Filmfacts: «Radio Heimat»
- Kinostart: 17. November
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 84 Min.
- Kamera: Gerhard Schirlo
- Buch und Regie: Matthias Kutschmann
- Darsteller: Jan Bülow, Maximilian Mundt, Hauke Petersen, David Hugo Schmitz, Milena Tscharntke, Sandra Borgmann, Stephan Kampwirth
- OT: Radio Heimat (DE 2016)
Damals war auch scheiße!
Die vier Freunde Frank (David Hugo Schmitz), Pommes (Jan Bülow), Spüli (Hauke Petersen) und Mücke (Maximilian Mundt) suchen mitten im Pott, mitten in der Pubertät und mitten in den 80er Jahren nach der ersten großen Liebe und dem ersten Sex. Besonders Frank hat einen schmerzlichen Wunsch, nämlich bei Carola Rösler (Milena Tscharntke) zu landen. Unerschrocken ziehen die vier Helden in den Kleinkrieg der Geschlechter und lecken ihre Wunden zwischen Freibad, Schrebergärten und Ommas Frikadellen. Sie absolvieren die schier unüberwindbaren Initiationsriten, welche das Ruhrgebiet jeglicher Mannwerdung entgegenhält: Pilstrinken, Pöhlen und Pommes-rot-weiß. Da hatte es Franks Vatter (Stephan Kampwirth) mit seiner Kohlenstaub-Chuzpe in den 60er Jahren wohl etwas leichter: Außer einem Kanon gesellschaftlich auferlegter Pflichtübungen wie Tanzschule, keuschem Kaffeetrinkens und echtem Erröten lief es in Sachen Liebe eigentlich wie von selbst bzw. wie es seine Herzensdame (Sandra Borgmann) wollte. Und so bleibt unseren Helden nur eins: Alles selber ausprobieren! Sie scheitern als Rockmusiker im Bergarbeiter-Chor, gehen in die Tanzschule, richten Partykeller ein und nutzen die Klassenfahrt als letzte Chance, endlich erwachsen zu werden. Erst nach einer Reihe von Niederlagen begreifen sie, was im Leben wirklich wichtig ist: keine Sprüche von Eltern, Großeltern und Lehrern, sondern Freundschaft, Humor und jemand, der ihnen gut tut.
«Radio Heimat» ist nicht der erste Film in diesem Jahr, der versucht, die Faszination des Ruhrgebiets an den Zuschauer heranzutragen. Schon Adolf Winkelmanns Drama «Junges Licht» war eine melancholische Abrechnung mit dem Deutschland der frühen Sechzigerjahre, die sich thematisch nirgendwo anders besser verorten ließ, als im Ruhrpott. In gewisser Weise stand diese geographische Lage nämlich auch für all die zerschlagenen Träume und die nicht vorhandenen Chancen der Jugend, die sich heute rückwirkend allenfalls noch verklärend leugnen lassen. Matthias Kutschmann geht jetzt zwei Jahrzehnte weiter und gestaltet «Radio Heimat» nicht als Kindheitserinnerung, sondern erzählt seinen Film so, als wäre er in ebenjenem Jahrzehnt der Achtziger entstanden. Die Mischung aus Coming-of-Age-Komödie und Heimatfilm folgt einer Clique aus vier jungen Männern, die den ganz normalen Alltag von Jugendlichen bestreiten muss. Als Besonderheit verkauft «Radio Heimat» dem Zuschauer dabei die Kulisse des Ruhrgebiets; leider kommt das Skript nie darüber hinaus, allenfalls mit Klischees zu hantieren, um diesen Schwerpunkt inszenatorisch zu unterstreichen. Setting, Essgewohnheiten, Popkultur und Dialekt machen zwar zu jedem Zeitpunkt deutlich, dass «Radio Heimat» in gewisser Weise auch eine Liebeserklärung an den Ruhrpott sein soll, die Handlung selbst bleibt aber zu konventionell und austauschbar, um zusätzlich zum Ausstattungsflair Authentizität zu verkörpern. Die Erlebnisse von Frank, Pommes, Spüli und Mücke könnten sich nämlich auch überall anders zugetragen haben. Doch immerhin ist das, was die Vier erleben, unterhaltsam, amüsant und kommt im Gegensatz zum Rest dann auch tatsächlich weitestgehend klischeefrei daher.
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Fazit
Dank der tollen Darsteller und der lebensechten Figuren ist «Radio Heimat» eine hübsche Anekdotensammlung aus dem Leben von vier Jugendlichen. Der Versuch, dem Ruhrgebiet eine Liebeserklärung zu machen, funktioniert allerdings nur bedingt, da das Skript über die Verwendung von Allgemeinplätzen nicht hinaus kommt.
«Radio Heimat» ist ab dem 17. November in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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Wer führte bei «Radio Heimat» Regie?
Tipp: Der Titel findet sich auch in der obigen Filmkritik.
Teilnahmeschluss ist am 27. November 2016 um 23:59 Uhr. Viel Glück!
Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen findet ihr unter http://tinyurl.com/QuotenmeterGewinn.
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