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Drei Denkanstöße, mit denen Jan Böhmermanns «Wetten, dass..?» zum Sehgenuss wird

von   |  1 Kommentar

Das «Neo Magazin Royale»-Special im «Wetten, dass..?» spaltete mit seinem ersten Part die Gemüter. Quotenmeter.de gibt Ratschläge, wie sich der Rest entspannter verfolgen lässt.

#1: Es ist nur eine kleine, alberne Aktion, also sollte sie so bewertet werden


Gewiss, mit einigen Aktionen hat sich das «Neo Magazin Royale» seine Zeit im medialen Rampenlicht verdient. Trotzdem muss nicht jede einzelne Spielerei von Böhmermann und seinem Team zum Hauptaugenmerk der Medienrepublik hochstilisiert werden – das betrifft sowohl die positiven als auch die negativen Reaktionen. Klar: Misst man die «Wetten, dass..?»-Aktion daran, wie intensiv über sie vorab berichtet wurde, ist sie in ihrer endgültigen Unaufgeregtheit vielleicht enttäuschend. Die Sendung für sich betrachtet, sieht es schon anders aus: Es ist einfach nur eine verspielte «Neo Magazin Royale»-Sonderausgabe, und sie sollte daran bemessen werden, wie spaßig sie ist. Als «Circus HalliGalli» einen Abend lang Goldene Umbertos verliehen hat, hat auch niemand Erwartungen im Ausmaße einer Academy-Award-Gala als Maßstab genommen. Weshalb sollte das Special einer Sparten-Comedysendung nun plötzlich mindestens eine TV-Revolution werden? Und wenn Böhermanns «Wetten, dass..?» nicht rundum einen Volltreffer darstellt, dann sollte es halt als nicht durchweg perfekte Alberei abgehakt, statt zum TV-Skandal hochstilisiert werden.

#2: Lasst die bildundtonfabrik doch rumexperimentieren…


Wie gerne meckern Fernsehende und Branchenkritiker, dass die deutsche Showlandschaft vorhersehbar ist. Jede Show, ob Quiz, Casting oder Comedy, läuft nach ihrem eigenen, strengen Schema ab. Selbst etwas verspieltere Shows wie «Circus HalliGalli» und «Neo Magazin Royale» hätten ihr klares Grundrezept. Nun kommt die Crew der bildundtonfabrik an und formt aus ihrem Flaggschiff vorläufig eine «Wetten, dass..?»-Hommage, und das ist auch wieder nicht recht.

Natürlich ist das «Neo Magazin Royale»-Special nicht rundum perfekt. Sicherlich sind manche Gags auf Anhieb krepiert, andere wurden überlang zelebriert. Andererseits ist die pointierte Liebe zum Detail kaum zu leugnen! Böhmermann und Co. anzufeinden, weil sie mit den «Wetten, dass..?»-Folgen aus der Reihe tanzen und was anderes wagen, widerspricht dem Wunsch nach TV-Innovation und Überraschungen. Kritisiert die Einzelheiten, nicht die ganze Aktion an sich. Frei nach Steven Gätjen: „Einerseits wird immer gefordert, wir sollten in Film und Fernsehen mehr wagen. Dann macht das ab und zu jemand, und wird dafür in Grund und Boden geschrieben, weil es ja nicht angehen kann, was er da Komisches treibt. Und, klar, manchmal sind solche Experimente nicht gelungen und es braucht daher konstruktive Kritik. Aber keinen Generalverriss. Ich sage mir: Habt doch wenigstens etwas Nachsicht mit diesem kleinen Pflänzlein und lasst es noch etwas wachsen, bevor ihr völlig die Hoffnung aufgebt.“

#3: «Wetten, dass..?» ist auch nur eine TV-Show, kein Heiligtum


„Der Böhmermann soll «Wetten, dass..?» in Ruhe lassen und seinen üblichen Schrott abliefern“, heißt es. Im Netz unter TV-Nostalgikern und Feuilletonisten ist der Notstand ausgebrochen, weil der Name «Wetten, dass..?» wieder hervorgekramt wurde, aber nicht so, wie erhofft. Dabei ist «Wetten, dass..?», allem Erfolg zum Trotz, den die Sendung jahrzehntelang hatte, auch nur eine TV-Show von vielen. Wer Staatsoberhäupter mit derbem Witz kritisieren darf, der darf auch die nostalgischen Fernseherinnerungen einer ganzen Republik durch den Kakao ziehen. Ja, auch ohne aktuellen Anlass – die Fernsehnostalgie ist schließlich ein roter Faden, der sich durch das TV-Schaffen Böhmermanns und der bildundtonfabrik zieht. Es brauchte auch keinen aktuellen Anlass für die Vintage-Aufmachung von «Roche & Böhmermann».

Zudem steht die Frage im Raum, ob es für ein «Wetten, dass..?»-Revival nicht sehr wohl einen aktuellen Anlass gibt: RTLplus haben wir immerhin eine kleine Welle an Gameshow-Comebacks zu verdienen. Da darf auch «Wetten, dass..?» wieder rausgekarrt werden. Und es ist wahrlich nicht so, als hätte Böhmermann mit dem Showdino getrieben, was er mit Erdogan getrieben hat. All jene, die an der Fake-Baggerwette, in der ein Mann seine Frau zum Orgasmus bringen möchte, aufgrund der vermeintlichen Vulgarität Anstoß nehmen, seien daran erinnert, dass Gottschalk der Meister des Altherrenwitzes war, in «Wetten, dass..?» schon Tierkacke erschnüffelt wurde und diverse weibliche Weltstars (und Sarah Connor) in sehr gewagten Outfits aufgetreten sind. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Humor des «Neo Magazin Royal»-Specials.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Lumpenheinz
21.10.2016 11:14 Uhr 1
Habe den 2. Teil noch icht gesehen, mein größtes Problem beim ersten Teil, waren die langweiligen und nichtzündenen Gags dieser Fake-Wetten. Der Rest war exzellent seziert und sogar recht unterhaltend, da die Gäste dennoch authentisch an der Veranstaltung teilnahmen. Nur diese Wetten wirkten wie ein "In your face"-Gag, der direkt nach 2 Sekunden nervte. Wären da mehr oder weniger echte Wetten vorgeführt und diese dann aber meinetwegen sabotiert worden, hätte man das Phänomen "Wetten, dass..." viel besser huldigen/persiflieren können.
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