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Und für die Anbieter illegaler Livestreams. Das Geschäft mit diesen Internet-Angeboten ist zu einem großen Markt geworden, für jede Sportart und jedes Interesse, auch von der Bundesliga. Wer reinklickt, bekommt illegale Streams der hochoffiziellen Angebote: von Sky Deutschland beispielsweise für die Bundesliga oder für Übertragungen von Champions-League-Spielen. Zigtausende Seiten finden sich mittlerweile im Netz, sie werben mit den Logos der großen Ligen und den erfolgreichen Schlagzeilen: Borussia Dortmund gegen FC Bayern – nur einen Klick entfernt, sofort verfügbar.
Dass der Markt mittlerweile so groß ist, liegt in erster Linie an den vereinfachten Bedingungen: Noch vor Jahren funktionierten Streams vor allem über Peer-to-Peer-Services oder spezielle Software, mit der Nutzer gleichzeitig die Inhalte weiterverteilen mussten. Ein einfacher Klick auf einen Link reichte nicht, um seine Mannschaft sehen zu können. Außerdem verfügten viele Internet-Anschlüsse noch nicht über die nötige Bandbreite für ordentliches Streaming. Vor allem aber gab es einen weiteren Grund, warum simple Internet-Streams noch kein breites Interesse fanden: Zu Premiere-Zeiten konnte jeder Baumarkt-Receiver relativ schnell die Verschlüsselung aushebeln und die gesamte Pay-TV-Bandbreite kostenlos empfangen. Einfacher und sicherer ging es damals nicht für zigtausende illegale Konsumenten. Mit der Einführung neuer Geräte und der permanenten Weiterentwicklung neuerer Verschlüsselungssysteme ist diese Möglichkeit nahezu ausgestorben. Internet-Streams wurden zur ernstzunehmenden Alternative. Die Zahl der Streams bei großen Fußball-Begegnungen liegt schätzungsweise im fünfstelligen Bereich.
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Zweitens kann eine zunehmende Professionalisierung der Angebote beobachtet werden: Die Streaming-Qualität wird besser, die Angebote sprechen sich herum, Links werden ausgetauscht. Bis vor ein paar Monaten spielte sicherlich auch die einfachere Verfügbarkeit im Vergleich zu den offiziellen Angeboten eine Rolle: Die Bundesliga auf einen Klick einzuschalten, von jedem PC aus und auch mobil, spielte sich als großer Vorteil gegenüber Sky aus. Bis zum Sommer war es beim Pay-TV-Anbieter nicht möglich, Bundesliga und Sport dauerhaft nur über das Internet zu abonnieren, denn man benötigte stets ein TV-Abo mit Mindestvertragslaufzeit. Mit Sky Ticket hat Sky dieses Problem gelöst und bietet nun Streams auf allen Geräten an, ohne langes Abo und monatlich kündbar.
Gegen Sky, DFL und Co.: Wie das Livestream-Geschäft funktioniert
Link zur wissenschaftlichen Studie (PDF)
It’s Free for a Reason: Exploring the Ecosystem ofFree Live Streaming ServicesDer entscheidende Punkt in diesem Ökosystem sind schließlich die Advertiser oder Werbetreibenden. Über die Websites wird so viel Werbung wie möglich platziert, vor allem über Javascript-Code. Viele Seiten funktionieren deshalb nicht, wenn der User Adblocker benutzt: Der Livestream wird schließlich nicht starten. So müssen sich die User also durch meist mehrere Werbe-Overlays klicken, bevor sie den eigentlichen Stream starten können. Die Werbeeinahmen werden geteilt: Sie gehen an die Werbenetzwerke, die die Werbung bereitstellen, an die Aggregatoren und an die Provider. Das Geschäftsmodell scheint sehr lukrativ, anders ist die zunehmende Verbreitung dieser Angebote und deren Professionalisierung nicht zu erklären.
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Sky und die DFL haben die Probleme erkannt, sie fahnden mit eigenen Teams nach den Angeboten. Wenn möglich, werden die Seiten gesperrt, wie im Frühjahr „istreams.to“. Mit bestimmten Tools fahnden verschiedene Firmen im Hintergrund nach Links und Hashtags, die beispielsweise auch in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Vor Jahren war es einfacher, in das Geschäft einzugreifen: So trat die Firma Netresult im Auftrag großer Fußball-Ligen wie Bundesliga oder Premier League oft mit den Website-Betreibern – den Aggregatoren – in Kontakt und konnte Löschungen der Links veranlassen. Die zunehmende Professionalisierung, und die vermutete Konzentration auf wenige Anbieter im Rahmen organisierter Kriminalität, macht auch diesen Weg schwerer. Genauso wie die Sperrung der Server.
Die illegalen Livestreams, sie werden auch in Zukunft ein Problem bleiben. Für die legalen Rechteinhaber bleibt nur, alle Möglichkeiten gegen die Anbieter auszuschöpfen. Vor allem aber die Nutzer abzuholen: mit attraktiven Angeboten, bequemen Apps mit guter Funktionalität, mit ordentlichen Preisen. Angesichts der steigenden Sportrechte-Kosten ist das eine Herkulesaufgabe.
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