Filmfacts «War Dogs»
- Regie: Todd Phillips
- Produktion: Mark Gordon, Todd Phillips, Bradley Cooper
- Drehbuch: Stephen Chin, Todd Phillips, Jason Smilovic; basierend auf einem Magazinartikel von Guy Lawson
- Darsteller: Jonah Hill, Miles Teller, Ana de Armas, J. B. Blanc, Kevin Pollack
- Musik: Cliff Martinez
- Kamera: Lawrence Sher
- Schnitt: Jeff Groth
- Laufzeit: 115 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
David Packouz (Miles Teller) hat nur überschaubares unternehmerisches Geschick: Um seiner Tätigkeit als medizinischer Masseur zu entfliehen, erwirbt er massenweise hochwertiger Bettlaken, die er an Altersheime verkaufen will. Die Betreiber könnten sich aber nicht weniger dafür interessieren, wie schmiegsam die Bettwäsche ihrer Heimbewohner ist – und so bleibt der werdende Vater auf seiner Investition sitzen. Als er seinem früheren Schulfreund Efraim Diveroli (Jonah Hill) begegnet, der ein kleines Waffenhandelsunternehmen führt, sieht David eine attraktive Gelegenheit, doch noch an die nötigen Summen zu gelangen, um seiner Freundin Iz (Ana de Armas) und dem kommenden Nachwuchs ein schönes Leben zu ermöglichen. David heuert bei Efraims Firma AEY an – und erfährt, dass die US-Regierung neuerdings sämtliche Beschaffungsaufträge öffentlich ausschreiben muss. Die großen Waffenhändler kämpfen vehement um Großaufträge – aber es bleiben Krümel von diesem Kuchen übrig, die so kleine Unternehmen wie AEY mehr als nur satt machen …
Selbst das Leben in Saus und Braus ist keine Bro-Komödie
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Dennoch haben beide Filme gemeinsam, dass sie die Perspektive ihrer Protagonisten übernehmen und sich somit die Moral der Geschichte nicht überdeutlich ankündigt, sondern sie sukzessive auf einen eintröpfelt: Ja, die hedonistischen Protagonisten von «Wolf of Wall Street» sowie «War Dogs» genießen stellenweise das Leben aus vollen Zügen, und es mag sein, dass sie trotz mancher Schicksalsschläge unbelehrbar sind – dennoch sollte allen Filminteressenten mit halbwegs intaktem Gewissen klar werden, wie bitter der Nachgeschmack der gezeigten Lebenswandel ist.
Die deutlichsten Parallelen weist «War Dogs» aber zu Michael Bays kleinem Passionsprojekt «Pain & Gain» auf: Bay drehte seine stilistischen Markenzeichen in seiner rabenschwarzen Gangsterposse voll auf, setzte somit die verbrecherischen, muskelbepackten Antihelden, die sich zu Ruhm und Reichtum betrügen wollten, greller als seine üblichen Blockbuster-Helden in Szene. Der Filminhalt widersprach derweil vehement der Verpackung: Mark Wahlberg, Anthony Mackie und Dwayne Johnson spielen in «Pain & Gain» arrogante Hohlköpfe, die den amerikanischen Traum missverstehen und sich mit Dummdreistigkeit rücksichtslos in der Gesellschaft nach vorne boxen wollen.
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Doch was durchweg stur in einem „Ist das nicht verflucht cool?“-Stil vermittelt wird, erzählen die Drehbuchautoren Phillips, Jason Smilovic und Stephen Chin mit einer zerrüttenden Begeisterung. Eingangs mag «War Dogs» ein euphorisches Tempo haben und Efraims sowie Davids Aufstieg im Waffenbusiness mit unironischen Erfolgsmontagen skizzieren. Aber nicht einmal nach einem Drittel der Laufzeit intensivieren sich die Risse, die sich bereits bei Efraims Einführung als fahrlässigen Großkotz angedeutet haben: Als Waffenhändler begeben sich die Jungunternehmer leichtsinnig in Gefahr, und auch wenn sie «Hangover»-mäßig selbst auf der Flucht vor drohender Waffengewalt verbal schlagfertig sind, so lässt die Schlagzahl an klassischen Pointen radikal nach. Das Duo mag sich ob vermeintlich cleverer Geschäftstricks selber beweihräuchern, aber narrativ distanziert sich «War Dogs» subtil von seinen Figuren:
Phillips bleibt nah bei ihnen, gibt nur selten Außenstehenden wie Davids Frau Iz Raum, kritische Nachfragen zu stellen. Doch da Szenen selten auf einer Pointe enden, sondern Phillips die Probleme der Waffenhändler durch längere Laufzeit stärker gewichtet, wird klar: Nein, so wie diese Möchtegernhelden will kein vernünftiger Mensch sein. Im Zusammenspiel mit der das Geschilderte bejubelnden Inszenierung ergibt sich ein sehr konzeptueller, schwer zu greifender, aber den gesamten Film aufwertender Humor. Freunde von «Pain & Gain» werden dies zu schätzen wissen, wer schon den Witz dieses Films nicht mochte, wird derweil mit «War Dogs» aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls Probleme haben.
Schaulaufen für Hill & Teller
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So wenig Tellers Performance nach Sympathien greift – der «Two Night Stand»-Mime kann trotzdem in dieser Rolle punkten, indem er trockenen Witz, überschwängliche Begeisterung über Fortschritte bei AEY und still wachsenden Frust über Efraim ungezwungen unter einen Hut bringt. Hill hingegen legt Efraim als überlebensgroßen, unberechenbaren Freak an, dessen magnetische Anziehungskraft auf Geschäftspartner und David zwar nachvollziehbar ist, der aus sicherer Distanz jedoch einfach nur noch irre erscheint. Efraim ist ein Schlag Mensch, der einem mit seinen Macken ein süffisantes Grinsen entlockt, während der Verstand leise, aber bestimmt sagt: „Schnell weg, bei dem ist niemand sicher!“
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Fazit: Ein ironisch-dramatischer Mix aus «Lord of War», «Pain & Gain» und «Wolf of Wall Street»: «War Dogs» ist zwar nicht ganz so ambitioniert und wild, wie es diese Kombination an Vorbildern erwarten lässt, dennoch ist «Hangover»-Macher Todd Phillips ein Hochglanzfilm mit trockenem Hintersinn gelungen, der nicht unterschätzt werden sollte.
«War Dogs» ist ab sofort in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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