Die Kritiker

«Schwarzach 23 - Die Jagd nach dem Mordsfinger»

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Der ZDF-Krimi am Samstag möchte gerne schwarze Komödie und ernstzunehmender Krimi sein, scheitert aber an inszenatorischen Stolpersteinen.

Cast & Crew «Schwarzach 23 - Die Jagd nach dem Mordsfinger»

  • Regie: Matthias Tiefenbacher
  • Darsteller: Maximilian Brückner, Marlene Morreis, Friedrich von Thun, Gundi Ellert, Peri Baumeister, Lesli Malton, Robert Gallinowski, Jockel Tschirsch, Fred Stillkrauth
  • Drehbuch: Christian Jeltsch
  • Schnitt: Horst Reiter
  • Kamera: Frank Blau
  • Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer
  • Redaktion: Günther van Endert
Eine Familie kann Vieles sein: Zufluchtsort, sie kann Halt und Geborgenheit bieten, und gelegentlich sogar Spaß bringen. Im Falle der Familie Germinger in der Krimireihe «Schwarzach 23» ist sie vor allem identitätsstiftend: Denn Familie Germinger besteht zum größten Teil aus Polizisten, die sich gerne auf Möderjagd begeben. Und es ist wahrscheinlich nicht verwunderlich, nachdem schon jedmögliche andere Krimi-Variation ausgetestet wurde, dass nun auch der Familienapparat zur Lösung von Kriminalfällen herangezogen wird. Dennoch handelt es sich bei «Schwarzach 23» nicht notwendigerweise um eine typische, drollige Kriminalisten-Familie:

Patriarch Franz Germinger Senior (Friedrich von Thun) ist zwar Polizist im Ruhestand und hat die Uniform dementsprechend an den Nagel gehangen, die Spürnase ist allerdings weiterhin fest verwachsen. Darüber hinaus hat er einen Faible für Marihuana und für den ein oder anderen Bordell-Besuch. Entsprechend angespannt ist die Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn Franz junior (Maximilian Brückner), der wiederum aktiver und völlig korrekter Polizist ist. Franz seniors Tochter und Franz Juniors Schwester Anna (Marlene Morreis) - man errät es: ebenfalls Polizistin - ist darauf erpicht, die Karriereleiter aufzusteigen und nicht unbedingt mit der Tatsache zufrieden, dass sie momentan nur auf Streife gehen darf. Ihr gemeinsamer Fall: Der Mord des Willy Unterkofer in der Nähe des Münchener Flughafens. Ein rechtsradikaler Taxifahrer, der das Opfer in der Mordnacht zum Tatort gefahren hat, ist natürlich der erste Hauptverdächtige. Aber, wie das so ist, wenn Fernsehpolizisten tiefer graben, stoßen sie auf ganz andere Hintergründe und dazu noch auf ein dunkles Geheimnis, das in der Geschichte der Polizistenfamilie vergraben liegt.

Wie beim Fall im letzten Jahr führte auch bei «Die Jagd nach dem Mordsfinger» Matthias Tiefenbacher wieder Regie und eine eigene Handschrift ist durchaus erkennbar. Allerdings besteht gerade hier, trotz Freude zum Experiment, noch einiges an Luft nach oben, denn schon zu Beginn übt er sich in inszenatorischer Verwirrung: Alte Herrschaften, die in einer Rentnerdisco tanzen, Mordopfer Willy Unterkofer, der sich mit dem Taxi zum mörderischen Treffpunkt begibt, das kleine Mädchen der Germinger Familie, das schreiend aufwacht, weil sie sich vor einer Spinne in ihrem Zimmer fürchtet und ein Mann, der in einer dunklen Gasse verprügelt wird - das alles wird in die erste Minute gestopft. Es ist klar, dass hier eine gewisse Atmosphäre etabliert und die Puzzleteile ausgelegt werden sollen, welche die Polizisten und der hoffentlich involvierte Zuschauer im Laufe der Handlung zusammensetzen. Was Interesse und Neugier wecken und für die passende Stimmung sorgen soll, ist allerdings bestenfalls verwirrend, schlimmstenfalls frustrierend. Letztendlich ist es schwer zu erkennen, ob diese recht merkwürdigen Charaktereinführungen, Schauspiel-, Regie- und vor allem Schnitt-Entscheidungen gerechtfertigt sind.

Über den Plot sollte allerdings nicht zu viel verraten werden und wird an dieser Stelle bewusst vage gehalten, denn dieser hat in der Tat einige nette überraschende Wendungen und unvorhersehbare Figurenentwicklungen zu bieten. Darüber hinaus überschlagen sich die skurrilen Ereignisse. Die Koks-affine, freigeistige Tochter des Opfers hat ebenfalls ihren Charme und Darstellerin Peri Baumeister steckt als talentierte Schauspielerin viel in eine Rolle, die eigentlich kaum einen Zweck für die Handlung hat, außer den ein oder anderen Anhaltspunkt für die weiteren Ermittlungen zu liefern. An dieser Stelle schwenkt der Film selbst plötzlich und aus heiterem Himmel zu einer Art romantischen Komödie um, nur um kurze Zeit später wieder eine Kehrtwende Richtung ernstzunehmender Krimi zu machen. Es ist durchaus interessant und löblich, mehrere Genres zusammen zu nähen, allerdings ist es schade, wenn die Nahtstellen so unschön geraten. Krimi-Groteske tauscht mit Verschwörungsthriller, der wiederum mit einem mexikanischen Stand-Off endet. Klingt schön bekloppt, scheitert allerdings an den eigenen Ambitionen. Aber zumindest sind welche vorhanden.

Fazit: Darstellerisch weiß die Familiengemeinschaft zu überzeugen, auch wenn Drehbuchautor Christian Jeltsch seinen Hauptdarsteller Friedrich von Thun dazu zwingt, den Titel der Sendung («Schwarzach 23») ungelenk in einen Monolog zu quetschen. Das Grundthema von alten Sünden, die einen immer wieder einholen, hat ebenfalls seinen Reiz, allerdings schafft Regisseur Tiefenbacher den Spagat zwischen Absurditäten und ernsthafter Aufarbeitung der Vergangenheit nicht, weil das inszenatorische Rüstzeug nicht zur Verfügung steht. Und der ratlose Zuschauer wird am Ende zwiegespalten zurückgelassen.

Das ZDF zeigt «Schwarzach 23 - Und die Jagd nach dem Mordsfinger» am Samstag, dem 22. Oktober um 20.15 Uhr.

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