Cast & Crew
- Regie: Stephan Wagner
- Darsteller: Bjarne Mädel, Katharina Marie Schubert, Amber Bongard, Friederike Kempter, David C. Bunners, Charlotte Bohning, Viola Pobitschka, Oliver Bröcker, Fritz Roth
- Drehbuch: Christian Jeltsch
- Kamera: Thomas Benesch
- Schnitt: Susanne Ocklitz
- Musik: Ali N. Askin
- Produktionsfirma: carte blanche
Über dem Konzept hinter «Wer aufgibt, ist tot» schwebt überdeutlich Harold Ramis' Meilenstein «Und täglich grüßt das Murmeltier» mit Bill Murray in einer seiner besten Rollen. Dort macht ein arroganter Wetteransager immer und immer wieder denselben Tag durch – und nutzt dies zwischendurch für Schabernack oder Selbstbestrafung, aber auch, um seine Aufnahmeleiterin kennen und lieben zu lernen. Von der Zeitschleife abgesehen übernimmt «Wer aufgibt, ist tot» primär nur eine einzelne Idee aus dem Evergreen von 1993: Wenn der große Schicksalstag (hier der 9. Oktober, bei Ramis und Murray der 2. Februar) beginnt, ertönt stets derselbe Popsong. „I Got You Babe“ beim Spießroutenlauf von Wetterfrosch und Murmeltier, Fools Gardens „Lemon Tree“ bei Bjarne Mädels wenig über sich selbst reflektierenden Spiegelverkäufer.
Von dieser durchaus auch als Querverweis interpretierbaren Parallele abgesehen, entwickelt «Wer aufgibt, ist tot» alsbald eine ganz eigene Identität. Nicht nur, weil Paul Lohmann nicht allein den Tag seines Todes wiederholt durchmacht – sein Engel erlaubt es ihm, auch weiter zurückzureisen, um schon früher die Weichen für einen glimpflicheren Ausgang zu stellen. Zumindest in der Theorie. Denn der von Bjarne Mädel mit herrlicher Trockenheit und einem trottelig-normalbürgerlichem Charme gespielte Lohmann versagt immer und immer wieder – woraus Regisseur Stephan Wagner («Der Fall Jakob von Metzler») nicht nur viel Witz (mal spröde, mal süffisant) zu ziehen versteht.
Wagner formt nach einem Drehbuch von Christian Jeltsch («Tatort – Der hundertste Affe») aus der vertrackten Trial'n'Error-Story vor allem eine emotionale Geschichte. Anders als der philosophisch-romantische Murmeltiertag ist diese TV-Tragikomödie jedoch eher eine Erzählung über Selbsterkenntnis: Durch das Ankämpfen gegen die akuten Dinge, die ihn auf die Intensivstation gebracht haben, erkennt Lohmann endlich, dass er innerlich schon länger tot war. Als Vater desinteressiert, in seinem Arbeitsleben eingefahren und ignorant gegenüber seinen Eheproblemen.
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Fazit: Humorvoll, nachdenklich und charmant: «Wer aufgibt, ist tot» mag sich grob an einem großen Filmklassiker orientieren, dennoch ist es ein rares Juwel im Bereich der ARD-Fernsehkomödie.
«Wer aufgibt, ist tot» ist am Freitag, den 18. November 2016, ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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