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Die wilden Niemande und ihr Flop für Ältere
Und die Muppets? Um sie fest in die Disney-Familie einzugliedern, zahlte der Unterhaltungskonzern gerade einmal 75 Millionen Dollar. Im Merchandising füllen sie nur eine Nische von solider Größe aus und ihre seit der Disney-Übernahme veröffentlichten Kinofilme bringen es auf zusammengerechnet 245,56 Millionen Dollar weltweit. Andererseits haben die Muppets seit der Disney-Akquise ihren ersten Oscar gewonnen und diverse virale Hits generiert, darunter das 53,4 Millionen Mal abgerufene «Bohemian Rhapsody»-Musikvideo. Dennoch: Die filzige Chaostruppe füllt ständig die Position des nur gelegentliche Treffer landenden Underdogs aus und spielt im Disney-Imperium daher nur eine untergeordnete Rolle.
2015 sollte die Rückkehr der Muppets in das Medium, das sie zu Kultfiguren gemacht hat, der von Jim Henson erschaffenen Truppe endlich zu einer verlässlichen Position im popkulturellen Geschehen verhelfen. Doch obwohl die Fernsehserie «The Muppets» jede Menge Staub aufwirbelte, fielen die US-Zuschauerzahlen nach der beachtlichen Premiere nur ernüchternd. US-Medien berichteten eifrig über das Aus zwischen Kermit dem Frosch und Schweinediva Miss Piggy. Medienbeobachter diskutierten hitzig darüber, ob der kernige Humor der Serie zu den Muppets passt. Branchenblätter hatten dank des Trubels hinter den Kulissen viel zu tun. Und dann, als die Serie nach einem Showrunnerwechsel allmählich eine konstante Richtung fand, war die drohende Absetzung bereits ein offenes Branchengeheimnis. Nach nur 16 Episoden war also Schluss mit der im Pseudo-Dokumentationsstil gehaltenen TV-Business-Comedyserie.
Als im Mai 2016 die Absetzung auch offiziell vom zum Disney-Konzern gehörenden US-Network ABC getätigt wurde, drängten sich zahlreiche Fragen auf. Allem voran: Droht den Muppets mit einer Flopserie und dem an den Kinokassen weit unter den Erwartungen gelaufenen Film «Muppets Most Wanted» im Rücken erstmal eine Zwangspause? Und wenn die Muppets als das schwache Glied in der Kette dazugekaufter Disney-Marken doch nicht zurück in die Klamottenkiste gesteckt werden, müssen Fans der frecheren Seite dieser flauschigen Entertainer vielleicht fürchten, dass die Konzernmutter erstmal eine Verkindlichungskur verschreibt?
Probier’s mal mit Kindertauglichkeit
Letzteres geschah schließlich bereits vergangenes Jahrzehnt, als der von großem Vorabhype begleitete Fernsehfilm «Die Muppets: Der Zauberer von Oz» spektakulär auf die Nase fiel und sich angesichts seiner Gags über Metallnippel und Quentin Tarantinos Gewaltfantasien von besorgten Eltern viel Kritik anhören musste. Die nächsten größeren Muppet-Projekte waren betont kinderfreundliche Angelegenheiten wie das zweiteilige Special «Studio DC: Almost Live» voller Disney-Channel-Sternchen oder der weichgespülte Fernsehfilm «Die Muppets – Briefe an den Weihnachtsmann». Erst diese Dekade folgten dann die durchgeknallten, albern-smarten Produktionen «Die Muppets» und «Muppets Most Wanted».
Was Muppet-Liebhaber beruhigen dürfte: Nein, der Mäusekonzern hat die Muppets nach dem 16-teiligen ABC-Misserfolg nicht aufgegeben. Tatsächlich scheint Disney besagten Kurs „Erst was Wildes, dann erstmal wieder mehr Kindliches“ wiederholen zu wollen: Nach der mit kessen Späßen über Sexualität und Arbeitsfrust bereicherten, trotzdem familientauglichen Serie «The Muppets» wird die kommende Muppet-Fernsehproduktion auf die jüngeren Konsumenten abzielen – vor wenigen Wochen gab der Vorschulsender Disney Junior bekannt, ein «Muppet Babies»-Reboot zu produzieren.
Wie die 1984 gestartete Originalserie reißt auch die Neuauflage die Muppet-Figuren aus ihrer üblichen puppenartigen Form heraus, um sie in animierter Gestalt auf die Mattscheibe zu bringen – dieses Mal als CG-Kreaturen anstelle der Zeichentrickversionen von einst. Ob die für 2018 geplante Serie den surrealen Witz der ersten «Muppet Babies»-Serie beibehalten wird, steht noch in den Sternen. Bekannt ist derweil dank Insiderinformationen des Muppet-Fanportals 'Tough Pigs', dass eine neue Figur eingeführt wird – die kunstversessene Schafdame Bobbi Baba.
Wir halten euch die Treue, ihr Underdogs
Abseits dessen hält Disney die „großen“ Muppets derzeit mit sehr US-affinen Bemühungen am Leben. Neben diversen TV-Gastauftritten der Kulthelden etwa durch eine neue Show über die Geschichte Amerikas sowie eine Ende November eröffnete, mit Insidergags bespickte Muppet-Pizzeria im Florida-Themenparkkomplex Walt Disney World. Zudem gab die seit der «Muppet Show» berühmt-berüchtigte Funk-und-Rock-Band Electric Mayhem diesen Sommer ein kurzfristig kommuniziertes Livekonzert in San Francisco, des Weiteren führten die Muppets im November die legendäre Macy’s Thanksgiving-Parade an.
Kurzum: Während das Avengers-Superheldenuniversum ab 2017 mit drei abendfüllenden Filmen jährlich sowie diversen TV-Serien für Wagenladungen voll Geld sorgt, die enorm einträgliche «Star Wars»-Welt stetig expandiert und Pixar weiterhin hoch angesehene Kassenschlager verantwortet, führt der verschlungene Muppet-Pfad die filzigen Unruhestifter in naher Zukunft in zwei grundverschiedene Sektoren. Kinderunterhaltung und nostalgisch-nischiger Spaß für eingeschworene Muppet-Liebhaber. Disneys Problemkinder – sie bleiben wenigstens aktiv.
«The Muppets» ist ab dem 3. Dezember immer samstags gegen 14.20 Uhr bei ProSieben zu sehen.
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