Die glorreichen 6

Die glorreichen 6: Horror aus deutschen Landen (Teil I)

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Schaurig oder brutal. Makaber oder bitterböse. Dunkelromantisch oder fies exzessiv. Aber auf jeden Fall deutsch: Wir reisen querbeet durch die hiesige Horror-Filmwelt. Zu Beginn wird es mit Jan Josef Liefers, Christoph Waltz und «Sieben Monde» humorig.

Die Handlung


Filmfacts «Sieben Monde»

  • Regie: Peter Fratzscher
  • Drehbuch: Nils-Morten Osburg
  • Produktion: Michael Bütow
  • Darsteller: Jan Josef Liefers, Marie Bäumer, Ulrich Mühe, Christoph Waltz, Peter Lohmeyer
  • Musik: Ali N. Askin
  • Kamera: Thomas Merker
  • Schnitt: Barbara Gies
  • Erscheinungsjahr: 1998
  • Laufzeit: 96 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Der junge Übersetzer Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) hat schriftstellerische Ambitionen, aber in beruflichen Fragen ebenso wenig Erfolg wie in der Liebe. Damit sind seine Sorgen völlig belanglos im Vergleich zu dem, was die Münchener Polizei derzeit umtreibt: Seit Wochen geht ein Mörder um, der seine Opfer verstümmelt und am Tatort ein riesiges Chaos hinterlässt – sowie Tierhaare. Schnell macht sich in der Bevölkerung die Sorge breit, dass womöglich ein Werwolf umgeht. Als Thomas eines Nachts ein riesiges, haariges Etwas anfährt und kurz darauf von diesem Etwas gebissen wird, fürchtet er, dass er es nun ist, der diesen Fluch weiterträgt. Doch das Werwolfsein hat auch seine Vorzüge, ist er nun doch entschlossener und durchsetzungsfähiger …

Was für ein Horror?


«Sieben Monde» ist ein deutscher Eintrag in das beliebte Subgenre der Horrorkomödie. Dabei hat die Regiearbeit von Peter Fratzscher («Wolffs Revier») weniger Artverwandschaft mit parodistisch angehauchten Filmen, wie etwa Edgar Wrights Zombiespaß «Shaun of the Dead». Viel eher gleicht die von ProSieben mitfinanzierte Produktion jener Gattung Horrorfilm, die sich abseits atmosphärisch dichter Szenen und kleineren Gewaltspitzen auch erlaubt, leichtfüßigere Momente auf ihr Publikum loszulassen: «Sieben Monde» ist deutlich weniger gaglastig als ein «Beetlejuice», aber entspannter als «Fright Night» oder «The Frighteners».



Die 6 glorreichen Aspekte von «Sieben Monde»


Nils-Morten Osburgs Skript spielt lange mit den Zuschauererwartungen: «Sieben Monde» hält über weite Strecken offen, ob es sich bei ihm um eine mit Gruselelementen versetzte Romantikkomödie, eine dezent augenzwinkernde, dennoch schaurige Selbstdekonstruktion oder um einen süffisant erzählten Thriller handelt. Durch die Schriftstellerambitionen der Hauptfigur und Ulrich Mühe als herrlich fiesen Lektor sind, in milderer «Scream»-Art, Kommentare über die Haupthandlung möglich. Diese bedient sich primär am Werwolfmythos, streut durch Grimm-Anspielungen aber weitere Fragen über den möglichen Verlauf ein. Und auch wenn der Lovestory-Nebenplot Standardware ist, so bringt Fratzscher (der den gesamten Film über auf eine atmosphärische, wechselhafte Farbästhetik setzt) ihn angenehm über die Bühne.

Die humorigen Aspekte sind dezent, aber bestimmend in den Film eingestreut. Zwischen den durch und durch auf Lacher angelegten Gags vergeht stets viel Laufzeit, oftmals ist es einfach der gelassenere, amüsierte Tonfall der Dialogwechsel, der zum Schmunzeln anregt. Etwa, wenn ein exzentrischer Rechtsmediziner dem von Peter Lohmeyer gespielten Hauptkommissar Graf mit Begeisterung den Zustand einer Leiche beschreibt, woraufhin dieser staubtrocken-fragend entgegnet: „Wieso erzählst du mir das? Ich weiß das doch schon.“ Fratzscher schlägt in solchen Situationen keinen kalauernd-persiflierenden Tonfall an, sondern einen dezent verdatterten: Es ist leicht skurril, wie euphorisch der Rechtsmediziner ein Gemetzel zusammenfasst. Es ist auf sehr dezente Weise absurd, wie sehr Christoph Waltz‘ spröde überzeichnete Figur von übernatürlichen Theorien schwärmt. Und dennoch ist «Sieben Monde» kein Witzfilm, sondern gewissermaßen ein amüsanter Gruselfilm.

Insbesondere ist es Jan Josef Liefers‘ Spiel, das diesen ursprünglich bloß fürs Fernsehen produzierten Film, der es letztlich doch ins Kino geschafft hat, prägt: Eingangs agiert er wie eine sympathische, archetypische RomCom-Hauptfigur – etwas duckmäuserisch, mit lässigem Witz und einer launigen Chemie mit seiner Kollegin Marie Bäumer. Doch der Übersetzer, der viel lieber Autor wäre, verfällt seiner schaurigen Theorie, und wird dadurch launenhaft. Liefers gelingt es, die sprunghaften Wechsel von tierisch-machohaft zu paranoid-verängstigt auf witzige, aber plausible Weise rüberzubringen, weshalb im blutigen Finale tatsächlich aller vorherigen Leichtigkeit zum Trotz Suspense und ein Gefühl der Bedrohlichkeit entsteht.

Durch die Musikuntermalung hat «Sieben Monde» einen veralteten Charme: Ali N. Askins elektrolastigen Kompositionen schreien geradezu „die späten 90er-Jahre“ heraus, was den Film überdeutlich in seiner Zeit verankert. Aber es kommt dem Film auf verquere Art zugute, da er so für eine kurze Ära im deutschen Film spricht, wo sich TV- und Kino-Produzenten wild durch verschiedene Einflüsse probiert haben.

«Sieben Monde» ist auf DVD erhältlich.

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