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«Westworld»: Trotz Rekorden (noch) kein neues «Game of Thrones»

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Qualitativ sehen viele Beobachter im Sci-Fi-Western den nächsten großen Wurf HBOs. Quotentechnisch war in Staffel eins noch Luft nach oben, Rekorde stellte «Westworld» dennoch auf.

Zum Format: «Westworld»

  • Genre: Drama / Science Fiction / Western
  • Schöpfer: Jonathan Nolan & Lisa Joy
  • Basierend auf: «Westworld» (1973) von Michael Crichton
  • Darsteller: Evan Rachel Wood, Thandie Newton, Jeffrey Wright, James Marsden, Ben Barnes, Anthony Hopkins, Clifton Collins Jr., Ed Harris u.v.m.
  • Episodenzahl: 10
  • Executive Producers: Bryan Burk, Jerry Weintraub, Lisa Joy, Jonathan Nolan & J.J. Abrams
  • Produktionsstudios: Kilter Films, Bad Robot Productions, Jerry Weintraub Productions & Warner Bros. Television
HBO – das war lange die unumstrittene erste Adresse für Qualitätsserien. Nach dem Aufstieg von Netflix und Amazon Video und vielen anderen Kabelsendern, die mit ambitionierten Projekten auf den Markt drängen, ist der Kabelriese jedoch lange nicht mehr so unangefochten wie er es einst war. Im Drama-Sektor sucht HBO, das einst mit Formaten wie «The Sopranos», «The Wire» oder «Deadwood» neue Serien-Maßstäbe setzte, den nächsten großen Hit nach «Game of Thrones», das nach sechs Staffeln allmählich auf die Zielgeraden zuläuft.

Im Falle der Anfang Oktober gestarteten Serie «Westworld» bescheinigten viele Kenner HBO diesen nächsten Serienhit gefunden zu haben. Doch auch HBO weiß, dass zu einem großen Serienerfolg nicht nur eine hohe Qualität, sondern auch hohe Zuschauerzahlen gehören – eine Maßgabe, an der schon viele qualitativ hochwertige Projekte nach kurzer Zeit scheiterten. Zumindest lieferte «Westworld» gleich mehrere gute Gründe für ein hohes Zuschauerinteresse zum Serienstart. Schließlich stellte das Format die Neuinterpretation des gleichnamigen Sci-Fi-Klassikers aus dem Jahre 1973 dar, das sich bei Genrefreunden einer ungemein hohen Beliebtheit erfreut.

Zuschauerhit gesucht


Nach den langwierigen Produktionsarbeiten an der Serie sollte zum Auftakt im Oktober 2016 auch der letzte Fan des Film-Kults von der Serienadaption gehört haben. Darüber hinaus wartete die HBO-Produktion in ihrer ersten Staffel mit gestandenen Hollywood-Schauspielern wie Anthony Hopkins, Ed Harris, Jeffrey Wright, James Marsden oder Thandie Newton auf. Mit J.J. Abrams und Jonathan Nolan verantworteten außerdem zwei Namen die Produktion, die in Hollywood sowohl für Kassenschlager als auch für Qualitätsware stehen.

So ging HBO frohen Mutes in die Staffelpremiere am 2. Oktober, die «Westworld» auf dem «Game of Thrones»-Sendeplatz um 21 Uhr am Sonntagabend bestritt. So hoch wie zunächst angenommen waren die Sehbeteiligungen zum Start jedoch nicht. Im direkten Vergleich schlug AMC mit seinem schwächelnden Zombie-Spin-Off «Fear the Walking Dead» die HBO-Serie immer noch deutlich: 1,96 Millionen Menschen verfolgten die erste Episode um den titelgebenden Vergnügungspark und damit nur etwa halb so viele Personen wie im Falle des AMC-Formats. Auch mit 0,8 Prozent aller 18- bis 49-Jährigen, die sich «Westworld» widmeten, ließ der Neustart zu wünschen übrig. Im Vergleich zu den anderen aktuellen HBO-Dramen musste sich «Westworld» in Bezug auf den Wert der TV-Premiere hinter «Game of Thrones» und «True Detective» anstellen.

On Demand bereits ein Lichtblick


Durch zeitversetzte Abrufe am gleichen Abend schraubte sich «Westworld» immerhin auf 3,3 Millionen Zuschauer hinauf und zog so mit dem Auftakt von «True Detective» gleich. Zudem lag die Live-Zuschauerzahl immerhin deutlich höher als die des gescheiterten «Vinyl» (0,76 Mio.) und der Mini-Serie «The Night of» (0,77 Mio.), sodass HBO alles in allem mit dem Serienstart zufrieden sein konnte, wobei die Verantwortlichen sicherlich auf weitere Steigerungen hofften. Diese blieben am 9. Oktober jedoch aus. Nach dem Finale in der Vorwoche machte «Fear the Walking Dead» der HBO-Show immerhin keine Probleme mehr, dafür lief zeitgleich die zweite TV-Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump und drückte HBOs Reichweite ab 21 Uhr auf 1,50 Millionen Zuschauer, die noch 0,7 Prozent der Zielgruppe enthielten. Im Hinblick auf den Schlagabtausch der Politiker veröffentlichte HBO bereits am 7. Oktober die zweite Episode über HBO Go vorab.

