Filmfacts «Frantz»
- Regie: François Ozon
- Produktion: Eric Altmayer, Nicolas Altmayer, Stefan Arndt, Uwe Schott
- Drehbuch: François Ozon, Philippe Piazzo; basierend auf «Der Mann, den sein Gewissen trieb» von Ernst Lubitsch
- Darsteller: Pierre Niney, Paula Beer, Ernst Stötzner, Marie Gruber, Johann von Bülow, Alice de Lencquesaing, Anton von Lucke
- Musik: Philippe Rombi
- Kamera: Pascal Marti
- Schnitt: Laure Gardette
- Laufzeit: 113 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Zwischen Adrien und Anna entsteht alsbald eine zarte Freundschaft, getragen davon, dass sie sich gegenseitig von Frantz erzählen, aber auch davon, dass sie sich ergänzen: Adrien möchte Deutschland besser kennenlernen, Anna ist im Gegenzug davon fasziniert, wie ihre neue Bekanntschaft von Paris und seinen Intellektuellenzirkeln spricht. Nach anfänglichen Berührungsängsten werden auch Frantz‘ Eltern mit Adrien warm, selbst wenn einige seiner Anekdoten kaum verheilte Wunen aufreißen. Im Dorf wiederum macht sich Adrien ohne sein Dazutun Feinde – er als Franzose hat doch sicherlich deutsche Söhne ermordet und sollte sich schön dahintrollen, wo er herkam. Dabei müssten die Einwohner Adrien gar nicht verteufeln, um ihn zu verjagen: Je heimischer es sich Adrien bei Frantz‘ Hinterbliebenen macht, desto mehr scheint etwas an ihm zu nagen, weshalb er sich eine baldige Heimkehr vornimmt …

Ozon gewinnt auch den in einem sanften, schmeichelnden Licht gehaltenen Schwarzweißpassagen Schönheit ab, während nicht alle Farbbilder erfüllende Momente ablichten. Der Regisseur trennt viel mehr zwischen authentisch (das heutige Publikum kennt das Jahr 1919 praktisch nur aus Schwarzweißfotografien, also ist für uns das „echte“ 1919 monochrom) und verklärt – etwa beim gemeinsamen Picknick Adriens und Annas. Dieses besteht aus zermürbenden Gesprächsthemen, die Beiden reden aber in einem bemüht-säuselnden Klang miteinander, als wollten sie in Abgeschiedenheit eine unbeschwerte Situation heraufbeschwören.
Die elegische Inszenierung Ozons wird jedoch durch sehr schwerfällige, bemüht aneinandergereihte Dialogsequenzen erdrückt, sobald die Geschichte ihren ersten Wendepunkt erreicht hat: Wenn Adriens wahre Intention, Frantz‘ Familie zu besuchen, offengelegt ist, rücken keine neuen narrativen Leerstellen nach. Stattdessen bleiben nunmehr Fragen über Empfindlichkeiten offen; Fragen, wann die Protagonisten offen über ihre Gefühle reden – wie sich in ihnen Vergebung, Wut, Frust und Enttäuschung vermengen. Sie werden zwar redselig, umkreisen dabei in vielen Worten das, was sie wirklich bewegt.

«Frantz» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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