metern erfolgende Inkonsequenz dämpft die kompromisslose Grundstimmung von Fuquas gewollt ungalanter «Die glorreichen Sieben»-Neuauflage.
Fazit: Rau, actionreich und auf reizvolle Weise altmodisch: Fuquas «Die glorreichen Sieben» schickt sich zwar nicht an, in den Kinoolymp aufzusteigen, allerdings ist dem «Training Day»-Regisseur ein knackiger, kerniger Action-Western gelungen, dem die Stimmung mehr Wert ist als die Figurenzeichnung.
«Die glorreichen Sieben» ist ab dem 22. September 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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