Die Handlung
Filmfacts: «Die Horror Party»
- Regie: Fred Walton
- Produktion: Frank Mancuso Jr.
- Drehbuch: Danilo Bach
- Darsteller: Deborah Foreman, Griffin O'Neal, Clayton Rohner, Jay Baker, Pat Barlow, Lloyd Berry, Tom Heaton, Amy Steel
- Kamera: Charles Minsky
- Schnitt: Bruce Green
- Musik: Charles Bernstein
- Erscheinungsjahr: 1986
- Laufzeit: 84 Minuten
- FSK: 16
Kurz und knapp - Warum «Die Horror Party» nicht länger sein darf
Gerade bei Slasher-Filmen, also Horrorgernebeiträgen, bei denen der möglichst blutige und brutale Mord im Mittelpunkt steht, läuft man schnell Gefahr, dass sich das "Wir schlitzen einen Protagonisten nach dem anderen auf"-Schema tot läuft. Wer bei der Inszenierung der Morde also nicht besonders kreativ vorgeht (wir erinnern uns etwa an die «Final Destination»-Filmreihe), der muss versuchen, auch über so etwas wie Handlung oder Figuren zu punkten. Im Falle des weitestgehend unbekannten Schlitzerfilms «Die Horror Party» aus den späten Achtzigerjahren geht Regisseur Fred Walton ein großes Wagnis ein. Auf der einen Seite greift er zwar auf genretypische Mechanismen zurück, was bedeutet, seine Charaktere entsprechen alle bestimmten, vorgegebenen Typen und der Reiz besteht in erster Linie daraus, dass einer nach dem anderen gemeuchelt wird. Doch gerade im Finale erklärt sich rückwirkend einiges als vielleicht doch nicht so offensichtlich, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Da der Zuschauer ebenjenen Twist aber natürlich erst gen Ende erfährt, darf das vorab etablierte Szenario nicht zu sehr langweilen. Schließlich soll das Publikum ja nicht abschalten, bevor sich offenbart, was genau hinter dem Konzept von «Die Horror Party» steckt. Den Abspann nicht mitgerechnet, dauert der Film lediglich 84 Minuten und eh sich die Meta-Ebene offenbart, vergeht gerade mal etwas mehr als eine Stunde. So umgehen die Macher das Risiko, der Zuschauer könnte angesichts der vermeintlich offensichtlichen Situation vorher abschalten. Nur wenige Minuten mehr und vielleicht hätten viel weniger Leute erfahren, worum es in «Die Horror Party» eigentlich geht...
Die 6 glorreichen Aspekte von «Die Horror Party»
Von den späten Siebziger- bis hin zu den frühen Achtzigerjahren erlebte das Horror-Subgenre des Slasherfilms seine Hochphase. Nicht nur Schlitzerikonen wie Michael Meyers und Jason Vorhees wurden zu dieser Zeit etabliert, auch sämtliche Feiertage ließen sich in diesen zwei Jahrzehnten wiederholt zweckentfremden. Von Weihnachten («Silent Night, Deadly Night») über den Valentinstag («My Bloody Valentine») bis hin zu eher behelfsmäßig gewählten Daten wie dem Muttertag («Mothers Day») oder, noch vager, dem Geburtstag («Bloody Birthday») – wo es etwas zu feiern gab, da war der Mörder nicht weit. All diese Filme einte neben den äußerst brutal inszenierten und stets direkt vor der Kamera festgehaltenen Gewalttaten auch eine gewisse Freizügigkeit. Gerade in dieser Hinsicht hebt sich der 1986 von «When a Stranger Calls»-Regisseur Fred Walton inszenierte Feiertags-Slasher «Die Horror-Party» angenehm und überraschend von sämtlichen anderen Genrebeiträgen dieser Dekade ab. Kurz bevor der Slasherfilm seinen eigenen Erfolgszenit überschreiten und ganze acht Jahre bevor Wes Craven diese Filmgattung schließlich mit «Scream» wiederbeleben sollte, sich dieser im Original «April Fool’s Day» betitelte Horrorschocker an der Tradition des gegenseitigen sich in den April Schickens. Da er dieses Vorhaben sogleich auch auf eine Meta-Ebene überträgt, kann sich das Publikum nie sicher sein, wo Waltons Werk nun ein "echter“ Slasher ist und wo es den Zuschauer an der Nase herumführt. Trotzdem steht fest: «Die Horror-Party» ist trotz der einst äußerst zwiespältigen Publikumsreaktionen ein erfrischend unkonventioneller Genrebeitrag, dem zu Unrecht nicht ebenjene Aufmerksamkeit zuteil wurde, wie seinen vielen Wegbereitern, die heute Kultstatus besitzen.
