Quotenvergleich «SdR» vs. «SdS»
- «SdR» (2015): 2,76 Mio. (12,6% / 21,9%)
- «SdS» (2016): 1,75 Mio. (8,0% / 14,9%)
Durchschnittliche Werte ohne die finale Ausgabe von «Schlag den Raab», die mit 3,89 Millionen Zuschauern und fast 30 Prozent Zielgruppen-Marktanteil weit herausragte.
Damit geht gewissermaßen der letzte große Anker, an dem sich das in den vergangenen zehn Jahren zu beachtlicher Größe aufgestiegene «Schlag den...»-Imperium festhalten konnte - und der als Gegenpol zum sympathisch, aber mitunter etwas schwerfällig moderierenden Elton insbesondere in den vergangenen Monaten immer wichtiger wurde, um notfalls auch in eher dröge Duelle wie insbesondere jenem zwischen Massimo Sinato und Andreas Wolff im September die nötige Portion Nervenkitzel hineinzuquatschen. Gerade dieses Handwerk der Hochstilisierung vermeintlicher Nichtigkeiten beherrschte Buschi wie kaum ein Zweiter im deutschsprachigen Raum und war nicht zuletzt deshalb auch einer der vielen Glücksgriffe, die Stefan Raab einst bei der Besetzung des wohl letzten deutschen Show-Meisterwerks getätigt hatte. Umso bitterer ist es also für ProSieben, wie ihnen diese Glücksgriffe nach und nach aus den Händen gleiten.
Des Einen Leid ist der Anderen Freud
Und im Gegensatz zu Raab und Gätjen hat der 52-Jährige nun noch nicht einmal Skrupel, seine Kerntätigkeit zum größten direkten Mitbewerber RTL zu verlagern. Als Buschmann diesen Schritt im Oktober auf seiner vielbesuchten Facebook-Plattform verkündete, herrschte bei der Mehrheit seiner Anhänger Skepsis bis Ablehnung vor. Moderatere Stimmen brachten ihr Unverständnis zum Ausdruck, dass er für eine Show das sich über diverse Unterhaltungs- und Sport-Angebote streckende Konvolut an Möglichkeiten sausen ließ, das ihm ProSiebenSat.1 eröffnete - nicht zuletzt ist er ja auch noch bis zum Ende der Saison Kopf und Stimme der «ran NFL»-Football-Übertragungen, an deren zunehmender Etablierung auf dem deutschen Markt er maßgeblichen Anteil hat. Extremere Äußerungen redeten einen Verfall seiner Ideale in Folge der zunehmenden persönlichen Prominenz, den Verrat an den Sender, der ihn einst groß gemacht hatte oder sogar eine Öffnung hin zum "Unterschichten-Fernsehen", für das RTL im Kern stehe, herbei.
Ein paar Wochen später kann man diesen enttäuschten Anhängern entgegnen, dass es zu Letzterem wohl eher nicht kommen wird. Buschis Kernprojekt beim neuen Arbeitgeber, das machte er bereits bei seinem Wechsel klar, wird die zweite «Ninja Warrior Germany»-Staffel werden, die gegenüber des mit sechs Ausgaben noch recht homöopathisch dosierten ersten Durchgangs ausgebaut wird auf die er sich riesig freue. Zudem fungierte er bereits Ende November in «Die 2» erstmals als Kommentator und trat beim jüngsten «Wer wird Millionär?»-Promispecial als Rategast auf. Das lässt darauf schließen, dass die Verantwortlichen der Kölner ihren Neuzugang in erster Linie bei ihren qualitativen Leuchtturm-Projekten einzusetzen gedenken. Zudem steht noch immer die Ankündigung im Raum, ihm weitere maßgeschneiderte Ideen im Unterhaltungsbereich anbieten zu wollen - was auch dahingehend sinnhaft erscheint, dass man bei RTL nach jahrelangen Quoten-Erosionen keineswegs in der Position ist, sich schlichtweg auf den verblassenden Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen.
