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Wir wollten absichtlich einen schlichten und zurückhaltenden Namen, denn die Strategie ist, dass wir nicht die Marke, sondern die Inhalte in den Vordergrund stellen möchten.
”
funk-Programmgeschäftsführer Florian Hager im Interview mit Broadmark.
Paradebeispiel ist daher «Kliemannsland», eine durchgeknallte Heimwerker- und Experimentesendung, die mit ihrem Schauplatz (einem freistehenden Bauernhof) Erinnerungen an «Nicht nachmachen» mit Wigald Boning und Bernhard Hoëcker weckt. Präsentiert wird das Format von Fynn Kliemann, der seine teils waghalsigen, teils gewollt unsinnigen Versuche bisher nicht werbefinanziert auf einem eigenen YouTube-Kanal durchführte. Für funk ändert er bewusst nichts an seiner bisherigen Erfolgsformel. Wie er erklärt, ist der Sinn hinter funk, bewährte, von den Webusern als interessant befundene Ideen zu nehmen, statt nach altem Fernsehmodell Sendungsideen zu konzipieren und davon auszugehen, dass die teuer erdachten Konzepte schon ankommen. „Die User setzen das dann auch wieder ab“, sobald die Formate ausgelutscht sind, prognostiziert Kliemann, neben dem auch die Rocket Beans und YouTube-Star Le Floid für funk tätig sind.
Das Einführen neuer Ideen, respektive das Übernehmen bewährter Webformate, und regelmäßige Aussortieren wird in den kommenden Monaten bei funk zur Tagesordnung gehören. Jedenfalls heißt es seitens funk-Geschäftsführer Florian Hager: „funk will Spaß haben und mit den Zuschauern wachsen“, was auch das Austesten und Verwerfen fixer Ideen bedeutet und parallel zum Alltag bei YouTube steht. Was nicht geklickt wird, wird entweder aus Eigeninitiative der Macher angepasst oder aufgegeben. Über 40 Formate hat die sprichwörtlich offene Betaversion von funk ab dem Launchdatum zu bieten. „Es können auch durchaus ganz ungewöhnliche Formate dabei sein“, urteilt SWR-Intendant Peter Boudgoust, der zugibt, nur aus seiner Warte zu sprechen. „Denn eines ist klar: Ich bin nicht mehr die Zielgruppe.“
Streng genommen hat funk jedoch nicht nur eine Zielgruppe, sondern acht: Die Sendungskonzepte wurden ausgesucht, um gezielt 14- bis 16-Jährige, 17- bis 19-Jährige, 20- bis 24-Jährige und 25- bis 29-Jährige zu erreichen – jeweils nochmal getrennt nach den Schwerpunkten, ob ein Format eher Männer oder Frauen anspricht. Philipp Schild, der für die Formate verantwortlich ist, unterteilt das funk-Angebot derweil bevorzugt nach drei Schlagwörtern: Unterhaltung, Information und Orientierung.
Nicht nur Eigenproduktionen
funk präsentiert auch "handverlesene" Lizenzserien. Darunter fallen etwa die umfeierte Anthologieserie «Fargo», «The Alien» und das skurrile Format «Hoff the Record». Hager merkt jedoch an: "Wir wollen nicht gegen private Angebote oder Netflix & Co. angehen", der Fokus liegt bei funk klar auf Eigenproduktionen.Gebündelt werden die in den üblichen sozialen Netzwerken platzierten Inhalte von funk, das sich eher als Netzwerk, denn als Online-Plattform verstehen will, via App und der Webpage funk.net. Die multimediale Aufstellung erläutert Hager: „Wir müssen einen 14-Jährigen genauso wie einen 29-Jährigen erreichen. Das ist ein riesiges Feld. Das an einer Plattform zu machen, halten wir für komplett utopisch.“ Dementsprechend sei es von oberster Priorität, dass die einzelnen Inhalte ankommen – die Marke funk stünde eher im Hintergrund und diene, um schrittweise User für weitere Projekte des Netzwerks zu gewinnen. „Unsere Strategie ist, dass die Inhalte gefunden werden. Der Protagonist oder das Format sollen interessant sein und dann wird im Abspann klar, dass es von 'funk' kommt. Wir hoffen, wenn jemand zwei bis drei Mal in der Woche über unsere Inhalte stolpert, dass er sich dann fragt, was haben die noch“, so Hager.
Stilistisch räumt das ZDF in einem «heute»-Bericht ein, dass viele der Formate auf schnelle Schnitte und schrille Grafiken setzen, ein weiterer roter Faden, der die Eigenproduktionen zusammenhält: Gimmicks. Ob Interviews, die «Auf Klo» stattfinden, oder ob Comedian Moritz Neumeier bei einer Tasse Kaffe frei Schnauze darüber redet, was ihm einfällt: funk-Sendungen haben oftmals einen schnell erkennbaren Aufhänger. Eben ganz YouTube-affin.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
29.09.2016 17:09 Uhr 1
spendieren sollen, man kann es nebenbei in Mediatheken zur Verfügung stellen.
Auf mich wirken manche Formate wie daheim und unterwegs mit jugendlicher Absprache. Wobei ich Bedenken habe, ist, dass man Infos nur als emotionale Erfahrungsgeschichte präsentiert. Für die Demokratie ist es wichtig, dass die Wähler sich nicht sofort sichtbare Strukuren, die auf den ersten Blick vielleicht langweilig wirken, beschäftigen. Beispielsweise täte es gut, wenn viele mit Dublin 2 etwas anfangen können. Oder was ist Basel 3? Um es klischeefrei und vorurteilsfrei zu machen, braucht man ein gutes, manchmal auch ein großes Team von Rechercheuren, die sich durch langweilige Akten quälen und daraus eine interessante Geschichte stricken.
Fargo ist eine gute Serie.
29.09.2016 18:40 Uhr 2
"Fargo" ist eine coole Serie, hat aber auch eine Ausstrahlung bei zdf_neo oder dergleichen verdient.
30.09.2016 13:28 Uhr 3