Zu Beginn von «Die Horror-Party» wähnt man sich fast in einem frühen Vertreter des Found-Footage-Films. Wenngleich es für den fortwährenden Verlauf von Geschichte und Inszenierung keinerlei Bewandtnis hat, dürfen sich die Protagonisten in Form eines selbstgedrehten Homevideos dem Zuschauer vorstellen. Das beleuchtet die Figuren direkt von ihrer wohl persönlichsten Seite, hat mit der ansonsten sehr konventionellen technischen Aufmachung allerdings wenig zu tun. Kameramann Charles Minsky («Happy New Year») verzichtet bei seiner Arbeit auf allzu feine Raffinessen und konzentriert sich lieber auf schlichte Bildkompositionen. Er ergötzt sich weder an den nur vereinzelt auftretenden und äußerst zurückhaltend inszenierten Gewaltszenen, noch macht er seine Arbeit zum ausschlaggebenden Faktor für die Entstehung von Atmosphäre. Die Story erweckt trotz eines frühen Zwischenfalls, durch den einer der Cliquenmitglieder auf seinen Besuch auf der Insel verzichten muss, lange Zeit eher den Eindruck einer Coming-of-Age-Komödie. Das Skript von Danilo Bach («Beverly Hills Cop») macht sich die äußerst authentische Chemie innerhalb des Casts zunutze und lässt die Schauspieler mit viel Esprit und Charme vor der Kamera agieren. So dauert es nicht lange, bis der Zuschauer das Gefühl bekommt, es in «Die Horror-Party» mit echten Menschen und nicht mit bloßen Abziehbildern einer Generation zu tun zu haben.
Die meisten Slasherfilme der Siebziger und Achtziger stehen und fallen mit ihrem Antagonisten respektive mit der Art, wie er seine Opfer meuchelt. Auch hier hat «Die Horror-Party» wenig mit seinen Vorbildern gemein. Nicht nur im Hinblick auf nackte Haut ist Waltons Regiearbeit handzahm, auch die Morde geschehen nie vor laufender Kamera. Dieses vermeintliche Slasher-No-Go disqualifiziert automatisch im Rennen um den brutalsten Genrebeitrag der damaligen Dekade, gleichzeitig hebt es aber auch den Alleinstellungswert des Films hervor. Neben dem hohen Wortwitz in den Dialogen und den nach erstaunlich hohen Logikmaßstäben handelnden Figuren steht in «Die Horror-Party» nicht der Thrill durch den Kill im Mittelpunkt, sondern die Umstände danach. Regiert im Slashergenre normalerweise die „Der Weg ist das Ziel“-Prämisse, so ist hier tatsächlich die Auflösung der größte Coup. Dass diese jedem gefällt, da war sich schon das Publikum während der Kinoveröffentlichung 1986 uneins – aber es ist definitiv eine, die man gesehen haben sollte, erst recht, wenn man das Genre liebt.
Fazit: «Die Horror-Party» ist ein überraschend unblutiger Beitrag des späten Teenslasher-Zeitalters, der gekonnt die Regeln des Genres zu variieren weiß. Pfiffige Twists und Ideen sowie ein angenehm routiniert aufspielendes Ensemble können darüber hinweg täuschen, dass Regisseur Fred Walton nicht viel an einer klassischen Grusel-Atmosphäre gelegen ist. An der kontroversen Auflösung werden sich jedoch auch heute noch, knapp 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung, die Geister scheiden.
«Die Horror Party» ist auf DVD erhältlich.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel