Cast & Crew
- Darsteller: Kevin James, Erinn Hayes, Taylor Spreitler, Ryan Cartwright u.a.
- Regie (Pilot): Andy Fickman
- Creator und Drehbuch: Kevin James, Bruce Helford, Rock Reuben
- Ausf. Produzenten: Kevin James, Bruce Helford, Rock Reuben, Jeff Sussman
- Produktion: Hey Eddie Prods., Mohawk Prod., CBS TV, Sony TV
- Folgen: 13 zu je 22 Min.
Inzwischen hatte Hollywood gerufen, James wurde Ende der 2000er zum Box-Office-Star: Kleine Budgets, aber große Einnahmen, zum Beispiel mit «Paul Blart – Mall Cop». Weltweite Promo-Touren, Auftritte damals bei «Wetten, dass..?», die ganz große Bühne. Schon lange gehört James zur Entourage von Adam Sandler, spielte in zahlreichen Buddy-Komödien mit ihm, darunter «Kindsköpfe» und «Pixels». Die Rückkehr ins Fernsehen schien weit weg, zumindest für Außenstehende. Doch der Schritt zurück auf den kleinen Bildschirm, zurück zur Sitcom, zurück zu den Wurzeln – er ist logisch. Und von langer Hand geplant. In Deutschland wird man sich über sein TV-Comeback besonders freuen: «King of Queens» löste den Sitcom-Boom aus, der mit «Two and a Half Men» und «The Big Bang Theory» seine Höhepunkte fand. Der Stellenwert dieser Comedy ist hier enorm hoch, höher als in den USA.
Schon 2015 begannen die konkreten Planungen für «Kevin Can Wait», die neue Sitcom des Hollywoodstars. Beim Sender CBS – der alten und neuen Heimat – hat der Neustart höchste Priorität. Im April 2015 schloss man über die Firma Sony TV mit James einen First-Look-Deal ab: Alle Projekte, die er entwickelt, kann Sony für CBS zuerst kaufen. Schon damals wurde vertraglich festgelegt, dass James eine Sitcom-Idee entwickeln soll. Die kam im Herbst desselben Jahres, CBS griff zu: mit einer direkten Serienbestellung, ohne Piloten – volles Risiko. Insider wie Deadline Hollywood berichten, dass CBS-Chef Leslie Moonves die Entwicklung von «Kevin Can Wait» persönlich überwachte und betreute.
Dass die Serie nun in den USA direkt im Anschluss an den Quotenhit «The Big Bang Theory» startete, ist ein weiterer Baustein des lang geplanten Erfolgsprojekts. Die ersten Zuschauerzahlen sind gut, vor allem beim jungen Publikum. «Kevin Can Wait» hat es verdient: Die Serie knüpft an die „guten, alten“ «King of Queens»-Zeiten an, ist dem Klassiker in Teilen sehr ähnlich. Es ist eine semitypische Familien-Sitcom, womit man einem beliebten Konzept im Genre folgt. Semitypisch heißt: Es gibt zwar eine Familie, aber diese verteilt sich nicht auf die klassischen Rollenbilder. Bei «King of Queens» zog der verrückte Vater Arthur ins Haus der Heffernans, bei «Two and a Half Men» kam Bruder Alan samt Sohn bei Charlie unter. Bei «Kevin Can Wait» ist es die fast erwachsene Tochter Kendra, die ihr Studium abbricht und plötzlich wieder Unterschlupf bei den Eltern sucht. Sie unterstützt ihren Verlobten, einen nerdigen, mittellosen App-Entwickler, der sich als nächster Steve Jobs versteht.
Dass Vater Kevin viel lieber einen gut aussehenden Footballspieler an Kendras Seite sehen würde, wird schnell offensichtlich. Und doch willigt er ein, dass sie und ihr Freund kostenlos in sein Appartement ziehen dürfen. Dies bringt noch weitere Nachteile mit sich: Eigentlich wollte Kevin die Wohnung untervermieten, um dringend benötigte Einnahmen zu haben. Denn nach seiner Pensionierung als Cop fehlt das Geld. Um Kendras Glück nicht zu gefährden, wird sich Kevin nun also doch wieder einen Nebenjob suchen müssen. Die freie Zeit des Chillens, des zelebrierten Nichtstuns von morgens bis abends, sie ist doch noch nicht gekommen: Der Titel «Kevin Can Wait» spricht es schon aus.
