Jenes Personal, das dort Trumps Seite vertreten muss, kann einem freilich leidtun. Man kommt jedoch nicht umhin, für die Kompetenteren seiner Surrogates eine gewisse Achtung zu empfinden, wenn sie es tatsächlich – was man zuvor stets für unmöglich gehalten hätte – hinbekommen, ihre Verteidigungs- und Erklärungsreden nicht wie die größte Hirnverbranntheit klingen zu lassen. Verteidigen müssen diese Leute ja einiges: Trumps widerwertiges misogynes Gerede, seine rassistischen und ausländerfeindlichen Entgleisungen, seine Unfähigkeit und Ignoranz. Man mag Trumps Wahlkampfchefin Kellyanne Conway dafür verurteilen, dass sie ernsthaft konkrete Maßnahmen ergreift, um diesen Mann ins Weiße Haus zu bringen: Doch man kommt nicht umhin, ihr dafür Respekt zu zollen, wie sie den größten intellektuellen Zumutungen eine gewisse innere Logik verleiht. John Podesta, ihr Gegenstück auf Clintons Seite, hat es freilich leichter, wenn er nach den Debatten aus den Spin Rooms zugeschaltet wurde, um seine Einlassungen abzusondern.
Die amerikanischen Präsidentschaftsdebatten sind nicht nur ein größeres Ereignis als die hiesigen Kanzlerduelle weil es jenseits des Atlantiks vier statt einer oder zwei gibt, sondern auch weil der äußere Rahmen größer ausfällt, ohne zum Brimborium zu degenerieren. Wo Journalisten und Kandidatenvertreter in Amerika lautstark und lebhaft diskutieren, sitzt in Deutschland eine betagte Expertenrunde in einem schummerigen Studio und analysiert die Debatte mit viel zu viel Konsens und viel zu wenig Elan.
Wir brauchen einen Spin Room!
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel