Fresh and funky: Heiß, frisch, neu
Wer meint, dass funk etwas fernsehtypischer sein sollte, ist vielleicht mit «Gute Arbeit Originals» glücklicher, einer bildundtonfabrik-Produktion mit «Neo Magazin Royale»-Beefträger Florentin Will und Schauspielerin Katjana Gerz. Die auf fernsehtauglichem Niveau produzierten Sketche und Trailer sind zwar auch selten länger als zwei Minuten, aber acht bis zehn Stück davon zusammengeschnitten und mit Rahmenmoderation oder -animation versehen, und es könnte ganz linear bei ZDFneo laufen. «Tatort – Die Show» wäre ebenfalls theoretisch im TV denkbar: «Sat.1 Frühstücksfernsehen»-Moderator Daniel Boschmann spricht mit «Tatort»-Fans über die jüngste Ausgabe – US-Sendungen wie «Talking Dead» lassen grüßen.
Ebenfalls auf bekannte Namen in neuem Kontext setzt «Guten Morgen Internet»: Das noch nicht gestartete Format wird als YouTube-Frühstücksfernsehen bezeichnet und zeigt die YouTuber Kelly (Comedy & Reisen) und Sturmwaffel alias Freddie (Games & Reisen), wie sie aktuelle Ereignisse zusammenfassen – morgendliche Gute-Laune-Stimmung inklusive. Ebenfalls recht YouTube-affin sind Formate wie die Netzkultur-Satire «Bohemian browser Ballett», die MMORPG-Parodie-Sitcom «World of Wolfram», die durchgeknallte Trickreihe «Superpolypsycholum» oder die Talks «Auf Klo» (über Frauenthemen – und mehr) , «Auf einen Kaffee mit Moritz Neumeier» (bereits als funk-Vorhut gestartet) und «Offen un‘ ehrlich» oder die netzaffin aufbereiteten Minireportagen «Y-Kollektiv» (ebenfalls bereits seit einigen Wochen online). Die Sportsatire «Wumms!» und die Jam-Session-Sendung «Bongo Boulevard» (mit YouTuber Marti Fischer alias theclavinover) dagegen könnten wieder genauso gut TV-Show-Rubriken sein.
Sample the beat: funk mit Vorlage
Zum Start stellten ARD und ZDF funk nicht nur als Talentschmiede vor, sondern auch als Möglichkeit, jugendaffine YouTube-Inhalte werbefrei zu gestalten. Etwas direkter ausgedrückt: Werbung weg, sonst bleibt alles beim Alten. funk-Projekte dieser Art gibt es zum Start in durchaus hoher Frequenz, wie etwa die animierte Sci-Fi-Parodie «Star Star Space». Die von YouTube-Comedystar coldmirror erstellte und auf ihrem eigenen Kanal veröffentlichte Reihe ist aus exakt dem Holz geschnitten wie ihre anderen Trickspäße. In dieselbe Kerbe schlägt «FinalClash», ein animiertes Netzkultur-Crossover – genauer gesagt ist es die finale Fortsetzung einer bereits bekannten YouTube-Videoreihe. Ebenso sind die Game-Tests und -Diskussionen von LeFloid, Frodoapparat und RobBubble, die als «1080 Nerd Scope» veröffentlicht werden, für ihre Macher nichts Neues. Die seit rund einem Jahr tätigen und nun dem funk einverleibten «Datteltäter» sind mit ihren Sketchen zu Integrations- und Kulturfragen ebenfalls längst etabliert, genauso wie die «Kostas Kind»-Vlogs und -Sketche oder das voll und ganz dem normalen YouTube-Stil entsprechende «Junggesellen»- und «LiDiRo»-Aufgebot an leicht konsumierbarem Entertainment oder die «janasdiary»-YouTube-Parodien.
Ein bisschen neu, ein bisschen altbekannt ist derweil zum Beispiel der Channel «Fickt euch!», bei dem Kristina Weitkampf alias DAFUQ Love & Sex weiter das macht, womit sie bei YouTube groß wurde: Sie gibt Ratschläge und Diskussionsansätze zum Thema Liebe, Partnerschaft und Sex. Auch Pauline Bossdorf hinter «Living the Healthy Choice» ist eine alte Häsin im Webgeschäft und belebt nun ihren vor einem Jahr testweise gestarteten Kochkanal wieder, während «Was mit Fabian» dem YouTuber Fabian Nolte alias dailyknoedel erlaubt, seinen tagesaktuellen Humor weiter auszuleben – nun halt nur ohne vorgeschaltete Werbeanzeigen.
Stars 'n' funk: Lizenzware muss sein
Was wäre ein Rund-funk ohne internationale Lizenzware? Auch wenn die Verantwortlichen hinter dem Jungen Angebot von ARD und ZDF klar gemacht haben, den Schwerpunkt auf Eigenproduktionen zu setzen, so wurden auch ausgewählte Formate eingekauft. Das wohl prominenteste: Die mehrfach prämierte FX-Serie «Fargo». Aktuell ist die auf dem gleichnamigen Filmklassiker der Coen-Brüder basierende Anthologieserie allerdings nicht über die Funk-App und -Webpage abzurufen. Exklusiv wird sie dort eh nicht sein, nicht einmal im frei empfangbaren deutschen Medienangebot – schließlich findet sie über ZDFneo auch den Weg ins lineare Fernsehen.
Mit «Hoff the Record» wird zudem eine von BBC Worldwide verantwortete Mockumentary über David Hasselhoff ihren Weg zu funk finden, ebenso wie die BBC-Dramedy «Banana» über einen 19-Jährigen, der erschreckende Familiengeheimnisse aufdeckt sowie seine Sexualität neu erlebt. Ebenfalls aus Großbritannien: Die taufrische Sci-Fi-Serie «The Aliens», in der Aliens, die wie wir Menschen aussehen, seit 40 Jahren in einem Ghetto im Vereinigten Königreich leben. Aus Finnland kommt derweil die Teenie-Dramedy «#lovemilla» über die üblichen Pubertätsprobleme, während aus Australien die semi-autobiografische von den Sorgen junger Erwachsener erzählende Serie «Twentysomething» stammt – diese ist mittlerweile aber auch schon fünf Jahre alt.
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