TV-Markt

Der TV-Markt im Oktober: VOX rückt Sat.1 auf die Pelle, ProSieben zurück in der Spur

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Beinahe alle Privatsender konnten mit ihrer Leistung zufrieden sein, vor allem VOX zeigte sich in bestechender Form. Derweil machte ProSieben seinen verpatzten Saisonstart wieder gut - und Sat.1 stürzte ab.

Das ewige Duell zwischen König Fußball und dem «Tatort» um die Spitzenposition im Monat entschied im Oktober die deutsche Nationalmannschaft für sich: Bei beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Nordirland und Tschechien kamen die gesondert ausgewiesenen zweiten Hälften auf deutlich über zehn Millionen Zuschauer - genauer gesagt auf 11,02 bzw. 10,68 Millionen, nachdem in Durchgang eins 9,63 bzw. 9,56 Millionen zu Buche gestanden hatten. Der stärkste «Tatort» wiederum erreichte am 23. Oktober 9,52 Millionen. Ferner sehr gefragt war das Bayern-Spiel in der Champions League gegen Eindhoven mit immerhin noch 7,91 Millionen Fernsehenden und das medial stark diskutierte TV-Event «Terror - Ihr Urteil» von Ferdinand von Schirach mit 6,88 Millionen Fernsehenden. Doch auch ProSieben wusste an einem Abend vollends zu begeistern und gelangte mit der Free-TV-Premiere von «Fack ju Göhte» auf eine für Senderverhältnisse herausragende Reichweite von 6,32 Millionen.

In der Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen war der Streifen mit Elyas M'Barek in Anbetracht von 4,10 Millionen Fernsehenden sogar die mit Abstand meistgesehene Ausstrahlung des Monats, selbst König Fußball hatte hier in der Spitze nicht mehr als 3,68 Millionen zu bieten. Doch mit «The Voice» hatte die ProSiebenSat.1-Gruppe darüber hinaus auch das zuschauerstärkste Show-Format aller Sender zu bieten, die bislang ausgestrahlten Folgen kamen allesamt auf rund zweieinhalb Millionen Interessenten und schlugen damit sogar «Das Supertalent», das sich mit Werten zwischen 2,06 und 2,36 Millionen zu begnügen hatte - dafür allerdings beim Gesamtpublikum noch etwas besser lief. Ein seltener Gast in der Reichweiten-Elite ist gemeinhin VOX, das jedoch mit «Die Höhle der Löwen» auf bis zu 2,04 Millionen junge Zuschauer gelangte und damit ganz weit vorne mitspielte.

Blickt man nur auf die drei kleinsten Sender unserer Analyse (also VOX, kabel eins und RTL II), dann prägte erstgenannte Sendeanstalt das Geschehen ohnehin ziemlich stark: Auf vier «Die Höhle der Löwen»-Folgen, die beim Gesamtpublikum zwischen 2,68 und 3,32 Millionen Zuschauer generierten, folgten vier «Grill den Henssler»-Ausgaben mit 2,19 bis 2,66 Millionen und diverse weitere VOX-Ausstrahlungen. Einzig der Klassiker «Robin Hood - König der Diebe» auf kabel eins unterbrach die Phalanx mit immerhin 1,69 Millionen Fernsehenden, bei RTL II war es mit «Jurassic Park» ebenfalls ein älterer Blockbuster, der mit 1,50 Millionen das stärkste Ergebnis des Monats einfuhr.



Alle Zuschauer (Oktober 2016)


ALLE ZUSCHAUER (OKTOBER)
10,7
11,0
11,9
11,9
10,4
10,1
3,5
3,5
5,8
5,6
7,4
7,8
5,4
4,8
3,9
3,8
Marktanteile in %  |  Oktober 2016 gegenüber September 2016

Nein, es läuft noch nicht so recht für die öffentlich-rechtlichen Sender. Zwar gelang es dem ZDF zumindest, einmal mehr relativ unbedrängt die Marktführerschaft zu erreichen, doch mit nur 11,9 Prozent agiert man bei weitem noch nicht auf Topniveau. Zum Vergleich: In der Vorsaison hatte man kein einziges Mal weniger als 12,0 Prozent verzeichnet, was diesmal bereits zum Saisonauftakt im September mit bereits 11,9 Prozent knapp der Fall gewesen war. Härter aber traf es Das Erste, das nach ohnehin schon nicht sonderlich ruhmreichen 11,0 Prozent im Vormonat sogar noch auf 10,7 Prozent abrutschte und nun bereits unter Zugzwang steht - zumal RTL mit einer deutlichen Verbesserung von 10,1 auf 10,4 Prozent den Druck verstärkt. Motivieren kann man sich bei der ARD aber vielleicht mit dem Umstand, dass man auch 2015/16 mit 10,9 und 11,2 Prozent relativ behäbig aus den Startlöchern gekommen war und in der gesamten Folgesaison dann doch noch mächtig zuzulegen wusste.

