Die Kritiker

«Die Toten von Salzburg»

von

Eine Halsabschneider liegt wie ein Paket verschnürt im Wald, die Krähen machen sich gerade daran, seine Eingeweide zu malträtieren. Starker Tobak oder Augenwischerei? Wie gut ist «Die Toten von Salzburg»?

Cast & Crew

  • Redaktion: Daniel Blum, Alexandra Conrad
  • Schnitt: Frank Soiron
  • Kamera: Kai Longolius
  • Musik: Dominik Giesrieg.
  • Buch: Erhard Riedlsperger, Klaus Ortner
  • Regie: Erhard Riedlsperger
  • Darsteller: Florian Teichtmeister, Michael Fitz, Fanny Krausz, Erwin Steinhauer, Simon Hatzl, Harald Windisch, Max Müller, Isabel Karajan, Nikolaus Barton, Hary Prinz, Susanne Czepl
  • Länge: 89 Minuten
Major Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) tritt seinen Dienst in Salzburg an. Zur selben Zeit wird direkt an der Grenze zu Bayern die Leiche des deutschen Immobilienmaklers Walter Holzer aufgefunden. Der Anlagebetrüger hinterlässt so manch Geschädigten, als Mörder kommen viele in Frage - auch wenn vorerst offiziell von einem Jagdunfall die Rede ist. Palfinger nimmt die Ermittlungen auf. Ihm zur Seite stehen seine engagierte Mitarbeiterin Irene Russmeyer (Fanny Krausz), sein Vorgesetzter Hofrat Seywald (Erwin Steinhauser) und – im ständigen Wettstreit – sein bayerisches Pendant: Hauptkommissar Hubert Mur (Michael Fitz). Mur ist vor allem daran interessiert, an das verschwundene Geld heranzukommen. Der Fall scheint schließlich gelöst, doch Palfinger stößt auf tragische Verflechtungen und schließlich auf ein sehr unerwartetes Tatmotiv.

Alles beginnt mit einem Raben. Tiefschwarz, krächzend und computeranimiert nimmt sie uns mit über das beschauliche Salzburg, auch wenn wir jetzt schon ahnen, dass es mit der Beschaulichkeit schon sehr bald vorbei sein wird. Der Rabe als Todessymbol und Unglücksbote wird in einem Film mit dem Titel «Die Toten von Salzburg» schon nicht umsonst die Szenerie eröffnen. Und tatsächlich: Sie landet auf einem verschnürten, halb vergraben im Wald liegenden Mann, an dem sich gerade eine Schaar anderer Vögel (diesmal nicht animiert) zu schaffen macht. Erinnerungen an «Hannibal» werden wach, wenngleich man die Leichen dort meist ein wenig kunstfertiger in Szene setzte. Doch wer als deutscher Krimi-Regisseur etwas auf sich hält, der scheut Popkulturreferenzen ebenso wenig wie die klassische Ermittlerkonstellation zweier vollkommen gegensätzlicher Cops, die im Laufe ihrer Arbeit dann doch irgendwie zusammen wachsen. Entsprechend wundert es auch nicht, dass im Laufe der kommenden eineinhalb Stunden genau das eintritt, während man immer wieder Reminiszenzen an aktuelle Film- und Serienhits erkennen kann. Schon der Vorspann erinnert stark an jenen aus «True Detective» und der Score könnte so auch 1:1 in der BBC-Serie «Sherlock» Verwendung finden. Leider bleibt es bei diesen technischen Referenzen, denn erzählerisch ist «Die Toten von Salzburg» zwar solide, ein richtiger Krimi-Knüller sieht allerdings anders aus.

Dafür weiß das Skript in einem entscheidenden Punkt zu überzeugen, der gerade bei dieser wiederkehrenden Konstellation nicht selbstverständlich ist: Die Chemie zwischen den einmal mehr absolut konträr gezeichneten Hauptfiguren Peter Palfinger und Hubert Mur gefällt. Und auch, wenn wir uns fragen, wann sich endlich einmal Jemand traut, tatsächlich einen Behinderten auch eine Rolle eines Behinderten spielen zu lassen (die Figur des Peter sitzt im Rollstuhl, Schauspieler Florian Teichtmeister nicht), sorgt dieser nur anfangs thematisierte Umstand für interessante Momente innerhalb des Protagonistenduos. Weshalb die Autoren Erhard Riedlsperger («SOKO Wien») und Klaus Ortner («Silentium» zu Beginn immer wieder irritierte Reaktionen von Palfingers Publikum einfangen, wirkt zwar nicht ganz zeitgemäß; heutzutage sollte der Anblick eines Rollstuhlfahrers Niemanden mehr verwundern. Doch mit der Zeit weichen derartige skurrile Momente einer absoluten Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Figur. Florian Teichtmeister («Das Tagebuch der Anne Frank») macht aus seinem Peter eine absolut idealistische, sympathische, im Kern aber auch nachdenkliche Figur, zu welcher der bisweilen fast draufgängerisch wirkende Hubert Mur (stark: Michael Fitz) einen schönen Gegenentwurf abgibt.

Auf Storyebene liefert «Die Toten von Salzburg» dann aber nur leicht überdurchschnittliche Kost ab. Aus den Toten wird ein Toter und der hat dann auch entsprechend viele Feinde, sodass sich ein Pool möglicher Verdächtiger eröffnet. Es wird ermittelt, Alibis überprüft und im entscheidenden Moment kommt dann natürlich auch noch Kommissar Zufall zu Hilfe – ach wäre es in der Realität doch auch nur so einfach. Ganz so einfach macht man es denn Kommissaren dann aber doch nicht. Immerhin hatte der Tote, ein schmieriger Geschäftsmann, nicht bloß die ganz und gar nicht traurige Fast-Ex-Frau gegen sich aufgebracht, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, die er – so scheint es – fast vollständig in ein zwielichtiges Schneeballsystem um Hausanteilspapiere involviert hatte. Was trocken klingt, wird dann gen Ende leider auch immer trockener, wogegen auch die Einschübe aus dem privaten Umfeld der Ermittler, sowie arg plakative Traumsequenzen nichts unternehmen können. Es ist also ganz allein die Aufgabe des Casts, aus «Die Toten von Salzburg» immerhin noch ein solides Seherlebnis zu kreieren. Und das gelingt dann doch wieder unerwartet gut.

Fazit: «Die Toten von Salzburg» ist ein inhaltlich solider Krimi, der von den starken Darstellern auf ein leicht überdurchschnittliches Niveau gehoben wird.

Das ZDF zeigt «Die Toten von Salzburg» am Montag, den 26. September um 20:15 Uhr.

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