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Wir glauben, dass die Show perfekt hinter «Wer wird Millionär?» passt. Die Zuschauer sind in Spiellaune und auch bei uns geht es um viel Geld. Einen besseren bzw. passenderen Vorlauf kann man sich eigentlich nicht wünschen. Es wäre toll, wenn die Zuschauer, das auch so sehen.
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Annett Möller im Quotenmeter.de-Interview
Von Senderseite aus spricht man von einer „realen Crime-Show“. Eine Spielshow, bei der es auf der einen Seite also um das Gewinnen von Geld geht, bei der aber trotzdem ein zumindest inszeniertes Verbrechen und die Arbeit von Ermittlern eine Rolle spielen. Das hört sich zugegebener Maßen abenteuerlich an. Dabei ist die Idee hinter der Sendung schnell erklärt. Moderatorin Annett Möller begibt sich auf die Suche nach zwei geeigneten Kandidaten, die Lust haben, 30.000 Euro zu gewinnen. In der Auftaktfolge stellt Möller diese Frage in Aachen, wo sie auf die Studenten Carsten und Moritz trifft. Worum genau es geht, wissen sie die beiden zum Zeitpunkt ihrer Zusage nicht.
Etwas später treffen die Studenten wieder auf Möller, die ihnen nun ein Fluchtauto, ein Handy und den Koffer mit 30.000 Euro aushändigt. Nun gilt es, den Koffer innerhalb einer Stunde zu verstecken. Danach werden die Kandidaten festgenommen und 30 Stunden lang verhört. Zeitgleich werden Spuren ausgewertet und Zeugen gesucht. Gelingt es den Ermittlern in dieser Zeit nicht, den Koffer zu finden, gehört das Geld den Kandidaten.
Zwischen Schnitzeljagd und Pokémon Go
Diese Ermittler gehen auf Spurensuche
Axel Petermann (64), ehemaliger Leiter einer Mordkommission, Profiler und Bestsellerautor; Lydia Benecke (34), eine der bekanntesten Kriminalpsychologin Deutschlands und erfolgreiche Schriftstellerin; Dirk "Venne" Vennemann (44, aus Essen), seit 25 Jahren Polizist und langjähriger Zivilfahnder; Marc "Budde" Burdorf (42, aus Essen), ebenfalls seit 25 Jahren Polizist und leidenschaftlicher Schatzjäger.Dieses besteht aus den Profis Axel Petermann, Lydia Benecke, Dirk Vennemann und Marc Burdorf (siehe Infobox). Überhaupt ist es RTL für die Auftaktfolge gelungen, ein durch und durch stimmiges Personennetz zusammenzustellen. Es ist eine Wohltat, dass man bei den Kandidaten auf C- und D-Promis verzichtet hat. Mit der Wahl von Annett Möller konnte die Moderation zudem mit einem in der Unterhaltung unverbrauchten Gesicht besetzt werden.
Im Endeffekt ist es nicht anderes als eine kleine Schnitzeljagd, die RTL am Donnerstabend veranstaltet. Dass sich Millionen von Menschen für vergleichbare Hypes begeistern lassen, zeigte vor einigen Monaten schon „Pokémon Go“. «Schnapp Dir das Geld!» zwingt den Zuschauer zum Nach- bzw. Mitdenken. Ist es sinnvoll, das Geld hier zu verstecken? Fallen die Ermittler tatsächlich auf diese oder jene falsche Fährte herein? Fragen wie diese Stellen sich beim Schauen der Sendung zwangsläufig. Der Faktor Identifikation ist bei «Schnapp Dir das Geld!» in jedem Falle also überdurchschnittlich hoch.
Eine Stunde Laufzeit – Gott sei Dank!
Das vielleicht größte Plus für die Show ist aber die Laufzeit, die die Macher genau richtig gewählt haben. Unzählige Formate, deren Konzepte grundsätzliches Potenzial aufweisen, krankten in jüngerer Vergangenheit an ihren in die Länge gezogenen XXL-Sendezeiten. Hätte man alles entsprechend aufgebläht, wäre auch aus «Schnapp Dir das Geld!» mit Leichtigkeit eine zweistündige RTL-Show für den Mittwochabend zu machen gewesen.
Die Verantwortlichen haben darauf dankenswerter Weise verzichtet und dem Spannungsbogen damit eine Wohltat erwiesen. So wird in knapp 50 Minuten ein gesamter Fall erzählt - von der Kandidatenauswahl bis hin zum Ermittlungsergebnis. Insgesamt 31 Stunden Versteck-Suche sowie Verfolgungsjagd kompakt zusammenzufassen, ist ein kleines Kunststück, dass den Machern der neuen Show gut gelungen ist.
Da lässt sich leicht darüber hinwegschauen, dass die Sendung an einigen Stellen dann doch ein wenig überinszeniert daherkommt. Die Festnahmen der beiden Kandidaten nach der einen Stunde, während der sie das Geld verstecken durften, wirken wie ein gemusst schräges Rollenspiel. Vielleicht hätten die Akteure das Konzept nicht an jeder Stelle ganz so ernst nehmen müssen – im Endeffekt ist und bleibt es ja nur eine Spielshow. Fraglich bleibt zudem, über wie viele Folgen hinweg das Konzept der Show tatsächlich trägt. Aber das dürfte vorerst ohnehin Zukunftsmusik sein.
Fazit: Mit «Schnapp Dir das Geld!» probiert RTL am Donnerstagabend ein Konzept aus, das es in dieser Form in jüngerer Vergangenheit noch nicht gegeben hat. Die Idee hinter der Sendung mag sich auf den ersten Blick seltsam anhören, entpuppt sich aber als durchaus interessant. Die sympathischen Kandidaten der Auftaktfolge und das kompetente Ermittlerteam lassen den Zuschauer mit beiden Seiten mitfiebern. Folglich ist es RTL gelungen, ein schönes und kurzweiliges Format zu inszenieren, das den Spagat zwischen Game- und Crime-Show meistert und den Zuschauer zumindest mental miteinbezieht.
Der Auftakt von «Schnapp Dir das Geld!» ist heute Abend um 22.15 Uhr bei RTL zu sehen, drei weitere Folgen laufen danach an den kommenden Donnerstagen jeweils im Anschluss an «Wer wird Millionär?»
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