Ein unter motivationalen Aspekten weitaus schwierigerer Fall ist dagegen Sat.1, das zwar mit 7,4 Prozent noch immer den Holzplatz relativ ungefährdet für sich beanspruchen konnte, aber nach dem ohnehin schon nur mäßigen September-Wert von 7,8 Prozent sogar noch klare Abschläge verkraften musste. Auch der direkte Vergleich mit der Vorsaison macht nicht gerade Hoffnung, schließlich war man vor Jahresfrist mit 8,1 und 8,2 Prozent noch verhältnismäßig stark in das neue Fernsehjahr gestartet, bevor ab November dann kein einziger Monat mehr über 7,9 Prozent hinauskam. Beinahe schon im siebten Quotenhimmel darf sich momentan VOX wähnen, das nach den tollen 5,6 Prozent im September nun noch beeindruckendere 5,8 Prozent vorzuweisen hatte. Zum Vergleich: In der Vorsaison war man kein einziges Mal auf mehr als 5,4 Prozent gelangt.

Bei ProSieben dürfte sich derweil ein wenig Erleichterung breitmachen, hatten sich die Unterföhringer doch zuletzt mit nur 4,8 Prozent nicht gerade mit Ruhm bekleckert und zahlreiche Serien- und Show-Flops hingelegt. Im Oktober nun verringerten sich die Hiobsbotschaften eklatant, der Marktanteil steigerte sich auf gewohnt ordentliche 5,4 Prozent. Weiterhin eher Mauerblümchen stellen kabel eins und RTL II im untersten Viertel des Rankings dar, wobei sich ersterer Sender auf 3,9 Prozent zu steigern und sich damit ein bisschen weiter von der Konkurrenz abzusetzen wusste. Mit einem kumulierten Wert von 59,1 Prozent verbesserten sich die "Big Eight" klar gegenüber dem mit nur 58,5 Prozent ziemlich schwachen September, der Vorjahres-Wert von 59,8 Prozent wurde jedoch klar verfehlt.


14- bis 49-Jährige (Oktober 2016)


14- BIS 49-JÄHRIGE (OKTOBER)
5,9
5,9
5,5
5,6
12,9
13,3
5,9
5,7
7,9
7,7
8,8
9,1
10,8
9,7
5,2
5,0
Marktanteile in %  |  Oktober 2016 gegenüber September 2016

Das junge Publikum bleibt die Domäne der privaten Fernsehsender und in allererster Linie natürlich von RTL. Anders als bei allen Fernsehenden verloren die Kölner hier jedoch an Zugkraft und mussten sich mit 12,9 statt 13,3 Prozent begnügen - mit diesem Niveau dürfte man sich mittlerweile arrangiert haben. Deutlich schwerer erträglich waren hingegen die 9,7 Prozent, die ProSieben im Vormonat verzeichnet hatte, lief es doch seit Ewigkeiten innerhalb der Kernsaison (September bis Mai) nicht mehr so schlecht wie zuletzt. Doch die große postraabeske Quoten-Erosion, die einige Medienanalysten herbeiredeten, bleibt zumindest vorerst noch aus: Mit 10,8 Prozent kam der Sender nun nämlich wieder auf eine völlig in Ordnung gehende Flughöhe - im Oktober 2015 war man auf ebenfalls 10,8 Prozent gelangt.

An anderer Stelle hat die Sendergruppe hingegen wieder dafür gesorgt, dass auch der Blues zur Stimmungsbeschreibung nach wie vor elementarer Bestandteil bleibt: Sat.1 verlor nach unspektakulären 9,1 Prozent an Zugkraft und hatte sich mit nur noch 8,8 Prozent zu begnügen, womit man allmählich sogar um den Bronzerang bangen muss. Denn gar nicht mal so weit dahinter positionierte sich VOX angesichts eines herausragenden Werts von 7,9 Prozent, was angesichts des zum Teil grandiosen Primetime-Abschneidens der «Höhle der Löwen», von «Grill den Henssler» und immer wieder mal auch von Spielfilmen am Donnerstag gar keine so große Überraschung ist. Sat.1 hat hingegen mit erodierenden Werten bei «Navy CIS», einem saft- und kraftlosen Show-Freitag sowie altbekannten Problemen am Abend zu kämpfen und kann auf der Haben-Seite abgesehen von «The Voice» kaum auf weitere Hits verweisen.

Etwas besser als zuletzt lief es dagegen für die kleinsten privaten Sendestationen, RTL II und kabel eins, die sich jeweils moderat im Vergleich zum September zu verbessern wussten und alles in allem nach jetzigem Stand wieder auf gewohntem Niveau rangieren. "Aufwachen" ist man hingegen geneigt, dem Ersten zuzurufen, das in den Vorjahren stets auf mehr als sechs Prozent des jungen Publikums gelangte, in dieser Saison jedoch noch so gar nicht in Fahrt kommt - als hätten die starken EM- und Olympia-Monate den öffentlich-rechtlichen Sender in eine Art Schlummer-Modus versetzt. Nach ohnehin schon ziemlich mauen 5,9 Prozent im September verringerte sich der Marktanteil nun sogar noch leicht, wenngleich das ZDF mit 5,5 Prozent dennoch minimal schwächer unterwegs war. Die Mainzer dürften sich mittlerweile aber an den unschönen Umstand gewöhnt haben, nicht einmal mehr sechs Prozent der jungen Fernsehenden zu erreichen. Mit insgesamt 63,1 Prozent steigerten sich die großen Acht gegenüber dem September aber dennoch deutlich, wo nur 62,0 Prozent erzielt worden waren.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
10,9
11,6
11,9
12,4
10,3
10,2
3,5
3,5
5,7
5,2
7,6
7,6
5,1
5,3
3,9
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2016 – Okt. 2016 gegenüber Sep. 2015 – Mai 2016