Ohne das TV-Duell, dafür gegen Live-Baseball auf Fox Sports 1 verbesserte sich «Westworld» in der Folgewoche zumindest auf Platz eins der beliebtesten Serien des jungen Publikums am Kabel-Sonntag. 2,10 Millionen Zuschauer bedeuteten den bis dahin besten Wert, auch auf 0,9 Prozent aller 18- bis 49-Jährigen war «Westworld» davor nicht gekommen. Kaum nahm der doppelbödige Genre-Mix an Fahrt auf, kehrte auch schon «The Walking Dead» mit seiner siebten Staffel zurück. Die aktuell beliebteste Serie überhaupt ließ HBO keine Chance und erreichte im gleichen Time-Slot über 17 Millionen Zuschauer. Auch eine Football-Übertragung auf dem NFL Network lief deutlich stärker als «Westworld», sodass die von Jonathan Nolan und Lisa Joy geschaffene Serie den 23. Oktober nur auf Platz elf der beliebtesten Kabel-Programme abschloss: 1,70 Millionen Interessenten ergaben ein Rating von 0,7 Prozent.

Die Situation gestaltete sich also in Konkurrenz zur alles überstrahlenden Zombie-Serie nicht leichter. Weitere Verluste standen am 30. Oktober zu Buche, als «Westworld» auf 1,49 Millionen Zuschauer ab Zwei und 0,6 Prozent aller 18 – bis 49-Jährigen abgab. Zurück auf 0,7 Prozent ging es am 6. November, auch in Sachen Reichweite zeigte sich «Westworld» mit 1,64 Millionen Zuschauern verbessert. Episode sieben lockte am 13. November weitere 90.000 Zuschauer mehr an. In den 1,75 Millionen Fernsehenden waren zudem 0,8 Prozent aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen enthalten, was dem besten Rating seit vier Wochen entsprach. Auf dem gleichen Niveau verharrte «Westworld» sieben Tage später mit 1,78 Millionen Zusehern und erneut 0,8 Prozent.

Eine Woche vor dem Finale knackte «Westworld» sogar erneut die Zwei-Millionen-Zuschauer-Marke: Während «The Walking Dead» die schlechtesten Ergebnisse seit vier Jahren einfuhr, generierte «Westworld» mit 2,09 Millionen Zuschauern und 1,0 Prozent der Zielgruppe das beste Rating seit dem Start. Der Staffelabschluss ließ die Augen der HBO-Verantwortlichen schließlich weiter leuchten: Mit 2,20 Millionen Zuschauern am Abend des 4. Dezembers stand die höchste Reichweite der Staffel zu Buche. Addiert man zu den Live-Zuschauern die Interessenten auf HBOs Plattformen HBO Now und HBO Go hinzu, erreichte «Westworld» über die Nacht hinweg 3,6 Millionen Zuschauer.

Noch kann man «Westworld» nicht als HBOs nächsten großen Wurf bezeichnen. Sowohl «Game of Thrones» als auch «True Detective» schnitten in ihrer ersten Staffel live besser ab als «Westworld», allerdings hatten die beiden Formate zum Start noch nicht mit einer derart heftigen Konkurrenz von Seiten AMCs zu kämpfen und «Westworld» lockte zeitversetzt sehr viele Zuschauer an. Tatsächlich stellte «Westworld» diesbezüglich sogar einen neuen Rekord auf: Bezieht man die Abrufe innerhalb der sieben Tage nach Erstausstrahlung der Episoden ein, kommt die Science-Fiction-Serie auf durchschnittlich zwölf Millionen Zuschauer wöchentlich. Nie sahen mehr Zuschauer ein HBO-Original zeitversetzt. Aufgrund dessen und mit durchschnittlich 1,82 Millionen Zuschauern im Zuge der linearen Ausstrahlungen wird sich HBO jedoch sicher jetzt schon auf die 2018 laufende zweite Staffel des Formats freuen, die in einem anderen Setting stattfinden soll.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Jan_Itor
08.12.2016 16:03 Uhr 1
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Serie in der Zuschauergunst entwickeln wird. Die Bandbreite der Bewertungen hier im Forum ist ja doch recht groß. Während ein Teil begeistert ist, gibt es bei Westworld auch viele, die mit der Serie nicht warm geworden sind. Vielleicht ist die tatsächliche Zielgruppe für die Serie einfach etwas kleiner, als von HBO gedacht.
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