Ein noch etwas dichterer Nebel umgibt dagegen Buschmanns zukünftige Tätigkeit bei Sky. Klar ist bislang nur, dass sich auch der Pay-TV-Sender die Dienste des charismatischen Bottropers gesichert hat und mit ihm aller Voraussicht nach in die kommende Fußball-Saison 2017/18 gehen wird. Bedarf an markanten Stimmen hat Sky in jedem Fall, denn nach dem Ausscheiden von Marcel Reif wird im Sommer auch Fritz von Thurn und Taxis seinen Dienst quittieren - zwei Personen also, die ihre Arbeit niemals mit der Kernintention verbunden haben, es jedem Fußballfan recht zu machen. Darüber hinaus ist jedoch mit der deutschen Adaption der UK-Produktion «A League of Their Own» wohl auch ein neues Projekt für den noch jungen Entertainment-Sender Sky 1 in der Mache, in der mit prominenten Sportlern reichlich spielerischer Unsinn verzapft werden soll.
Buschmann, der nimmermüde Wandervogel
Frank Buschmanns Vita (Auswahl)
- Bis Anfang der 90er: Basketballer in der Oberliga und 2. Bundesliga
- 1993: Diplom der Sportwissenschaften, erste journalistische Tätigkeiten im Radio
- 1993-2013: Kommentator und Moderator im DSF, vornehmlich für Fußball und Basketball
- 2006/07: Bundesliga-Kommentator für Arena
- Seit 2007: Kommentator bei «Schlag den Raab» und diversen Raab-Events auf ProSieben
- 2009-2013: Liga total!
- Seit 2011: Kommentator der EA-Spieleserie FIFA
- 2012-2017: Kommentator der «ran NFL»
- April 2014: Sein Buch "Am Ende kackt die Ente" erscheint
- Seit 2016: Gemeinsame Moderation und Kommentierung der RTL-Show «Ninja Warrior Germany»
- Seit 2017: Sky mit «Eine Liga für sich» und RTL's «The Wall». Zudem ab August 17 Bundesliga und Champions League bei Sky
Wagt man nun einen Blick nach vorne, muss man wohl kaum Angst davor haben, dass sich Buschi mit seinem RTL-Wechsel dergestalt in die Nesseln setzt, um den Malus des Gescheiterten aufgedrückt zu bekommen. In noch weit größerem Umfang als Ex-Kollege Steven Gätjen ist es dem Moderator und Kommentator gelungen, sein Tätigkeitsfeld breit genug aufzustellen, um von keinem Arbeitgeber allzu stark abhängig zu sein - einmal ganz davon abgesehen, dass es auch beim Kölner Sender selbst genügend Anlaufstellen für einen prinzipiell im Hintergrund agierenden und doch nie unauffälligen Mann seiner Couleur geben dürfte. ProSiebenSat.1 dagegen steht nun ein weiteres Mal mit dem Rücken zur Wand und muss schon wieder auf einen schmerzhaften Abgang reagieren, bevor man so richtig agieren kann. Doch wer selbst nach dem Lebewohl eines Stefan Raabs bei weitem nicht in seine Einzelteile zerfällt, dürfte auch daran nicht zerbrechen.
Zunächst einmal gilt es jedoch, am Samstagabend noch einmal so richtig Kasalla zu veranstalten und sich bloß nicht in einer Sentimentalität und Weinerlichkeit zu verlieren, die sich Buschi selbst gewiss nicht wünschen würde und die ihm auch nicht gerecht wird. In diesem Sinne: Möge die Ente heute ab 20:15 Uhr noch einen letzten saftigen Haufen kacken!
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
10.12.2016 11:55 Uhr 1
Mit Buschi geht nun zwar ein großer Name, welcher seinen Abschied mMn auch noch übertrieben öffentlich zelebriert.
Adäquater Ersatz steht aber doch auch schon lange parat. Ich habe bei den SdS-Folgen mit Ron Ringuth keinen krassen Abfall in der Qualität des Kommentars festgestellt.
Ärgerlich ist mMn für Pro7 nur, dass sie mit Buschi auch ordentlich an Strahlkraft in den sozialen Medien verlieren.
10.12.2016 13:21 Uhr 2
10.12.2016 19:44 Uhr 3
11.12.2016 09:32 Uhr 4