Viele Kritiker der Sitcom haben recht damit, wenn sie sagen, dass «Kevin Can Wait» nichts neu mache. Mit seinem Konzept aus dickem, faulen Ehemann und überattraktiver Soccer Mom wirkt die Serie wie aus der Zeit gefallen, erinnert nicht nur an «King of Queens», sondern auch an Genre-Vertreter wie «Still Standing» oder «According to Jim». Neu ist höchstens der verschärfte Tonus, den man aus «King of Queens» kaum kannte: Schon in der Pilotfolge werden Witze um Gangbangs und Heroin gemacht. Ein bisschen «Two and a Half Men» also.
Dennoch gibt es diesen einen großen Pluspunkt, der «Kevin Can Wait» von der mittelmäßigen Masse abhebt: Kevin James eben. Seine Art des Humors, seine physischen Gags (die „physical comedy“) spielt er voll aus. Kaum ein anderer Sitcom-Star der letzten Jahrzehnte hat ein solch gutes Gespür für Gag-Timing und für humorvollen Körpereinsatz – oder slapstick, wie früher gesagt wurde. Kevin James springt und flucht, wechselt seine Mimik in Sekundenschnelle, rollt überdeutlich mit den Augen, macht seine berühmten Handfürze, zieht die besten Grimassen.
Es sind keine hintergründigen Witze, es ist natürlich nichts sophisticated, es gibt keinen intelligenten Humor wie in vielen Single-Camera-Comedys dieser Zeit. Aber dafür stand Kevin James nie. Er steht für Fast-Food-Humor im wahrsten Sinne des Wortes, für einfache Gags, für das simple Leben des einfachen Arbeiters. Bewusst bedient James die Konzepte, die «King of Queens» schon erfolgreich machten, auch wenn sie heute noch so altbacken wirken: Es gibt nicht nur die attraktive Ehefrau. Es gibt auch die alten Buddies, mit denen Kevin bei Bier und Football abhängt, es gibt billig erklärte Story- und Gefühlswendungen und einfache Gags am laufenden Band, gern auch politisch unkorrekte Jokes, die aus einem 90er-Drehbuch stammen könnten. Es gibt sogar die berühmte alte Küchen-Durchreiche aus «King of Queens», auch James‘ Bruder Gary Valentine (bekannt als Danny Heffernan) spielt wieder mit. «Kevin Can Wait» holt das einfache Leben einer einfacheren Zeit zurück auf den Bildschirm – und betreibt damit bewusst noch mehr Eskapismus als viele andere Sitcoms, die vor popkulturellen Referenzen nur so strotzen.
Dass bei der hohen Gagdichte auch einige Lacher danebengehen, ist verzeihbar. Zahlreiche Sitcom-Piloten sind deutlich unlustiger. «Kevin Can Wait» macht Spaß, auf eine ganz simple Art und Weise.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
22.09.2016 12:15 Uhr 1
22.09.2016 12:58 Uhr 2
22.09.2016 15:16 Uhr 3
22.09.2016 17:48 Uhr 4
"Mit «King of Queens» wurde Kevin James zum Inbegriff des Sitcom-Aufstiegs in Deutschland"
Mmmh, Al Bundy, Alf (80er), Friends, Roseanne, Seinfeld,...etc. waren doch schon lange bekannt in Deutschland.
Kevin James ist doch schon die "dritte" Generation.
Wenn schon ein sogenannter "Boom" kam, war es doch "Two and a half Men", die genau so wie "Big Bang" erst durch Erschließung der älteren Zielgruppe zum Megaerfolg wurde.
Der Dicke wurde doch sogar durch die Sender durchgereicht, genau wie "mein toller Onkel Charlie.
Nebenbei:
ich finde diesen Abschnitt arrogant :
"Es sind keine hintergründigen Witze, es ist natürlich nichts sophisticated, es gibt keinen intelligenten Humor wie in vielen Single-Camera-Comedys dieser Zeit. Aber dafür stand Kevin James nie. Er steht für Fast-Food-Humor im wahrsten Sinne des Wortes, für einfache Gags, für das simple Leben des einfachen Arbeiters"
Die "Arbeiterklasse", ist also ungebildet, simpel und unsophisticated.