Nach lediglich zwei von neun Saison-Monaten sind die hier analysierten Werte noch mit Vorsicht zu genießen, doch ein erster Trend zumindest tut sich durchaus auf - und der dürfte den Öffentlich-Rechtlichen nicht so recht schmecken. Denn nachdem sich ARD und ZDF in den vergangenen Jahren weitgehend schadlos zu halten wussten, während die private Konkurrenz reihenweise an Boden verlor, scheint dieses Virus nun auch hier um sich zu greifen. Die Mainzer bleiben nach jetzigem Stand mit ihren 11,9 Prozent zwar weiter unangefochtener Marktführer, verlieren allerdings recht deutlich gegenüber den 12,4 Prozent aus der Vorsaison - während Das Erste mit 10,9 statt 11,6 Prozent sogar noch deutlichere Abschläge hinzunehmen hat. Für RTL dürfte die spannendste Frage sein, ob es abermals zum Erreichen der Zweistelligkeit langt - mit derzeit 10,3 Prozent sieht es erstmal ganz gut aus und der traditionelle Dschungelcamp-Highlight-Monat Januar kommt ja erst noch.

Hinter dem Treppchen klafft eine große Lücke, die erst Sat.1 mit nach derzeitigem Stand ähnlichen Werten wie im Vorjahr schließt. Spannender ist da schon das Rennen um die Positionen fünf und sechs, das nach aktuellem Stand gar nicht als solches bezeichnet werden kann, ist VOX mit seinen 5,7 Prozent doch weit von ProSieben entfernt, das sich derzeit mit 5,1 Prozent zu begnügen hat. In den vergangenen drei Saisons war ProSieben hier mit 5,3 bis 5,7 Prozent stets überlegen gegenüber VOX, das sich mit 5,2 bis 5,3 Prozent zu begnügen hatte und derzeit auf seinen Rekord-Saisonwert von 2012/13 in Höhe von 5,8 Prozent zusteuert. Keine wirkliche Richtung scheint es derweil bei kabel eins und RTL II zu geben, die nach aktuellem Stand ihre Power aus dem Vorjahr zu reproduzieren gedenken.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
5,9
6,7
5,6
5,8
13,1
13,2
5,8
5,8
7,8
6,7
9,0
9,0
10,3
10,9
5,1
5,2
Marktanteile in %  |  Sep. 2016 – Okt. 2016 gegenüber Sep. 2015 – Mai 2016

Bei den Jüngeren kann RTL insofern recht zufrieden sein, dass es für die jahrelang im stetigen Absturz befindlichen Kölner derzeit stark nach Konstanz ausschaut - und sogar danach, als könne man den Vorsprung auf den Dauer-Rivalen ProSieben vergrößern, das nach dem desolaten Saisonstart momentan erst bei 10,3 Prozent und damit noch recht deutlich unter den 10,9 Prozent des Vorjahres liegt. Für Sat.1 heißt es wohl auch in diesem Jahr schlichtweg, zumindest den Kurs zu halten und nicht noch signifikant gegenüber den 9,0 Prozent zurückzufallen - es sei denn, der Bällchensender hat eine gute Idee in der Hinterhand, wie man dem eigenen Fernziel Zweistelligkeit wieder näher kommen könnte, statt sich ihm immer weiter zu entfernen. Toll ist dagegen VOX unterwegs, das im vergangenen Jahr noch mit dem Ersten auf Augenhöhe lag, derzeit aber auf beeindruckende 7,8 Prozent gelangt.

Eben jenes Erste muss nach derzeitigem Stand die dramatischsten Einbußen verkraften und liegt mit momentan nur noch 5,9 Prozent lediglich auf einem Niveau, das dem formstabilen RTL II gerecht wird. Steigert sich der öffentlich-rechtliche Sender nicht, könnte er insbesondere bei den 14- bis 49-Jährigen zum Absteiger der Saison avancieren. Das ZDF steht mit seinen 5,6 Prozent zwar noch ein wenig schlechter dar, hat sich allerdings bereits daran gewöhnt, nur noch etwas mehr als ein Zwanzigstel des jungen Publikums zu erreichen. Und kabel eins fristet nach wie vor sein Dasein ganz unten im Ranking - bleibt dort aber immerhin entspannt und konstant. Insgesamt kommen die acht großen Fernsehsender auf einen kumulierten Marktanteil von 62,6 Prozent, was immerhin nur moderaten Verlusten gegenüber den 63,3 Prozent aus der Vorsaison entspricht.

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